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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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etwas zu wissen«, erwiderte er, hob
jedoch auch gleichzeitig abwehrend die Hand. »Das war kein Vorwurf. Wirklich
nicht – ich an Ihrer Stelle hätte es vermutlich auch übersehen … wenn es
überhaupt etwas zu übersehen gibt, heißt das. Auf jeden Fall sollten Sie sich
genau überlegen, was Sie Eichholz antworten. Er wird Ihnen dieselbe Frage
stellen. Und nur darauf warten, dass Sie sie falsch beantworten«, fügte er nach
einer fast unmerklichen Pause, dafür aber in hörbar besorgtem Ton hinzu.
    Conny sah ihn einen Augenblick lang nachdenklich an. »Also, was ist
los?«, fragte sie schließlich. »Sie sind doch nicht nur gekommen, um mit mir
über Leas Bücher zu reden oder mir meinen Wagen zurückzubringen? Ich meine – so
wörtlich nehmen Sie das Motto: Die Polizei, dein Freund und Helfer, doch nicht
wirklich, oder?«
    Â»Nein«, gestand Trausch. »Eichholz hat mich geschickt, um Sie
abzuholen.«
    Conny sah demonstrativ auf die Armbanduhr. »Es ist noch nicht fünf.«
    Â»Er wollte einen Streifenwagen und zwei uniformierte Kollegen
schicken, doch das konnte ich ihm ausreden«, antwortete Trausch.
    Conny richtete sich kerzengerade in ihrem Sitz auf. »Warum?«
    Trausch sah sie eine Sekunde lang schweigend und unübersehbar
besorgt an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. Conny fiel auf,
dass er das Lenkrad mit viel größerer Kraft hielt, als notwendig war. »Was ist
passiert?«, wollte sie wissen.
    Â»Wir haben eine neue E -Mail bekommen«,
antwortete Trausch. »Genauer gesagt: Sie.«
    Â»Ich?«, wiederholte Conny verständnislos. »Nur, falls es Ihnen nicht
aufgefallen ist, Kollege … ich habe im Moment nicht einmal einen Computer. Der
steht noch im Präsidium.«
    Â»Die E -Mail ist auf Ihrem Computer
angekommen«, antwortete Trausch. »Sie war an Sie adressiert. Und auch diesmal
wieder ohne Absender.«
    Â»Und Sie glauben, sie wäre von Vlad?«
    Diesmal versuchte Trausch nicht einmal zu verhehlen, wie schwer ihm
die Antwort fiel. Er sah schon fast starr geradeaus. »Sie stammt von Aisler.«
    Â»Aisler?«, wiederholte Conny. Sie versuchte zu lachen, aber es wurde
eher ein Krächzen daraus.
    Â»Jedenfalls behauptet der Absender, er wäre der Vampir«, antwortete
er. »Und er kündigt in dieser E -Mail einen weiteren
Mord an.«
    Conny starrte ihn an. Ihr Herz begann plötzlich schneller
zu schlagen. Irgendetwas … rührte sich in ihrer Erinnerung. Da war etwas, das sie
vergessen oder dem sie nicht das gebührende Gewicht beigemessen hatte, aber der
Gedanke entglitt ihr, bevor sie ihn richtig fassen konnte. Zurück blieb eine
Beunruhigung, die mit jeder Sekunde weiter zunahm, obwohl sie nicht einmal
wusste, warum. »Einen weiteren Mord?« Diesmal gelang es ihr, wenigstens etwas
Ähnliches wie ein nervöses Lachen herauszubringen. »Lassen Sie mich raten: Er
will mich umbringen?«
    Trausch antwortete nicht darauf, aber er tat es auf eine Art, die
Antwort genug war.
    Â»Dann muss ich mich bei Eichholz ja wohl bedanken, wie?«, fuhr sie
nervös fort. »Er wollte die beiden Kollegen also nur zu mir schicken, damit sie
mich beschützen.«
    Â»Sie sollten die Sache ein wenig ernster nehmen, Conny«, antwortete
er, immer noch, ohne sie anzusehen. »Eine Morddrohung gegen einen Polizisten
ist kein Scherz. Jedenfalls diese nicht.«
    Â»Wieso?«
    Â»Weil es mehr ist als ein schlechter Scherz«, antwortete Trausch.
»In dieser E -Mail stehen ein paar Dinge, die das
beweisen. Ganz offensichtlich gibt es entweder einen zweiten Täter, oder wir
haben es mit einem Trittbrettfahrer zu tun – aber wenn, dann ist er ziemlich
gut informiert. Er weiß ein paar Dinge, die er eigentlich nicht wissen kann. Es
sei denn, er wäre dabei gewesen oder hätte einen Informanten bei uns.«
    Â»Sie meinen mich«, vermutete Conny.
    Â»Natürlich nicht!«, widersprach Trausch heftig.
    Â»Aber Eichholz meint mich.«
    Dazu sagte er nichts mehr.
    Gute zwei oder drei Minuten lang fuhren sie in unbehaglichem
Schweigen dahin, Trausch starrte weiter wortlos aus dem Fenster, und Conny
versuchte vergebens, das immer noch zunehmende Unbehagen zu ergründen, das sie
erfüllte. Dann fragte sie, schon beinahe schleppend: »Und es ist eine direkte
Morddrohung gegen mich?«
    Â»Jedenfalls kann man es so auslegen«,

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