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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vornehmen.«
    Â»Warum?«
    Â»Na ja«, antwortete Trausch, »irgendwie war er mir bisher ein wenig
zu schweigsam, obwohl er ununterbrochen redet. Haben Sie schon einmal den Gedanken
in Erwägung gezogen, dass der Kerl Sie benutzt?«
    Â»Tom?«
    Â»Vlad«, antwortete Trausch. »Oder wie immer er wirklich heißt.«
    Nun ja, wenigstens glaubte er ihr, dass es ihn gab ,
dachte Conny. Immerhin etwas. Und natürlich hatte sie auch diese Möglichkeit bereits
erwogen und wieder verworfen.
    Dann wurde ihr klar, dass das nicht stimmte. Sie hatte sie nicht
verworfen … sie hatte es schlicht und einfach wieder vergessen .
Der Gedanke war ihr irgendwie entglitten, wie ein gelber Notizzettel mit einer
ungemein wichtigen Nachricht, den sie an einem gut sichtbaren Ort angeheftet
hatte, damit er sie jeden Tag an etwas besonders Wichtiges erinnerte, und der
dann einfach heruntergefallen war.
    Trausch deutete ihr Schweigen falsch, wofür sie in diesem Moment
allerdings dankbar war. »Ganz offensichtlich kannte er Aisler«, fuhr er fort.
»Und nicht nur so, als den netten Studenten von nebenan, sondern als den, der
er wirklich war. Dafür gibt es eine Menge Erklärungen. Die naheliegendste ist,
dass er ein aufrechter und gesetzestreuer Staatsbürger ist, der sich aus
irgendeinem Grund scheut, mit seinem Wissen zur Polizei zu gehen und den Kerl
anzuzeigen.«
    Â»An die Sie aber nicht glauben«, vermutete Conny.
    Â»Ich würde es gerne«, seufzte er. »Ich mache diesen Job allerdings
jetzt schon sehr lange, wissen Sie, und ehrlich gesagt sind mir bisher noch
nicht allzu viele aufrechte und gesetzestreue Bürger begegnet.«
    Â»Könnte es sein, dass das in der Natur der Sache liegt, wenn man bei
der Polizei arbeitet?«, fragte Conny spöttisch.
    Trausch hob die Schultern und zog eine kurze, freudlose Grimasse.
»Was, wenn er irgendwie mit Aisler unter einer Decke gesteckt hat? Vielleicht
nicht einmal, was diese Geschichte angeht … aber vielleicht war es ihm bisher
egal.«
    Â»Und dann hat er nach einem Dummkopf gesucht, der ihm dabei hilft,
seinen alten Partner loszuwerden«, schloss Conny. Natürlich war das ein
naheliegender Gedanke, der allerdings einige entscheidende Fehler aufwies.
Einer davon war, dass so etwas vielleicht in einem Kriminalfilm passiert, aber
selten in der Wirklichkeit. Und das war längst nicht der einzige. Sie seufzte.
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Obwohl ich das für viel zu gefährlich
halte.«
    Â»Gefährlich?«
    Â»Für ihn«, erklärte Conny. Innerlich unterdrückte sie ein
enttäuschtes Seufzen. Das Gespräch begann genau den Verlauf zu nehmen, den sie
eigentlich hätte erwarten müssen … wenn auch nicht den, auf den sie insgeheim gehofft hatte . Trotzdem fuhr sie
fort: »Es wäre um ein Haar schiefgegangen. Wenn er wirklich wusste, wer Aisler
ist, dann hat er garantiert auch gewusst, wie gefährlich der Kerl ist. Immerhin
ist er mir beim ersten Mal entkommen. Ich an seiner Stelle hätte es mir
bestimmt zweimal überlegt, mich mit einem Typen wie ihm anzulegen. Möchten Sie
einen solchen Irren am Hals haben, der glaubt, Sie hätten ihn an die Polizei
verraten?«
    Â»Bestimmt nicht«, antwortete Trausch, machte zugleich aber auch ein
zweifelndes Gesicht. »Ich bin ja auch kein Verrückter, der herumläuft und
Leuten das Blut abzapft. Diese Kerle ticken anders als wir. Deshalb ist es ja
so verdammt schwer, sie zu fangen.«
    Â»Danke für den Nachhilfeunterricht«, sagte Conny spöttisch. »Darauf
wäre ich von selbst nie gekommen. Hat Eichholz Ihnen aufgetragen, mich noch ein
bisschen auszuhorchen? Bei einem romantischen Abendessen zum Beispiel?«
    Â»Das hier ist wohl eher ein verräuchertes Abendessen, das mich vermutlich ein halbes Jahr meiner Lebenszeit kosten wird.«
Er runzelte die Stirn. »Warum reiten Sie ständig auf Eichholz herum? Er weiß
nicht, dass ich mit Ihnen rede, und er hat mich auch nicht beauftragt, Sie
auszuhorchen. Im Gegenteil.«
    Seine Empörung war nicht geschauspielert und schürte ihr schlechtes
Gewissen. Er hatte ja recht. Was Eichholz anging, entwickelte sie allmählich
eine regelrechte Paranoia.
    Â»Und was genau bedeutet: im Gegenteil?«, fragte sie unbehaglich.
    Â»Dass er mich wahrscheinlich auf der Stelle vom Dienst suspendieren
würde, wenn er wüsste, dass wir dieses

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