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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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mit ihr gelacht hatte über die absurden Gerüchte, die Menschen zu glauben bereit waren.
    Wieder blickte sie sich aufmerksam in ihrem Zimmer um. Zu beiden Seiten der Tür hingen Kruzifixe, und sie trat näher, um sich die Tür genauer anzusehen. Die Schnitzereien darauf stellten Engel dar, wunderschöne, beflügelte Wesen, die das Schlafzimmer bewachten. Isabella lächelte. Sie war vielleicht ein bisschen überspannt, aber die Gerüchte über dämonische Kreaturen und eine Armee wilder Tiere, über die sie mit ihrem Bruder gelacht hatte, erschienen ihr jetzt sehr viel realer, und sie war froh über die Unmenge von Engeln, die ihre Tür behüteten.
    Das Zimmer selbst war groß und fast schon überladen mit prunkvollen Schnitzereien. Mehrere Radierungen von beflügelten Löwen hingen an den Wänden, aber die meisten Bilder schienen Engel darzustellen. Zwei steinerne Löwen bewachten den mächtigen Kamin, doch sie sahen recht freundlich aus, und so tätschelte sie ihnen den Kopf, um sich mit ihnen anzufreunden.
    Da Isabella nirgends ihre Kleider finden konnte, öffnete sie schließlich mit einem frustrierten Seufzer den enormen Kleiderschrank. Zu ihrem Erstaunen war er voller schöner Roben, die alle so aussahen, als wären sie neu und eigens für sie angefertigt worden. Sie nahm eine heraus, und ihre Finger zitterten, als sie über den weiten Rock strich. Alle Kleider wirkten so, als wären sie von ihrer Lieblingsschneiderin genäht worden. Jedes einzelne, ob für den täglichen Gebrauch oder für elegante Anlässe bestimmt, hatte genau ihre Größe und war aus weichen, fließenden Stoffen und viel Spitze angefertigt. Isabella hatte solch feine Kleider noch nie besessen, nicht einmal, als ihr Vater noch am Leben gewesen war. Ihre Finger glitten liebevoll über die Stoffe und berührten fast ehrfürchtig die feinen, schmalen Säume.
    In der Kommode entdeckte sie intimere Dinge wie sorgfältig gefaltete Unterwäsche, und in allen Schubladen waren getrocknete Blüten verstreut, um den frischen Duft der Wäsche zu erhalten. Mit einigen der Kleidungsstücke in den Händen setzte Isabella sich auf ihre Bettkante, um sie genauer zu betrachten. Waren sie wirklich extra für sie angefertigt worden? Aber wie könnte das sein? Vielleicht war ihr ja das Zimmer einer anderen jungen Frau gegeben worden. Neugierig blickte sie sich noch einmal in dem weitläufigen Raum um.
    Er enthielt nichts von den persönlichen Accessoires, die sie im Zimmer einer anderen Frau zu sehen erwarten würde. Ein Frösteln überlief Isabella, denn plötzlich erschienen ihr die schönen Kleider fast ein bisschen unheimlich, als hätte Don DeMarco, wohl wissend, dass sie kam, seine eigenen zwielichtigen Pläne für sie geschmiedet. Francesca sagte, die Nachricht ihrer bevorstehenden Ankunft sei ihr weit vorausgeeilt, doch der schwer erreichbare Don hatte nicht einmal eine Eskorte für sie ausgesandt. Nichts von alldem ergab einen Sinn für sie.
    Wie hatte Francesca es zustande gebracht, trotz der verschlossenen Tür in ihr Zimmer zu gelangen? Während Isabella darüber nachsann, zog sie das schlichteste Kleid an, das sie finden konnte, weil ihr gar nichts anderes übrig blieb, als eins der Kleider zu benutzen. Sie konnte ja wohl kaum im Morgenrock zu der Begegnung mit dem Don gehen. Isabella wusste, dass viele der Kastelle und großen Palazzi geheime Gänge und Gemächer hatten. Da sie ziemlich sicher war, dass das die Erklärung für Francescas plötzliches Erscheinen und Verschwinden sein musste, nahm sie sich ein paar Minuten Zeit, um die Marmorwände zu untersuchen. Als sie in keiner ein Anzeichen für eine Geheimtür fand, inspizierte sie sogar den großen Kamin, aber auch er schien nichts dergleichen zu enthalten.
    Isabella erschrak, als sie hörte, wie sich der Schlüssel im Türschloss drehte, doch dann sah sie, dass es nur Sarina war, die lächelnd mit einem Tablett hereinkam.
    »Ich dachte, Ihr müsstet inzwischen wach und ziemlich hungrig sein, Signorina , nachdem Ihr gestern Abend nichts gegessen habt.«
    Isabella warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Ihr habt mir etwas in den Tee geträufelt«, beschuldigte sie die ältere Frau und wich vor ihr zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß.
    »Der Herr wollte, dass Ihr ruhig durchschlaft. Seine Haustiere können recht beängstigend sein, wenn man ihre Geräusche nicht gewöhnt ist. Außerdem wart Ihr so müde von der Reise, dass Ihr wahrscheinlich auch ohne Hilfe eingeschlafen wärt.

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