Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
andere heiraten zu können, die ihm noch mehr Reichtum einbringt.«
    »Ja, ich denke, da hast du sicher recht. Er hätte vorher natürlich eine angemessene Zeitspanne verstreichen lassen. Entweder das, oder er hätte dich irgendwo eingesperrt und der Welt erzählt, du wärst gestorben. Das ist nichts Ungewöhnliches.«
    Bei der Vorstellung lief es ihr kalt den Rücken hinunter, und die beiläufige Art und Weise, wie Nicolai es sagte, ließ sie innerlich zu Eis erstarren. Isabella hatte immer den Schutz ihres Standes, Geburtsrechts, Namens und Besitzes genossen. Ihre Familie hatte über sie gewacht. Natürlich hatte sie von der Brutalität gehört, die eine Frau in den Händen eines skrupellosen Mannes erleiden konnte, aber sie hatte nie wirklich viel darüber nachgedacht.
    Als sie ihr Schlafzimmer erreichten, war der Raum noch angenehm warm von der Glut des Feuers. Isabella gab sich sehr geschäftig und machte sich auf die Suche nach der Salbe, doch ihr war immer noch ganz übel von Nicolais Worten. Sie wusste nichts von ihm. Er war jünger, als sie gedacht hatte, und sah besser aus, als sie sich hätte vorstellen können. Nicolai besaß eine Ausstrahlung und einen Charme, die sie ungeheuer reizvoll fand. Seine Stimme und seine Augen faszinierten sie, und seine körperliche Anziehungskraft war fast zu groß, um ihr zu widerstehen.
    »Jetzt habe ich dich mit meinen unbedachten Worten geängstigt, cara . Aber ich kann dir versichern, dass ich nicht die Absicht habe, dich irgendwo einzusperren, während ich andere arglose Frauen ihres Vermögens wegen eheliche. Eine Ehefrau genügt mir. Besonders, wenn sie so unberechenbar ist wie du und in meinem Palazzo herumschleicht und nach meinen Schätzen sucht.«
    »Ich habe gehört, dass du dich mit vielen Männern triffst, sie dich jedoch niemals zu Gesicht bekommen«, konterte sie.
    Er packte sie am Arm und zog sie dicht zu sich heran. »Wer hat dir so etwas erzählt?« Goldene Augen, in denen warnende Flämmchen aufloderten, funkelten sie an.
    Nicht im Geringsten eingeschüchtert, verdrehte Isabella nur ärgerlich die Augen. »Das ist allgemein bekannt. Viele reden innerhalb und außerhalb dieses Tales eine Menge dummes Zeug. Aber als ich eine Audienz bei dir hatte, hast du fast die ganze Zeit im Halbdunkel gestanden.« Sie lachte leise. »›Gelauert‹ wäre das richtigere Wort. Ich glaube, du hast im Halbdunkel gelauert.«
    Seine gereizte Miene wurde weicher, denn seine Augen lachten über ihren Scherz. Beide sprachen mit gedämpfter Stimme, als wären sie sich einig, dass keiner etwas erwecken wollte, das man besser ruhen ließ. So, wie die Dinge lagen, waren sie ganz und gar in ihrer eigenen Welt, verbunden von der Dunkelheit und etwas nicht Greifbarem, das sie miteinander teilten. »Vielleicht habe ich ja gelauert, mangels eines besseren Wortes. Ich liebe die Nacht. Selbst als Kind hatte ich schon das Gefühl, dass sie mir gehörte.« Seine Augen waren wie zwei bernsteinfarbene Flammen in dem schwachen Licht des Raumes. »Die Nacht gehört mir, cara . Ich sehe in ihr, was andere nicht sehen. Sie ist voller Schönheit und Faszination, doch vor allem gibt sie mir eine Freiheit, die ich während der Tagesstunden nicht genießen kann. Deshalb fühle ich mich bei Nacht am wohlsten.«
    Er versuchte, ihr etwas Wichtiges zu vermitteln, doch Isabella war außerstande, die tiefere Bedeutung seiner Worte zu erfassen. Als sie sich flüchtig erinnerte, dass Sarina ihn als nachtaktiv bezeichnet hatte, blickte sie zu seinen maskulinen Zügen auf. »Du bist unnatürlich schön«, bemerkte sie kritisch, aber ohne Arg, »doch du scheinst es nicht einmal zu wissen. Warum bleibst du so viel allein? Ist das nur so üblich in deinem castello? « Sie schätzte seine Gesellschaft sehr und hoffte, dass er ihr auch weiterhin ein Freund und Gefährte sein würde.
    Nicolai zögerte. Es war das erste Mal, dass sie ihn unentschlossen sah. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und zuckte wieder zusammen, als er den Arm anhob. »Du musst die anderen Frauen kennenlernen und dir zeigen lassen, was nötig ist, um den Palazzo zu führen. Ich will nicht nur eine Ehefrau auf dem Papier, sondern erwarte von dir, dass du regen Anteil an deinem Zuhause und seinen Menschen nimmst.«
    »Ich habe mitgeholfen, das Haus meines Vaters zu führen, daher werde ich sicher auch hier keine Probleme haben, alles Nötige zu erlernen.« Nur war dieses Haus hier zehn Mal größer als alle, die sie je gesehen hatte. Aber

Weitere Kostenlose Bücher