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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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für mich ist, keine Sorge«,
unterbrach sie Denkert.
    Â»Ja, da bin ich ganz sicher. Man sieht es ja auch.« Trausch ließ
sich vor Denkert in die Hocke sinken, wobei seine Kniegelenke hörbar knackten.
»Eigentlich sind wir nur hier, weil Professor Levèvre uns gebeten hat, Ihnen
Ihre Papiere vorbeizubringen. Anscheinend haben Sie vergessen, sie abzuholen.«
Er streckte die Hand aus, und Conny reichte ihm den Umschlag, den Levèvres
Sekretärin ihr gegeben hatte.
    Trausch hielt Denkert den Umschlag hin, aber der Student rührte
keinen Finger, um danach zu greifen, sondern betrachtete ihn ungefähr so
begeistert, wie er ein besonders widerwärtiges Insekt angesehen hätte, von dem
er noch dazu argwöhnte, dass es giftig sein könnte.
    Â»Und bei dieser Gelegenheit«, fuhr Trausch fort, »lässt Ihnen der
Professor gleich noch ausrichten, wie überaus zufrieden er mit Ihrer Arbeit
war. Umso enttäuschter ist er allerdings, dass Sie heute nicht zum Dienst
erschienen sind, und noch dazu unentschuldigt … es war doch nur heute, oder?«
    Denkerts ohnehin fast vollkommen zugeschwollene Augen wurden noch
schmaler. Er sagte nichts.
    Â»Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, Tommy.« Trausch lächelte noch
immer, aber seine Stimme war plötzlich so hart wie Eisen. »Sind Sie gestern zum
Dienst gegangen?«
    Â»Und wenn?«, fragte Denkert trotzig.
    Â»Dann haben Sie ein Problem, Junge«, antwortete Trausch. »Also?«
    Denkert wirkte nur noch trotziger, und Trausch ließ noch einmal zwei
oder drei Sekunden verstreichen, bevor er in die Jackentasche griff und den
Ausdruck der Überwachungskamera hervorzog. »Das wurde gestern Morgen gemacht.
Kurz nachdem Ihre Schicht angefangen hat. Kommt Ihnen das Gesicht irgendwie
bekannt vor?«
    Denkert nahm das Bild mit allen Anzeichen von Widerwillen entgegen,
warf einen flüchtigen Blick darauf und schüttelte dann den Kopf. »Nie gesehen.«
    Â»Das ist seltsam.« Trausch nahm das Bild zurück und betrachtete es
nun seinerseits anscheinend höchst interessiert. »Also, ich finde, es sieht
Ihnen verdammt ähnlich, mein Junge. Und wenn das so sein sollte, dann stecken
Sie bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
    Â»So ein Blödsinn!«, fauchte Denkert. »Ich hab keine Ahnung, wer das
sein soll, aber ich bin es bestimmt nicht. Dein Kerl sieht mir ja nicht mal
ähnlich.«
    Â»Also, ich finde schon«, erwiderte Trausch. »Und eine Menge Leute in
der Pathologie auch. Sicher: Das Bild ist nicht besonders gut, und auf
Zeugenaussagen ist nicht immer Verlass. Aber wir finden die Wahrheit schon
heraus, machen Sie sich keine Sorgen. Wenn das da auf dem Foto wirklich nicht
Sie sind, haben Sie nichts zu befürchten.« Sein Lächeln wurde noch
freundlicher. »Es könnte allerdings eine Weile dauern. Zwei oder drei Tage,
vielleicht auch vier, aber ganz bestimmt nicht mehr.«
    Denkert funkelte ihn nur noch trotziger an, und Conny wandte sich an
Jenny. »Suchen Sie ein paar Kleider für Ihren Freund zusammen?«
    Â»Wozu denn das?«, fragte Denkert alarmiert.
    Â»Na, für die U-Haft«, antwortete sie, lächelnd und mit einem langen,
abschätzenden Blick auf ihre praktisch nicht vorhandene Kleidung. »Sie scheinen
es ja hier mit der Kleiderordnung nicht besonders streng zu nehmen, aber Sie
wollen doch sicherlich nicht, dass Ihr Freund drei oder vier Tage lang dieselbe
Unterwäsche tragen muss, oder?«
    Â» U -Haft?«, fragte Denkert.« Was soll
denn der Scheiß? Das dürft ihr gar nicht!«
    Â»Sie würden sich wundern, was wir alles dürfen«, antwortete Conny
kühl. »Und was wir vielleicht eigentlich nicht dürfen, aber trotzdem tun.« Sie
machte eine auffordernde Geste. »Suchen Sie sich ein paar Klamotten zusammen,
oder sollen wir Sie so mitnehmen?«
    Â»Ihr könnt mich mal«, antwortete Denkert undeutlich. »Ich hab nichts
getan.«
    Â»Jetzt sei vernünftig«, mischte sich Jenny ein. »Willst du zu allem
Überfluss auch noch für die beiden in den Bau?«
    Â»Für welche beiden?«, fragte Trausch scharf.
    Â»Halt verdammt noch mal die Klappe!«, fauchte Denkert.
    Seine Freundin schüttelte nur trotzig den Kopf und wandte sich dann
direkt an Conny. »Sie sind gestern Morgen hier aufgetaucht, gerade als wir
aufgestanden sind. Zwei Kerle. Ich hab sie noch nie zuvor gesehen, aber sie
wussten, dass

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