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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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stehlen. Lucca hatte Isabella zu einer nahen Stadt geschickt, wo Freunde sie beschützen würden, während er sich auf der Flucht befand. Sowie sie von seiner Gefangennahme hörte, hatte sie begonnen, den Zugang zu Don DeMarcos Land zu suchen, weil sie wusste, dass er der Einzige war, der genügend Macht besaß, um ihr und Lucca beizustehen.
    Sie wartete, bis die Wachen sich zurückgezogen hatten und die Tür geschlossen war, dann fiel Isabella neben dem Bett ihres Bruders auf die Knie. Lucca schlang die Arme um sie, barg sein Gesicht an ihrer Schulter und weinte ohne jede Scham. Sie hielt ihn fest an sich gedrückt und versuchte nicht einmal, der Flut ihrer eigenen Tränen Einhalt zu gebieten. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie ihren Bruder weinen sehen.
    Es war Lucca, der sich als Erster wieder fasste. »Wie hast du es geschafft, mich zu retten, Isabella?«, fragte er mit rauer Stimme und umklammerte noch fester ihren Arm, als ertrüge er es nicht, auch nur einen Moment lang den Kontakt zu verlieren. »Als sie mich abholten, dachte ich, sie würden mich zum Henker bringen. Sie sagten nichts, aber ich sah, dass Rivellio auf den Zinnen stand und beobachtete, wie sie mich wegbrachten. Er lachte höhnisch, und ich war überzeugt davon, dass er etwas im Schilde führte.« Er zog sie noch näher. »Bist du sicher, dass DeMarco nicht mit ihm im Bunde steht?«
    »Nein! Niemals!« Isabella war entsetzt, dass ihr Bruder zu einem solchen Schluss kommen konnte. »Nicolai würde so etwas nie tun. Er hasst Rivellio. Du bist hier wirklich sicher, Lucca.« Sie strich ihm das wirre Haar zurück. Er war so dünn, dass sämtliche Knochen hervorstanden, und seine Haut war grau und spannte sich über seinem Körper, als passte sie nicht mehr. Sein Anblick brach Isabella fast das Herz. »Du musst jetzt essen, schlafen und wieder zu Kräften kommen. Du schuldest Don DeMarco dein Leben, Lucca – dein Leben und deine Treue. Er ist wunderbar, ein wirklich anständiger Mann.«
    Lucca ließ sich in die Kissen sinken, weil seine Kräfte ihn verließen. »Dann sind die Gerüchte über ihn nicht wahr?« Seine Lider wurden schwer, doch er kämpfte gegen die Erschöpfung an, um seine Schwester anzusehen, aus Angst, es könnte alles nur ein Traum gewesen sein, falls er einschlief. »Erinnerst du dich an die Geschichten über die DeMarcos, die ich dir früher erzählte, um dir Angst einzujagen? Waren sie nur Klatsch und Tratsch?« Schließlich schloss er doch die Augen, weil seine Erschöpfung über seinen Willen siegte. »Ich schulde dir mein Leben, kleine Schwester. Meine Treue gehört dir.«
    Sie strich ihm übers Haar wie einem Kind. »Sarina wird dir etwas Heißes zu trinken bringen, Lucca, wenn du so lange wach bleiben kannst.« Aus Angst, dass er vielleicht nicht mehr erwachte, falls er einschlief, beugte sie sich beschwörend zu ihm vor. »Entgleite mir nicht, Lucca! Kämpfe um dein Leben! Ich brauche dich. Hier bei mir, in dieser Welt. Ich weiß, du bist müde, aber du bist hier völlig sicher. Du brauchst dich nur noch auszuruhen.«
    Lucca drückte ihre Hand, doch er war zu schwach, um die Augen zu öffnen und sie zu beruhigen. Isabella blieb neben ihm knien und verfolgte besorgt, welch große Mühe er beim Atmen hatte und wie er von einem erneuten Hustenanfall geschüttelt wurde, bevor er wieder ruhig liegen konnte.
    Isabella war froh, als Sarina erschien und das Kommando übernahm. Nachdem sie Lucca mit vielen dicken Kissen unter Schultern und Rücken das Atmen erleichtert hatte, wies die Wirtschafterin Isabella an, ihm zu helfen und ihm einen Becher mit heißem Kräutertee an die Lippen zu drücken. Er nippte daran, ohne auch nur zu versuchen, den Becher selbst zu halten. Seine Arme lagen schlaff an seinen Seiten, und sowie sie den Teebecher von seinem Mund nahmen, schlief er augenblicklich ein.
    Isabella ergriff Sarinas Hand. »Was hat der Heiler gesagt? Dass es ihm sehr schlecht geht, nicht?«
    »Die Heilige Madonna wird über ihn wachen.« Sarinas Stimme klang sehr mitfühlend, als sie hinzufügte: »Mit ein bisschen Hilfe von uns.« Sie klopfte Isabella beruhigend auf die Schulter.
    Dann ging die Wirtschafterin und schloss die Tür, sodass Isabella wieder allein mit ihrem Bruder war. Sie zog sich einen Stuhl an das Bett heran, um bei Lucca zu wachen und ihn unablässig anzusehen.
    »Isabella?« Beim Klang der leisen Stimme erstarrte sie buchstäblich. »Bitte hör mir nur einmal zu, bevor du anfängst, mich zu

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