Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
Vom Netzwerk:
Gesichtern nicht abzulesen. Deshalb fuhr Kerstin fort: »Und an dem
Tag hat der Hecker Adam der Elvira einen Zettel zugesteckt. Ich hab das
zufällig gesehen. Ja. Und die Elvira hat gezischt, sie muss auch mit ihm reden.
Wahrscheinlich wollten sie sich in der Abstellkammer treffen.«
    »In der Abstellkammer?« Kommissarin Langenscheidt lehnte sich vor.
    »Ja, das war ihr üblicher Treffpunkt.« Kerstin wurde rot.
    »Haben Sie auch mitbekommen, dass sich die beiden am
Dienstagvormittag getroffen haben?«
    »Nein, wie gesagt, es war so viel los. Ich hab mich um Frau von
Hohenstein gekümmert. Die hat mal wieder ihren Schmuck verlegt gehabt. Und der
Hecker war mit Schwester Sieglinde beim Herrn Albrecht, der war krank.«
    »Was haben Sie denn gemacht, als die Leiche gefunden wurde?«
Kommissarin Langenscheidt blätterte in ihren Unterlagen. Das verunsicherte
Kerstin noch mehr. Sie dachte, dass sie jetzt alles genauso sagen musste wie
beim ersten Mal, da die Kommissarin ihre Aussage vor sich liegen hatte.
    »Also, ich hab die Tabletten für mittags ausgeteilt, die Schwester
Sieglinde zusammengestellt hat. Wir haben im Medikamentenraum besprochen, ob
ich dem Herrn von Markovics heute seine Tabletten bringen soll oder nicht. Ich
dachte, ich störe ihn nur bei seiner Feier. Aber Schwester Sieglinde hat darauf
bestanden. Ich wollte es mir allerdings bis zum Schluss aufheben, damit ich nur
noch seinen Becher auf dem Tablett habe. Also hab ich zuerst allen anderen ihre
Medikamente gegeben. Den Hecker Adam hab ich im Gang getroffen. Er sah gerade
aus dem Fenster, das in den Hof hinausgeht. Ich hab automatisch auch
rausgeschaut. Aber da ging nur die Frau Wieland heim. Es hat ein Bewohner
geklingelt, und ich hab zum Hecker gesagt, er soll gehen, weil ich ja noch die
Tabletten verteilen muss. Das hat er gemacht. Der Herr Albrecht wollte einen
Fencheltee für seinen Bauch. Der Hecker hat den Tee in der Stationsküche
gemacht, ich habe ihn auf meinem Rundgang dort getroffen. Als ich auf dem Weg
zum Zimmer von Herrn von Markovics war, hab ich gesehen, wie die Frau Schneider
und ihr Mann eilig weggegangen sind. Ich hab mir nichts dabei gedacht, weil ich
ja nie im Leben darauf gekommen wäre, dass sie die Elvira tot gefunden hat. Ich
hab ihrem Vater die Tabletten gebracht. Das hat ein bisschen gedauert, weil ja
so viele Leute in dem Zimmer waren. Als ich wieder draußen war, kam die
Schwester Sieglinde zu mir und hat mir erzählt, dass die Elvira tot ist.«
Kerstin sah die Kommissarin verzagt an. Hatte sie alles richtig wiedergegeben?
    Frau Langenscheidt nickte ihr freundlich zu. »Das wäre erst mal
alles. Danke. Sagen Sie doch dem Herrn Hecker Bescheid, dass ich ihn jetzt
sprechen möchte.«
    »Das kann ich nicht. Der Hecker hat heute seinen freien Tag.«
    »Gut, dann soll als Nächstes Frau Schönhuber kommen.«
    »Mach ich.« Kerstin war froh, das hinter sich zu haben.
    Fünfzehn Uhr dreizehn
    Schwester Sieglinde erschien etwas gehetzt bei der Kommissarin.
Eigentlich war jetzt Übergabe, und sie hatte überhaupt keine Zeit, zum
wiederholten Male die gleichen Fragen zu beantworten. Kerstin hatte ihr erzählt,
warum die Polizei nochmals im Haus war. Es war doch alles in bester Ordnung.
Der Szabó war im Gefängnis, auf der Station ging alles wieder seinen geregelten
Gang. Und nun das.
    Sie klopfte forsch an und betrat das Zimmer. Nachdem sie sich
gesetzt und die Kommissarin auch ihr einleitend erklärt hatte, warum eine
neuerliche Befragung notwendig war, gab sie ungnädig den Ablauf vom Dienstag
letzter Woche wieder.
    »Wer bekommt auf Ihrer Station Insulin gespritzt?«
    Überrascht sah Schwester Sieglinde die Kommissarin an. Das war eine
neue Frage. »Einige Bewohner. Diabetes ist im Alter keine Seltenheit.«
    »Welches Insulin benützen Sie?«
    »Der Arzt verschreibt die Mittel und die notwendige Dosis.« Die
Schwester wunderte sich über dieses Thema.
    »Wer darf bei Ihnen die Injektion durchführen?«
    »Nur examinierte Altenpfleger.«
    »Das heißt?«
    »Nun, ich natürlich, Marion Bauer und Kerstin Schmalhofer. Herr
Hecker und Frau Böhm sind – waren nur Altenpflegehelfer.« Ein »Warum?« lag auf
ihren Lippen, aber sie hielt sich zurück.
    »Hat sich Frau Böhm selbst Insulin gespritzt?«
    »Nein, ich wusste ja gar nicht, dass sie Diabetes hatte, bis Sie es
das letzte Mal erwähnt haben.«
    »Kann es sein, dass Frau Böhm es sich aus Versehen injiziert hat?«
    Schwester Sieglinde schüttelte skeptisch den Kopf. »Aus

Weitere Kostenlose Bücher