Ungezaehmte Nacht
Trupp Soldaten sich ein paar Kilometer jenseits des Passes versammelt hat und ein weiterer den Klippen entlang herannaht.«
Isabella machte große Augen. »Du wusstest, dass Rivellio Lucca als Schild benutzte, um Zugang zu dem Tal zu erlangen? Und hast es zugelassen?«
»Natürlich. Es war der einzige Weg, dafür zu sorgen, dass dein Bruder wirklich sicher war. Wenn Rivellio keine Verwendung mehr für Lucca hätte, würde er sich sicher nicht die Mühe machen, ihn am Leben zu erhalten.«
»Ich dachte, du ließest Spione herein, aber nicht eine ganze Armee Soldaten!«, sagte sie erschrocken.
»Eine Armee könnte nicht ohne mein Wissen den Pass durchqueren. Und ist sie erst einmal im Tal, dann sitzt sie in der Falle.«
»Sind die Klippen gesichert? Aus dieser Richtung können sie doch nicht zu uns vordringen, oder?« Sie rang so aufgeregt die Hände, dass Nicolai sie mit seinen bedeckte und beruhigend ihre Fingerknöchel streichelte.
»Ich gehe davon aus, dass sie schon einen Spion im Tal haben, oder sie hätten es gar nicht erst aus dieser Richtung versucht. Dort ist ein Eingang, ein kurvenreicher Tunnel, der sich durch die Berge zieht. Dort unter der Erde befindet sich ein regelrechtes Labyrinth, doch falls sie einen Verbündeten hier haben, könnten sie auch so etwas wie eine Karte haben.«
»Wenn sie einen Spion ausgesandt haben, wissen sie von den Löwen und werden sich auch auf sie vorbereitet haben«, gab Isabella zu bedenken.
Sie runzelte die Stirn und sah so beunruhigt aus, dass Nicolai mit dem Daumen über die steile Falte zwischen ihren dunklen Brauen rieb. »Man kann sich nicht auf den Anblick eines Löwen vorbereiten, und schon gar nicht, wenn er in der Hitze des Gefechts auftaucht«, erklärte er mit sanfter Stimme. »Don Rivellio träumt nur davon, er könnte in mein Gebiet eindringen.« Jetzt erschien der Glanz des Raubtieres in seinen Augen. »Aber ich schlage vor, dass ich mir Gedanken über Don Rivellio und seine Pläne mache, während du dich auf die Heimkehr deines Bruders konzentrierst. Er ist jetzt sicher, doch immer noch sehr krank. Man riet mir, dich auf eine gewaltige Veränderung in seiner Erscheinung vorzubereiten, aber er lebt, und solange das so ist, besteht noch Hoffnung. Ich werde mich um Don Rivellio und seine beabsichtigte Invasion kümmern.«
Nicolai hörte sich so an, als freute er sich sogar darauf, und Isabella warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Er lächelte jedoch nur und legte eine Hand um ihren Nacken. »Ich muss von dir verlangen, dass du dich die ganze Zeit nur innerhalb der Mauern des Kastells aufhältst. Und ich bestehe darauf, dass du mir dein Wort gibst.«
Sie nickte sofort. »Natürlich, Nicolai. Doch ich würde gern auf die Zinnen steigen und nach Luccas Ankunft Ausschau halten.«
»Ich kann dich leider nicht begleiten, weil ich in Gegenwart der Fremden die Löwen unter Kontrolle halten muss, aber wag dich bitte nicht zu nahe an den Rand heran!« Und damit senkte er den Kopf und küsste sie langsam und zärtlich, als hätte er alle Zeit der Welt dazu. Sein Kuss war heiß und voller sinnlicher Verheißungen, und seine Zunge glitt an ihrer Unterlippe entlang und bat um Einlass, bis sie ihre Lippen teilte.
Isabella erschauerte vor Wonne. Das Gefühl erwachte in ihrem Bauch und verbreitete sich wie flüssige Hitze in ihr. Nur widerstrebend löste Nicolai den Mund von ihrem und blickte mit unverhohlener Zufriedenheit auf ihre halb geschlossenen Augen herab.
»Es ist mir ernst mit dem, was ich sage, cara . Keine weiteren Unfälle bitte! Ich muss meine Aufmerksamkeit jetzt voll und ganz dem Don und seinen Pläne widmen.«
»Ich werde vorsichtig sein«, versprach sie feierlich und hatte Mühe zu atmen.
Er beugte sich vor, um sie ein letztes Mal zu küssen, ehe er sich abwandte und ging. Als Isabella ihm nachsah, dachte sie, dass er ein Mann war, der dazu geboren war, zu herrschen und zu kämpfen. Macht und Verantwortung passten gut zu seinen breiten Schultern. Sowie sie Don Rivellios Namen gehört hatte, war es ihr eiskalt über den Rücken gelaufen, doch Nicolai flößte ihr Sicherheit und Vertrauen ein. Er besaß ein unglaubliches, ja fast schon anmaßendes Selbstbewusstsein, und sie merkte, dass sie bei dem Gedanken daran lächelte und sich auf die bevorstehende Wiedervereinigung mit ihrem Bruder freuen konnte.
Erwartungsvoll eilte sie zu den Zinnen hinauf und war sich dabei nur undeutlich der beiden Männer bewusst, die sie beschatteten. Auf dem Wehrgang
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