Unguad
immer die richtigen Worte. Ich fühlte mich getröstet.
»Danke, Isabell, dass du mir zugehört hast.«
»Das ist doch selbstverständlich. Dazu sind Freundinnen da.«
»Ja, trotzdem.«
»Was hast du heute denn noch so vor?«, fragte sie.
»Och, nichts Besonderes. Erst wollte eigentlich die Frau
Langenscheidt, die Kommissarin, kommen, du weißt schon. Aber dann hat sie
abgesagt. Vielleicht gehe ich einfach früh ins Bett.«
»Ja, mach das, nach all den Aufregungen! Wir telefonieren morgen
wieder. Salut, Karin.«
» Salut, Isabell.«
Vierzehn Uhr vierundfünfzig
Kerstin hatte im Moment einen Dienstplan, der ihr gefiel. Sie
musste immer erst nachmittags beginnen. Das kam der Langschläferin entgegen.
Deshalb war sie heute wieder kurz vor drei vor dem Sonnenhügel.
Als sie eilig den Parkplatz überquerte, hörte sie einen Wagen auf
den Hof fahren. Sie drehte sich um. Das war ja die Kommissarin mit ihrem
Polizisten! Was machte denn die schon wieder hier? Der Szabó saß doch bereits
im Gefängnis. Kerstin beobachtete, wie die beiden aus dem Auto stiegen und auf
das Haus zugingen. Kerstin hielt den Polizisten die Tür auf.
»Ah, Frau Schmalhofer. Mit Ihnen wollte ich sprechen. Kommen Sie
doch bitte gleich mal mit.«
Kerstin war erschrocken. Das war glatt ein Überfall. Zwar war sie
sich keiner Schuld bewusst, und die Kommissarin lächelte, aber man wusste ja
nie bei der Polizei.
Im Foyer bat Frau Langenscheidt Kerstin zu warten. Sie klopfte an
der Tür der Heimleitung und trat, ohne eine Aufforderung abzuwarten, ein. Nach
einigen Augenblicken schoss die Imhoff mit sauertöpfischem Gesicht heraus. Sie
beachtete Kerstin mit keinem Blick und stöckelte stakkatoschnell davon. Zögernd
ging Kerstin durch die offene Tür.
»Frau Schmalhofer, bitte setzen Sie sich. Vielleicht wundern Sie
sich, uns zu sehen.« Kerstin stimmte verhalten zu. »Ja, so ist das manchmal.
Der endgültige Obduktionsbericht hat ergeben, dass zwei verschiedene
körperliche Einwirkungen zum Tod von Frau Böhm geführt haben. Das heißt, wir
ermitteln weiter.«
Kerstin verstand gar nichts. »Hat der Herr Szabó die Elvira jetzt
doch nicht umgebracht?«, traute sie sich zu fragen.
»Sagen wir mal so: Die Dosis seines Giftes hätte nicht ausgereicht,
Frau Böhm zu töten. Erst das Zusammentreffen mit einer weiteren Einwirkung
führte den Tod herbei. Konkreter kann ich im Moment nicht werden.« Kommissarin Langenscheidt
klopfte mit dem Kugelschreiber auf die vor ihr liegenden Unterlagen. »Ich
möchte Sie deshalb bitten, mir nochmals ganz genau zu schildern, was sich in
den ersten Stunden Ihres Dienstes am Dienstag letzter Woche abgespielt hat,
bevor die Leiche gefunden wurde.«
Kerstin schluckte. Zwar hatte sie immer noch nicht ganz kapiert, was
nun eigentlich los war, aber sie versuchte sich zu erinnern.
»Also, ich hab ab sieben Uhr Dienst gehabt. Nach der Übergabe hab
ich angefangen, die Bewohner zu wecken. Manche sind da eh schon wach und warten
darauf, aufzustehen. Andere schlafen noch wie die Murmeltiere. Da ist jeder
verschieden.« Sie blickte die Kommissarin scheu an.
»Fahren Sie nur fort«, ermunterte sie diese.
»Ja. Schwester Sieglinde, der Hecker Adam und die Böhm Elvira hatten
zur gleichen Zeit Dienst. In der Früh sind immer mehr Altenpfleger auf Station,
da die Bewohner gewaschen und angezogen werden müssen. Das ist viel Arbeit.
Danach haben wir das Frühstück aus der Küche geholt und ausgeteilt, später die
Tabletts wieder eingesammelt. Bis um zehn Uhr war da echt Betrieb. Vor allem
weil der Herr von Markovics auch noch Neunzigsten hatte. Da waren allerhand
Leute auf der Station, und dauernd wurde geklingelt. Danach haben wir wie immer
Pause gemacht.« Kerstin verstummte.
»Und fiel in dieser ganzen Zeit etwas Ungewöhnliches vor?«
»Na ja.« Die Altenpflegerin rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Ich
weiß ja nicht, ob das wichtig ist.«
»Nur zu.«
Kerstin schaute zu Kommissar Braun, der sich Notizen machte. Vor
einem Mann, auch wenn es ein Polizist war, fiel es ihr schwer, darüber zu
sprechen. Die Kommissarin bemerkte den Blick und deutete ihn richtig. »Sie
können vor Herrn Braun unbesorgt reden.«
»Also gut.« Kerstin überwand sich. »Die Frau Schneider meinte, ich
sollte Ihnen das sagen. Aber dann ist der Szabó verhaftet worden, und ich
dachte, es ist eh wurscht. Ja. Also. Der Hecker und die Elvira hatten was
miteinander.«
Beide Polizisten sahen sie interessiert an. Eine weitere Regung war
von ihren
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