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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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hat es mir erzählt.«
    »Ah, Ihre Mutter.« Der Tonfall sagte schon alles: Die ist doch
dement. Die kann sich eh an nichts erinnern und kriegt alles durcheinander.
    »Auch wenn Sie es nicht tun, ich glaube ihr«, pampte ich sie an.
    »Seien Sie versichert, dass hier niemand spritzt, außer uns
Schwestern«, erwiderte sie mit einem hochnäsigen Unterton. »Sonst noch was?«
    »Nein, schon gut.«
    Hatte ja doch keinen Sinn.
    Elf Uhr
    Auf meinem Weg nach Hause grübelte ich über diese beunruhigenden
Informationen nach, die mir der Morgen beschert hatte.
    Wie es der Zufall so wollte, trat in genau dem Augenblick, in dem
ich am Friseur vorbeifuhr, Heidemarie Wieland auf die Straße. Ich hielt auf dem
nächstgelegenen Parkplatz und lief ihr hinterher. Diese Gelegenheit durfte ich
mir nicht entgehen lassen.
    »Heidemarie, warte mal«, rief ich, und sie blieb stehen.
    »Karin, das ist aber nett, dich zu sehen. Es war gestern ein
reizender Abend bei euch. Und erst das Hähnchen! Martin hat sich selbst
übertroffen.«
    »Ja, danke. Ich werde es ausrichten.« Ihre höflichen Komplimente
hatten mich für einen Moment aus dem Konzept gebracht. Ich ließ mich jedoch
nicht lange beirren. »Ich habe heute etwas erfahren, das mich verwirrt.
Vielleicht kannst du mir weiterhelfen?«
    Ihre veilchenblauen Augen ruhten freundlich auf mir.
    »Warst du früher Krankenschwester?«
    »Nein, wie kommst du denn darauf? Ich war Chemielaborantin.«
    »Nun, ich habe gehört, dass du im Altenheim mithilfst, Spritzen zu
geben. Das hat mich gewundert.«
    »Wer hat denn diesen Unsinn behauptet?« Sie lachte.
    »Das spielt keine Rolle.« So ganz sicher war ich mir jetzt nicht
mehr. Schließlich war die Information von meiner Mutter gekommen. Und wir
wussten alle, wie es um ihren Geisteszustand bestellt war. Ich startete den
nächsten Versuchsballon. »Ist denn der Adam Hecker tatsächlich dein Sohn?«
    Heidemarie bekam einen leicht starren Blick. »Hast du das aus
derselben Quelle?«
    »Nun, jemand hat es erwähnt.«
    »Ja, das stimmt. Warum sollte ich es leugnen? Er ist mein Sohn.« Sie
spitzte ihre Lippen.
    »Weshalb hast du mir das nie erzählt?«
    »Warum sollte ich? Du hast mich ja noch nie nach Kindern gefragt,
meine Liebe.« Heidemarie hatte ihren Kopf schief gelegt und machte wieder ein
liebenswürdiges Gesicht.
    »Da hast du recht. Steht ihr euch denn sehr nahe?«
    »Das ist eigentlich kein Gesprächsthema für die Straße, findest du
nicht? Aber kurz und bündig: Wir haben uns erst vor einiger Zeit entdeckt,
sozusagen.«
    Ich schaute sie an und sah eine adrette ältere Frau mit frisch vom
Friseur gelegten Löckchen, strahlend blauen Augen und einem Seidentuch um den
Hals. Vielleicht wusste sie gar nicht um die dunkle Seite ihres Sohnes. Ich
sollte sie warnen.
    »Heidemarie, das zu sagen fällt mir jetzt wirklich schwer, aber
weißt du, dass der Hecker, also dein Sohn, Frauen, nun, belästigt?« Gott, war
mir das Gespräch unangenehm.
    »Karin, was erzählst du mir heute für hanebüchene Geschichten?« Sie
lachte auf und zupfte an ihren Haaren. Ihr Blick drückte Zweifel an meiner
geistigen Verfassung aus. »Ich soll verbotenerweise Spritzen geben, mein Sohn –
wie hast du dich ausgedrückt? – Frauen belästigen? Von wem hast du denn diesen
ganzen Unsinn?«
    Von meiner Mutter, dachte ich. Und vom Hörensagen, wie Martin es
formuliert hatte. Von jungen Mädchen und alten Frauen. Jetzt war selbst ich
unsicher.
    »Heidemarie, es tut mir leid, falls ich dich verletzt habe. Ich
hätte besser nachdenken sollen. Vergiss alles, wenn du kannst. Entschuldige.«
Betrübt stand ich vor ihr. Ein Schulmädchen vor der Lehrerin, die ihm seine ach
so klugen Schlussfolgerungen als dumme Hirngespinste aufgedeckt hatte.
    »Mach dir keine Gedanken, Karin. Jeder ist mal auf dem Holzweg und
hört auf die falschen Leute. Ich habe es schon vergessen.« Damit reichte sie
mir die Hand.
    Ich schüttelte sie dankbar, froh, dass sie nicht beleidigt war. Wir
verabschiedeten uns, und ich fuhr niedergeschlagen nach Hause.
    Daheim rief ich Isabell an. Ich musste jetzt mit jemandem reden,
alles erzählen. Und das machte ich ausführlich!
    »Karin, lass dich nicht runterziehen. Ich wüsste auch nicht, wem ich
glauben soll. Es ist doch total verständlich, dass du den Worten deiner Mutter
vertraust. Sie war dein ganzes Leben lang eine glaubwürdige Instanz für dich.
Da musst du dich erst langsam daran gewöhnen, dass es jetzt leider nicht mehr
so ist.«
    Isabell fand

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