Ungnade: Thriller (German Edition)
ging augenblicklich zu Boden.
Hudson blickte zu ihm hinunter und sah ihn sterben. » Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, sagte er.
Er hob die Ledertasche auf, bevor sie von der sich ausbreitenden Blutlache erfasst wurde, und legte die Waffe hinein. Dann nahm er aus seiner Jackentasche eine Fernbedienung, die auf die Frequenz von Weiss’ Garagentor eingestellt war, und drückte den Knopf. Das Tor begann sich zu schließen, und er kroch schnell darunter hindurch hinaus auf die Straße. Dann steckte er auch die Fernbedienung in die Ledertasche, um sich ihrer später zu entledigen.
Weiss war so gefallen, dass er halb im Lift, halb in der Garage lag. Während die Fahrstuhltüren immer wieder auf- und zugingen und gegen den leblosen Körper stießen, schloss sich das Garagentor endgültig und verbarg die letzte Ruhestätte des weißen Engels.
2
Eine Woche später saß Logan mit Samantha Cahill in der Eingangshalle des Bezirksgerichts. Die Halle wirkte groß und ausdruckslos und war in verschiedenen Brauntönen gehalten. Das Publikum bestand ungefähr zu gleichen Teilen aus Straftätern und Anwälten. Unter Letzteren befanden sich auch ein paar seiner ehemaligen Kollegen bei Kennedy Boyd, die Logan im Vorbeigehen zunickten, aber nicht stehen blieben, um sich mit ihm zu unterhalten.
Joe Shaw hatte Logan und Sam erklärt, dass die heutige Verhandlung wiederum unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfände und Cahill im Anschluss daran zu den Zellen im Souterrain zurückgebracht würde, während man die formellen Vorbereitungen für seine Entlassung traf. Der Fall würde also nicht mit einem flammenden Schlussplädoyer als Höhepunkt enden.
Samantha Cahill hatte dunkle Schatten unter den Augen und war das reinste Nervenbündel. Seit der Verhaftung ihres Mannes vor über einer Woche hatte sie kaum geschlafen. Logan legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich.
» Jetzt wird alles gut«, versicherte er ihr. » Alex wird entlassen.«
» Aber was, wenn nun jemand einen Fehler gemacht hat? Wenn sie doch nicht tun, was sie angekündigt haben?«
» Es ist schon alles gelaufen«, sagte Logan. » Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.«
Es war für Purcell nicht leicht gewesen, seine Verbindungsleute zu überreden, die volle geheimdienstlich genutzte Technologie des Echelon-Netzes anzuwenden, obwohl der mutmaßliche Täter, der für das Massaker am Hilton Hotel verantwortlich zu sein schien, doch schon hinter Gittern saß. Er und Hardy waren nach London geflogen, um sich der Sache persönlich anzunehmen, und hatten ein paar hitzige Debatten zu überstehen gehabt.
Die Mobilfunktelefone, die sie Hudsons Leuten abgenommen hatten, waren schließlich dazu verwendet worden, anhand der von Echelon empfangenen Signale Teile ihrer Kommunikation im Vorfeld des Bombenattentats und der Ermordung Roddys zu rekonstruieren. Die Telefonate zwischen Weiss’ Londoner Wohnung und Hudsons Handy hatten bewiesen, dass Weiss in den Anschlag verwickelt gewesen war.
Endgültig überzeugt waren die Geheimdienstler allerdings erst gewesen, als das Ausmaß der bereits laufenden Interpolermittlungen gegen Weiss bekannt geworden war. Doch nun, da er nicht mehr lebte– scheinbar war er das Opfer eines geplanten Mordes geworden, wie er im Milieu des organisierten Verbrechens gang und gäbe war–, würde es nie zum Prozess gegen ihn kommen.
Alles lief auf die Entscheidung hinaus, im Fall von Devon Leonard nichts zu unternehmen. Man sah keinen Sinn darin, wegen eines unbedeutenden Möchtegerngangsters wie ihm noch einmal alles aufzuwühlen. Ein kurzer Besuch Purcells zu nächtlicher Stunde hatte dafür gesorgt, dass Leonard es nicht wagen würde, je den Mund aufzumachen.
» Hast du ihnen alles erzählen müssen?«, hatte Logan Hardy gefragt, als sie nach seiner Rückkehr aus London im Büro von CPO Security zusammensaßen. » Auch das, was am Loch Awe passiert ist? Mit Ellie?«
» Spielt es eine Rolle?«
» Für mich schon. Genauso wie für Ellie.«
Hardy hatte Logan lange und tief in die Augen gesehen, bevor er antwortete. » Die Leute, die diese Entscheidungen treffen, haben genug Macht, um jede anderweitige Verfügung aufzuheben. Sie haben das absolute Sagen. Keiner von uns braucht sich noch Sorgen zu machen, auch nicht, was die Ereignisse vor einiger Zeit angeht. Vertraue mir und vergiss das alles, okay? Es ist vorbei.«
» Aber was ist mit der Sonderabteilung des Yard? Immerhin haben die eine Verbindung zwischen
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