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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Näherkommen als rechteckige große Gitterverschläge entpuppten, in
denen wahrscheinlich noch mehr Gerümpel untergebracht war. Dann hörte sie ein
Wimmern, leise und schwächlich, aber ihre Phantasie machte etwas anderes
daraus; einen verzweifelten Schrei, der unter einer brutalen Hand erstickt
wurde, vielleicht auch von einem Streifen Klebeband.
    Sie setzte den Fuß auf die Treppe, machte dann wieder einen halben
Schritt zurück und zog die Schuhe aus, mit deren hohen Absätzen sie sonst
Gefahr gelaufen wäre, nicht nur ein verräterisches Geräusch zu verursachen,
sondern womöglich in den fingerbreiten Ritzen zwischen den Fußbodenbrettern
stecken zu bleiben. Sie öffnete ihre Handtasche, zog ihre Pistole heraus und
lud die Waffe durch, wobei sie die linke Hand über den Schlitten legte, um das
metallische Klicken zu unterdrücken, das dabei entstand. Ein kurzes, humorloses
Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie daran dachte, dass das ebenso gut das
Geräusch sein konnte, mit dem Eichholz ihre Personalakte schloss – und zwar für
immer –, wenn die Sache schiefging und sich herausstellte, dass sie ohne
triftigen Grund mit einer entsicherten Waffe in der Hand durch eine Diskothek
voller Kinder geschlichen war, deren einziges Verbrechen darin bestand, einen
schlechten Musikgeschmack zu haben.
    Sie ließ Schuhe und Handtasche am Fuß der Treppe zurück, ging die
wenigen Stufen hinauf und näherte sich dem ersten Verschlag. Wie sie vermutet
hatte, handelte es sich um einen Gitterkäfig von gut acht oder zehn Metern
Kantenlänge, der fast bis unter die Decke mit ausrangierten Möbeln und Kisten
vollgestopft war. Praktisch unmöglich, irgendetwas darin zu erkennen, und
eigentlich auch nicht nötig. Die Tür war mit einem altmodischen, sehr massiv
aussehenden Vorhängeschloss versperrt, an dem sich sichtlich niemand zu
schaffen gemacht hatte.
    Conny rüttelte trotzdem prüfend daran und wandte sich dann dem
nächsten Verschlag zu, von denen es mindestens ein Dutzend gab, wenn nicht
mehr, die sich längs der Wände um den freien Zwischenboden gruppierten. Vielleicht
hatte das ja einen Grund, flüsterte eine dünne Stimme hinter ihrer Stirn.
Vielleicht war es ja besser, nicht auf die Bretter dort zu treten. Die ganze
Konstruktion sah nicht besonders vertrauenerweckend aus, und sie hatte keine
Ahnung, wie ernst man es hier mit den Bauvorschriften genommen hatte.
    Ã„rgerlich schüttelte sie den Gedanken ab und wandte sich dem
nächsten Verschlag zu. Sie hatte keine Zeit, sich um Nebensächlichkeiten wie
ihre eigene Sicherheit zu kümmern. Wenn sie wirklich dem Vampir auf der Spur
war, dann lief ihr die Zeit davon.
    Auch der zweite Verschlag war verschlossen, und ebenso der dritte.
Das Vorhängeschloss an der vierten Tür fehlte.
    Conny erstarrte für eine Sekunde und versuchte, mit angehaltenem
Atem das Durcheinander aus Schatten und Umrissen hinter dem rostigen
Maschendraht zu durchdringen. Sie sah nichts Dramatischeres als ein paar
Dutzend deckenhoch aufgestapelter Pappkartons, hinter denen sich alles Mögliche
verbergen konnte, oder auch nur eine Reihe weiterer Pappkartons. Vorsichtig
ging sie weiter, streckte die Hand nach der Tür aus und hörte ein Geräusch, das
ihr schier das Blut in den Adern gerinnen ließ: ein weiches, sonderbar warmes Reißen, gefolgt von einem unterdrückten Seufzen, und
diesmal musste sie nicht mehr darauf warten, dass ihre Phantasie die passenden
Bilder dazu erschuf. Sie riss die Tür auf, stürmte hindurch und registrierte
erst jetzt, dass es einen schmalen Spalt in der Wand aus Pappkartons gab,
hinter dem sich Schatten bewegten.
    Mit einem Satz war sie hindurch …
    â€¦Â und stand in der Folterkammer des Vampirs.
    Die gestapelten Pappkartons bildeten eine komplette zweite Wand, die
das Innere des Verschlages vor allen neugierigen Blicken abschirmten und
vermutlich auch noch eine ganz hervorragende Schallisolierung bildeten.
Dahinter war ein gut vier oder fünf Meter messender quadratischer Raum frei
geblieben, dessen Boden mit alten Matratzen und Stofffetzen ausgelegt war; wenn
auch vermutlich nicht aus Gründen der Bequemlichkeit, sondern damit nichts
hindurchlief und den Tänzern in der Disco unten auf die Köpfe tropfte. Genau in
der Mitte dieser Potemkinschen Kiste stand ein eisernes Bettgestell, das mit
geschmiedeten Drachenköpfen und

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