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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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töten! Dafür wirst du bezahlen. Und weißt du was? Es wird
nicht vorbei sein, wenn du tot bist. Dann fängt es erst an! Er wartet auf der
anderen Seite schon auf dich. Und ich bin sicher, er freut sich darauf, dich
wiederzusehen.«
    Plötzlich packte er sie, warf sie zu Boden und war wieder über ihr,
noch bevor sie sich ganz auf den Rücken gerollt hatte. Sein rechtes Knie rammte
in ihren Leib und nahm ihr auch noch das allerletzte bisschen Luft, mit dem
anderen nagelte er ihren rechten Arm am Boden fest. Es tat so weh, dass sie vor
Schmerz geschrien hätte, hätte sie es gekonnt.
    Â»Nur keine Angst, Schätzchen!«, höhnte er. Seine Stimme zitterte
immer noch vor Schmerz und hatte zugleich etwas von einem Wimmern, aber
irgendwie machte das seine Drohung beinahe noch schlimmer. »Es wird nicht lange
dauern. Nur ein paar Minuten. Könnte nur sein, dass das ziemlich wehtut!«
    Connys Gedanken rasten. Der Kerl meinte seine Drohung tödlich ernst.
Er würde sie fesseln und hier liegen lassen, damit sie bei lebendigem Leibe
verbrannte, und auch, wenn sie immer noch keine wirkliche Angst verspürte, gab
ihr jedoch allein die Vorstellung noch einmal die Kraft, sich aufzubäumen und
ihn um ein Haar sogar abzuwerfen, bis er ihr brutal mit der unversehrten Hand
ins Gesicht schlug und sie halb benommen zurücksank.
    Â»Wehr dich ruhig!«, keuchte er. »Das macht es nur schwerer für
dich!«
    Conny tastete verzweifelt mit der freien Hand um sich,
fühlte etwas Hartes und Glattes und schloss die Finger darum – die Flasche, die
er ihr gerade schon einmal aus der Hand getreten hatte. Etwas daran war
wichtig. Sie wusste nicht, was, packte den Flaschenhals aber nur umso fester
und schmetterte ihn dann mit aller Kraft gegen das Stahlrohrgestell des
zerborstenen Tisches. Die Flasche zersplitterte, und der Kerl gab ein
überhebliches Lachen von sich und holte aus, um ihr den Flaschenhals aus der
Hand zu schlagen. Doch sie hatte nicht vorgehabt, ihn als Waffe zu benutzen.
    Nicht so, wie er dachte.
    Statt damit nach seinem Gesicht zu schlagen, machte sie eine rasche
Bewegung aus dem Handgelenk heraus, die sein Gesicht und seine Schultern mit
einem Schwall von intensiv riechendem Cognac überschüttete.
    Einen Moment lang wirkte er ehrlich verblüfft. Dann lachte er,
schlug ihr den Stumpf der zersplitterten Flasche mit einer spielerischen
Bewegung aus der Hand, fuhr sich mit dem Unterarm durchs Gesicht und lutschte
schließlich demonstrativ an den Fingerknöcheln.
    Â»Gar kein schlechter Tropfen«, sagte er. »Schade, dass wir keine
Zeit mehr haben, ihn …«
    Etwas zischte, und auf seinem Gesicht erschien ein überraschter
Ausdruck, dann ein jähes, mit plötzlichem Begreifen gemischtes Erschrecken, und
er versuchte aufzuspringen, aber es war zu spät.
    Er explodierte nicht wirklich oder verwandelte sich mit einem
einzigen Schlag in eine lebende Fackel, wie Conny halbwegs gehofft hatte, doch
das Ergebnis war auch so spektakulär genug: Eine zischende gelbe Flamme hüpfte
mit kleinen, rasend schnellen Sprüngen an seinem Mantel hinauf, tanzte über
seine Schultern und sein Gesicht und setzte mit einem hörbaren Fauchen sein Haar in Brand.
    Eine geschlagene, endlose Sekunde lang hockte er vollkommen reglos
da und schien nicht einmal wirklich zu begreifen, was passierte. Dann warf er
sich mit einem schrillen Kreischen zurück, schlug beide Hände vors Gesicht und
versuchte die Flammen zu ersticken, die gierig an seinen Haaren fraßen und dabei
so reichliche Nahrung fanden, als wäre es mit Benzin getränkt, und Conny half
der Entwicklung noch ein bisschen nach, indem sie sich mit einer verzweifelten
Anstrengung noch einmal aufbäumte und ihn vollends von sich herunterstieß.
Während sich der Bursche neben ihr kreischend auf dem Boden zu wälzen begann
und immer verzweifelter versuchte, die Flammen zu löschen, die aus seinen
Haaren und seinem Gesicht züngelten, stemmte sie sich in die Höhe, vergeudete
einen unendlich kostbaren Moment damit, keuchend nach Luft zu ringen, und kroch
dann auf Händen und Knien die zwei Schritte zu Trausch hin.
    Er war noch immer bei Bewusstsein; zumindest standen seine Augen
weit offen, auch wenn sein Blick trüb war. Sein Arm blutete so stark, dass
mittlerweile sein ganzer Oberkörper und Kopf in einer dunklen und immer noch
größer werdenden Pfütze aus warmem Rot

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