Ungezaehmte Nacht
Zimmer und die Tasse Tee, die auf dem Nachttisch stand, zeugten davon, dass Sarina das Zimmer vorbereitet hatte. Nicolai ging zur Tür und vergewisserte sich, dass sie abgeschlossen war, bevor er sich Isabella zuwandte.
»Muss ich jetzt auch über jeden meiner Schritte Rechenschaft ablegen?«, fragte sie mit trotzig vorgeschobenem Kinn.
Nicolai ließ in einem langen Zischlaut den Atem entweichen. »Absolut! Du hast ja keine Ahnung, was du mir bedeutest und wozu ich fähig bin, wie ich herausgefunden habe. Dio , Isabella, wenn ich bedenke, wie viel Zeit ich damit verschwendet habe, mich darum zu sorgen, was ich vielleicht Jahre später tun könnte! Stattdessen hätte ich dir so nahekommen sollen wie nur möglich und dich in jeder nur erdenklichen Art und Weise an mich binden sollen, damit es keine Zweifel mehr zwischen uns gibt.«
»Zweifel, Nicolai?«, wiederholte sie mit erhobener Augenbraue. »Was ist es denn, woran du zweifelst? Doch nicht etwa an meiner Treue?«
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und brachte es noch mehr durcheinander. »Ich habe so manches … unschöne Geflüster gehört.«
Ihr ganzer Körper versteifte sich vor Empörung, als sie den Blick zu ihm erhob. »Und glaubst du auch nur eine Sekunde lang dieses unschöne Geflüster?« Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort und hoffte und betete, dass es die richtige sein möge. Was ihre ganze Persönlichkeit, ihr Herz und ihre Seele ausmachte, waren ihre Ehre und ihr Ehrenwort. Falls Nicolai daran zweifelte, kannte er sie überhaupt nicht.
Ein langsames Lächeln ließ den harten Zug um seine Lippen weicher werden. »Du siehst mich mit einem solchen Vertrauen an, mit einem solchen Glauben, dass ich das Richtige tun und sagen werde – doch ich habe Angst um dich, Isabella. Ich fürchte, dass du, wohin du auch gehst, von eifersüchtigen Augen beobachtet wirst und dass der Fluch schon auf sein großes Finale hinarbeitet. Hier geht es um weit mehr als nur die Frage, ob ich die Kontrolle über die Raubtiere habe oder nicht. Das hast du selbst gesagt. Und was dich angeht, vertraue ich niemandem.« Er trat neben sie und begann, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen, um dann bewundernd zuzusehen, wie es wie ein üppiger, seidener Wasserfall bis zu Isabellas Taille herunterfiel.
»Francesca liebt dich, Nicolai. Sie wird dich ganz sicher nicht verraten.«
»Ich habe nie bezweifelt, dass mein Vater meine Mutter liebte, Isabella, doch am Ende hat er sie verraten.« Nicolai bedeckte ihren Mund mit seinen Lippen, weil er sie kosten, sie berühren und sie ganz dicht an seinem Herzen haben musste. Ihr Mund war warm und nachgiebig, und ihr weicher, biegsamer Körper schmiegte sich an seinen viel härteren und muskulöseren.
Isabella hob den Kopf, um in Nicolais bernsteinfarbene Augen zu schauen. »Vielleicht hat sie ihn betrogen, Nicolai. Nicht mit ihrem Körper, aber in Gedanken. Vielleicht liebte sie nicht, was er war.«
»Ein Tier folgt seinem Instinkt und nicht seiner Vernunft, piccola «, sagte er warnend. »Und wie hätte eine Frau diesen Teil von ihm auch lieben können?«
»Weil manchmal auch eine Frau ihrem Instinkt folgt, Nicolai. Wenn das Tier in dir lebt, ist es ein Teil von dir. Eine Frau pickt sich nicht heraus, was sie an einem Mann liebt. Sie liebt einfach alles an ihm.«
Seine Hände umrahmten ihr Gesicht. »Liebst du alles von mir, cara , sogar meine wilde Seite?« Seine Stimme war wie ein Streicheln, das ebenso zärtlich über ihre Haut tänzelte wie seine Finger. Isabella merkte, wie ihr Magen vor Aufregung zu kribbeln begann.
»Ich liebe alles an dir«, flüsterte sie. »Deine Stimme, deine Art zu lachen oder wie sanft du sein kannst. Ich liebe es, wie du für deine Leute sorgst und wie du ihnen dein Leben gewidmet hast.«
»Und meine wilde Seite, bellezza – liebst du auch diesen Teil von mir?«
»Ganz besonders den, Signore «, gestand sie lächelnd.
Er strich mit den Daumen über ihren Nacken, an ihrer Kehle und am Ausschnitt ihres Kleides entlang. Ein wohliges Erschauern durchlief sie, als seine Finger sehr zärtlich ihre nackte Haut massierten.
Sein Blick jedoch war düster und verdrossen, ein Meer aus Liebe und Verzweiflung. Er begehrte sie mit jeder Faser seines Körpers – aber er hatte mit den Folgen seines Erbes gelebt und Isabella nicht. Trotzdem glaubte sie, die Dinge klarer zu sehen als er.
»Hast du recht, amore mio? Darf ich mein ganzes Vertrauen in dich setzen und mich darauf verlassen, dass du
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