Unheil
Gespräch führen«, antwortete er. »Oder
mich zumindest strafversetzen. Ich schätze, er würde mir Ihren bisherigen Job
geben und mich das Faxgerät auffüllen und Kaffee kochen lassen.«
Sie starrte ihn an, und ein betroffener Ausdruck erschien auf seinem
Gesicht. »Entschuldigung«, sagte er. »Das war jetzt nicht nett von mir.«
»Nein«, bestätigte sie. »Das war es nicht.« Es war nebenher auch die
Wahrheit, und sie sah ihm an, dass er die Bemerkung ernsthaft bedauerte. Doch
sie war absolut nicht in der Stimmung, ihm die Absolution zu gewähren.
Jedenfalls nicht so leicht. Stattdessen fragte sie: »Warum sind wir dann hier?«
»Weil ich nicht seiner Meinung bin«, antwortete er. »Jedenfalls
nicht in allen Punkten.«
Das war womöglich noch undiplomatischer, aber anders als die
vorherige war ihm diese Bemerkung nicht einfach so entschlüpft. Sie sah ihn nur
fragend an.
»Eichholz glaubt, dass an der ganzen Geschichte etwas faul ist, und
ehrlich gesagt, glaube ich das auch. Irgendetwas stimmt nicht. Er ist geradezu
besessen davon, Ihnen irgendetwas anzuhängen. Vielleicht glaubt er tatsächlich,
Sie hätten etwas mit der Geschichte zu tun, aber vielleicht möchte er Ihnen
auch nur etwas heimzahlen â¦Â« Er hob die Schultern, wohl um anzudeuten, wie
gleichgültig ihm dieser Unterschied war. »So oder so â ich wollte Sie warnen.
Im Augenblick hält er sich zurück, weil Sie nicht nur die öffentliche Meinung
auf Ihrer Seite haben, sondern so ganz nebenbei auch den Polizeipräsidenten und
den Bürgermeister.«
Jetzt war sie ehrlich überrascht.
»Okay, jetzt habe ich Eichholz gerade die Ãberraschung verdorben,
aber das macht nichts«, sagte Trausch, und plötzlich war dieses
Schuljungen-Grinsen wieder auf seinem Gesicht. »Sie sollten es eigentlich erst
in ein paar Tagen erfahren. Sobald Sie sich ein bisschen erholt haben â und
wieder halbwegs vorzeigbar sind.«
»Was erfahren?«, fragte Conny misstrauisch.
»Die GroÃkopferten aus dem Rathaus wollen Sie nächste Woche sehen,
und der Polizeipräsident persönlich wird Ihnen wohl eine Belobigung
aussprechen.«
»Kein Wunder, dass Eichholz kurz vor dem Herzinfarkt steht«, sagte
Conny benommen. Trauschs Eröffnung hatte sie regelrecht schockiert. Bisher war
ihr das öffentliche Interesse an ihrem Erfolg (und vor allem an ihrer Person)
einfach nur lästig gewesen und in zunehmendem MaÃe unangenehm. Dass diese
Medaille auch eine andere Seite haben könnte, war ihr noch gar nicht in den
Sinn gekommen.
»Immerhin bleibt ihm noch fast eine Woche Zeit, um etwas
auszugraben, womit er Ihnen den Spaà verderben kann«, erinnerte sie Trausch.
»Und, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Conny: Sie geben sich redliche
Mühe, ihm dabei zu helfen.«
»Ich?«
»Ihre kleine Flucht aus der Klinik war nicht besonders klug«,
antwortete er ernsthaft, hob zugleich aber auch die Hand, als sie heftig
widersprechen wollte. »Nicht, dass ich Sie nicht verstehen könnte. Ich mag
Krankenhäuser genauso wenig ⦠aber es war nun einmal nicht besonders klug.
Jedenfalls nicht in Ihrer momentanen Situation.«
Er unterbrach sich, als ein Kellner mit einem Tablett an ihren Tisch
trat und das bestellte Essen brachte, obwohl seit seiner Bestellung erst wenige
Minuten vergangen waren. Die Teller waren so heiÃ, dass er sie nur mit einer
Serviette anfassen konnte.
»Mikrowelle«, sagte Trausch in entschuldigendem Tonfall. »Ich habe
Sie ja gewarnt.« Er grinste schief, griff nach seinem Besteck und zog gleich
darauf eine Grimasse. »Wenigstens ist es heië, sagte er, nachdem er hastig
einen Schluck Bier getrunken hatte.
Conny nahm sich seine Warnung zu Herzen und rührte ihr Besteck noch
nicht an. Sie hatte ohnehin plötzlich keinen groÃen Appetit mehr.
»Wissen Sie, was ich mich frage?«, begann Trausch. Conny schüttelte
gehorsam den Kopf, und er fuhr fort: »Wenn Sie mir so wenig trauen, warum sind
Sie dann eigentlich mitgekommen?«
»Damit Ihre Investition nicht umsonst war?«
Trausch blieb ernst. »Ich bin auf Ihrer Seite, Conny. Aber Ihr
Kleinkrieg mit Eichholz nimmt allmählich absurde Formen an.«
» Mein Kleinkrieg?«, wiederholte sie
empört. »Ja, das ist logisch. Es ist mein Kleinkrieg. Er feindet mich an, seit
ich in der SOKO bin. Ich
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