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Ungezogen

Ungezogen

Titel: Ungezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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einfach nicht. Stimmt's, Chrissie?«
    Ich wurde aus einem lebhaften Tagtraum gerissen, in dem Dave ein Glas nach dem anderen mit seinem heißen, dicken Saft füllte und ich ihm folgte, um jedes Glas herunterzustürzen. »Richtig. Ich meine, sogar in Pornofilmen sieht man Mädchen, die einen Schritt zurück machen, wenn der Kerl kommt, damit sie es nicht in den Mund oder ins Gesicht bekommen.«
    »Wann hast du denn Pornofilme geguckt?« Jenny wirbelte zu mir herum. Ich lächelte geheimnisvoll.
    »Hier und da. Ich habe schließlich einen älteren Bruder, und ich habe seine Videosammlung gefunden, als ich noch an der Highschool war. Ich habe meine Freunde eingeladen, wenn ich wusste, dass wir das Haus für uns hatten, und wir haben uns mit dem Schnellvorlauf durch die Filme gearbeitet. Aber es ist doch so, dass viele Frauen es nicht mögen, selbst wenn sie wünschten, dass sie es mögen. Aber das weißt du nicht, bis du es versucht hast, und du wirst es nie versuchen ...«
    » ... bis du genau das tust, was ich dir jetzt sage.« Jennys Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Du darfst jetzt nicht hingucken, aber da ist ein Typ, der schon seit fünfzehn Minuten immer wieder zu dir rüberstarrt.«
    Martha wurde rot. »Ich weiß. Ich hab ihn vor ein paar Minuten bemerkt. Kennst du ihn?«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Nein. Aber der ist süß!«
    Ich blickte hinter mich und sah ihn sofort: eins achtzig groß, blond. Er trug ein T-Shirt und eine Levi's. Aus der Entfernung konnte ich nicht sagen, welche Augenfarbe er hatte, aber ich wette, sie waren blau. Ein schüchternes Lächeln umspielte seine Lippen, als er merkte, dass wir ihn beobachteten. Ich fragte mich, ob das der Typ war, von dem Jenny erzählt hatte? Ich war schon gespannt, wann er ins Spiel kam.
    Martha war immer noch knallrot. »Woher weißt du, dass er mich anguckt?«
    »Weil Chrissie mit dem Rücken zu ihm sitzt, und ich weiß, dass er mir nicht in die Augen schaut. Na los, lächle ihn an.«
    Martha schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Was ist mit Gerry?«
    »Was soll mit ihm sein?«, stellte ich die Gegenfrage. »Du lächelst ihn an, deshalb machst du es ihm ja nicht sofort mit der Hand. Mach schon, bevor er denkt, dass wir eine Horde Lesben sind und er das Interesse verliert.«
    Ach, die subtile Kunst des lässigen Aufreißens. Ich durfte es jeden Abend beobachten. Wer würde den erste Zug machen, wer das Eis brechen und wer ganz locker zum anderen hinübergehen und den durchschaubaren Versuch unternehmen, ein Gespräch anzufangen, indem er eine richtig doofe Frage stellte wie zum Beispiel: »Entschuldige, aber hast du Feuer für mich?« Martha hatte bereits ihre Zigaretten auf den Tresen gelegt, und der Typ war sofort neben ihr.
    »Klar.« Sie hielt ihr Einmalfeuerzeug hoch und ließ es aufflammen. Er beugte sich vor. Eine Hand legte sich um ihre. Jenny und ich wechselten Blicke. Sie hätte ihm genauso gut das Feuerzeug geben können. Aber nein. Mir kam ein alter Film in den Sinn, den ich kürzlich gesehen hatte. Darin wurde Greta Garbo Feuer gegeben, und sie teilte eine Zigarette mit einem Verehrer. Himmel, war das geil. Und es war schön, zu sehen, dass inmitten der ganzen Anti-Raucher-Kampagnen, die heutzutage überall am Start waren, die Kunst der Verführung mit Hilfe einer Zigarette nicht totzukriegen war. Martha zog so hastig an ihrer Newport, dass man hätte blind sein müssen, um nicht zu verstehen, was sie wollte.
    Der Typ, der sich jetzt als Ricky vorstellte, war auf jeden Fall fasziniert, und während Jenny und ich uns zwangen, miteinander zu plaudern, wussten wir, dass er und Martha sich echt gut verstanden.
    Aber wie weit ging das? Sie entschuldigte sich, um zur Toilette zu gehen; ich sprang auf und folgte ihr. Wir ließen Jenny und Ricky allein. Sobald sich die Tür zur Damentoilette hinter uns schloss, steckten wir die Köpfe zusammen.
    Um es kurz zu machen: Sie mochte ihn. Er war süß, er war lustig, und er war eindeutig schüchtern. Aber sie roch Lunte. »Ist das eine von Jennys Fallen?«
    Ich log. »Ich weiß nicht, aber ich glaube nicht. Wieso?«
    »Weil, also: weil. Ich liebe sie, aber ich vertraue ihr nicht. Egal. Ich würde es ihr glatt zutrauen, mich mit jemandem zu verkuppeln und dann in die Nacht zu verschwinden.«
    »Das wird sie nicht tun. Im Übrigen haben wir doch bereits etwas arrangiert.« Meine Eltern, die für drei Tage daheim gewesen waren, hatten sich wieder auf den Weg ins Hinterland zu Tante Lil gemacht. Ich hatte

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