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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorgekommen
war.
    Â»Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, was Sie mir erzählt
haben«, begann er. »Es war richtig, dass Sie Eichholz nichts gesagt haben.«
    Â»Warum? Weil sich meine Geschichte zu verrückt anhört?«
    Â»Das tut sie in der Tat«, gab er zu. »Aber das muss ich Ihnen nicht
sagen, oder? Wenn mir irgendjemand anders diese Geschichte aufgetischt hätte,
dann hätte ich ihn entweder für verrückt erklärt oder angenommen, dass er mich
auf den Arm nehmen will. Doch das kann ich mir bei Ihnen nicht vorstellen. Und
dass Sie nicht verrückt sind, das weiß ich. Also muss es eine andere Erklärung
geben.«
    Â»Darauf bin ich auch schon gekommen«, antwortete Conny betrübt. »Ich
weiß nur nicht, welche.«
    Â»Dafür sind wir schließlich Polizisten. Es ist unser Job,
Erklärungen für scheinbar unerklärliche Dinge zu finden.« Trausch zwang sich zu
einem aufmunternden Lächeln. »Ich gehe davon aus, dass Sie ebenso wenig wie ich
an Gespenster und Vampire glauben.«
    Â»Jedenfalls nicht bis vorgestern«, antwortete sie halblaut.
    Trausch ignorierte das. »Wenn wir also davon ausgehen, dass wir
beide nicht an unheimlichen Hokuspokus glauben und es auch keine Geister und
Vampire gibt, dann stellt sich doch die Frage, wer dieser Kerl wirklich ist … und
wie er es geschafft hat, Sie derart hinters Licht zu führen. Und warum er es
getan hat.« Er griff wieder nach seinem Glas, nahm es aber nur in die Hand,
ohne zu trinken, und starrte einen Moment lang nachdenklich den unberührten
Aschenbecher zwischen ihnen an. Conny wurde schon wieder unbehaglich zumute.
Das Einzige, was sie ihm nicht erzählt hatte, war die kleine Episode mit der
Zigarette, die er ihr angeboten hatte. Nicht, weil sie sie ihm verschweigen
wollte, sondern weil sie sie schlichtweg vergessen hatte.
    Â»Glauben Sie, dass Sie ein Phantombild von dem Kerl hinkriegen?«,
fragte er.
    Â»Erzählen Sie mir nicht, das hätten sie nicht längst«, antwortete
sie. »Ist Tom wenigstens ein guter Beobachter?«
    Â»Ihr jugendlicher Verehrer?« Trausch lachte leise. »Keine Ahnung.
Diese Frage kann ich Ihnen frühestens beantworten, wenn wir diesen Vlad haben
und mit der Zeichnung vergleichen können, die wir nach seinen Angaben
angefertigt haben. Aber ich fürchte fast, nein. Er war ehrlich bemüht, uns zu
helfen, und dennoch ist sein Ergebnis ein bisschen … abenteuerlich.«
    Â»Abenteuerlich?«
    Â»Erinnern Sie sich daran, was Sie heute Vormittag prophezeit haben?
Es sieht wirklich aus wie aus einem schlechten Comic. Eichholz war begeistert,
kann ich Ihnen sagen.«
    Â»Ich vergehe vor Mitgefühl«, versicherte Conny. »Und warum wollen
Sie noch ein zweites Bild, wenn Sie schon eines haben? Ich fürchte, meines
würde nicht sehr viel besser. Er hat ein bisschen
ausgesehen wie Dracula. Natürlich ohne spitze Eckzähne und so«, fügte sie fast
hastig hinzu.
    Â»Natürlich«, lächelte Trausch. »Aber auch das wäre eine Hilfe. Dann
haben wir zwei Bilder von einem Typen, der auf einen Maskenball gegangen ist
und sich als Vampir aufgetakelt hat. Wir jagen sie durch den Computer, und mit
ein bisschen Glück haben wir hinterher eine ganz gute Vorstellung, wie er ohne
Schminke aussieht.«
    Â»Er war nicht geschminkt«, sagte Conny. »Er hat tatsächlich so
ausgesehen. Das ist ja das Problem.«
    Â»Umso besser«, antwortete Trausch ungerührt. »Dann dürfte es eigentlich
nicht besonders schwierig sein, ihn zu finden. Die Leute erinnern sich daran,
wenn Dracula in der Nachbarschaft einzieht.« Er lachte leise. »Ich besorge
einen Zeichner, ohne dass Eichholz etwas davon mitkriegt. Also – was meinen
Sie?«
    Conny nickte zwar ganz impulsiv, aber wenn sie ehrlich war, dann war
sie ganz und gar nicht so sicher, wie sie sich gab. Ein Phantombild von einem
Phantom? Das war doch ein Witz. Sie versuchte, sein Gesicht vor ihrem inneren
Auge entstehen zu lassen, und musste sich irritiert eingestehen, dass es ihr
nicht gelang.
    Â»Ich denke schon«, antwortete sie trotzdem.
    Möglicherweise waren ihre Zweifel deutlicher aus ihrer Stimme
herauszuhören, als ihr selbst bewusst war, denn Trausch hob abermals die
Augenbraue. Aber er sagte nichts dazu. »Gut. Und ich werde mir morgen noch
einmal Ihren kleinen Freund aus dem Trash

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