Unheil
manchmal
können die Jungs unglaublich schlampig sein. Sie übersehen selbst die
offensichtlichsten Dinge.«
Denkert sah ihn einen Moment lang keinen Deut weniger misstrauisch
als bisher an, doch dann machte sich eine â vorsichtige â Erleichterung auf
seinen misshandelten Zügen bemerkbar. »Sie meinen â¦Â«
»Ich meine«, unterbrach ihn Trausch beinahe sanft, zugleich aber
auch mit groÃem Nachdruck, »dass meine Kollegin und ich jetzt leider
weitermüssen. Ich kann mich darauf verlassen, dass Sie die Fragen unserer
Kollegen beantworten, die nachher kommen?«
»Diese beiden Kerle werden Ihnen bestimmt nichts mehr tun«, fügte
Conny rasch hinzu, als sie das neuerliche Flackern in Denkerts Augen bemerkte.
»Ihr ⦠habt sie verhaftet?«, fragte Denkert zögernd.
»Sagen wir, sie stellen keine Gefahr mehr dar«, antwortete Conny.
»Für niemanden.«
»Und wenn sie Komplizen haben?« Denkert versuchte zu grinsen, um der
Frage vielleicht auf diese Weise etwas von ihrer Schärfe zu nehmen, aber es
waren nicht allein seine geschwollenen Gesichtszüge, die diesen Versuch
vereitelten. Tief in sich hatte er genau davor Angst, und ebenso tief in sich
spürte Conny diese Furcht, und etwas in ihr ⦠reagierte darauf.
Auf eine Art, die wiederum ihr Angst
machte.
»Können wir dann, Kollegin?« Trausch räusperte sich unecht, aber
Conny hörte die Worte erst wirklich, als er sie noch einmal und mit ihrem Namen
ansprach. »Conny?«
»Ja, sicher«, antwortete sie hastig. »Entschuldigung. Ich ⦠war in
Gedanken. Aber richtig. Wir müssen weiter.« Sie wandte sich noch einmal direkt
an Denkert. »Sie kommen allein klar?«
»Die letzten einundzwanzig Jahre hat es jedenfalls geklappt«,
antwortete Denkert mit einem weiteren schiefen Grinsen.
»Dann wird es auch noch zwanzig Minuten funktionieren«, sagte
Trausch. Er nickte Conny abermals auffordernd zu. »Es wird Zeit.«
Conny war klug genug, nichts mehr darauf zu erwidern, sondern ihm
ganz im Gegenteil wortlos und sehr schnell aus dem Zimmer und nur unwesentlich
langsamer aus der Wohnung zu folgen. DrauÃen im Hausflur musste sie eine Weile
auf ihn warten, weil Trausch noch einmal zurückging, um ein paar Worte mit
Jenny zu wechseln. Sie geduldete sich, auch wenn es ihr schwerfiel; das Licht
war hier drauÃen nicht so unangenehm und stechend wie im Zimmer des Studenten,
aber sie hatte schlechte Erfahrungen mit Hausfluren gemacht. Sie ertappte sich
dabei, innerlich erleichtert aufzuatmen, als er endlich herauskam und die Tür
hinter sich ins Schloss zog.
Trausch schwieg, bis sie die fünf Treppen wieder nach unten gegangen
waren und im Wagen saÃen. Er steckte zwar den Zündschlüssel ins Schloss, machte
aber keine Anstalten, den Motor zu starten, sondern drehte sich betont langsam
zu ihr um und maà sie mit einem ebenso langen wie besorgten Blick. »Was war das
gerade dort oben?«
»Ich wollte auch einmal den bad cop spielen, und nicht immer nur den langweiligen Part«, antwortete sie.
Trausch blieb vollkommen ernst. Er sah eher noch ein bisschen besorgter
aus. »Das meine ich nicht.«
»Sondern?«
Statt zu antworten, unterstrich Trausch seinen besorgten
Gesichtsausdruck nur noch mit einem tiefen Stirnrunzeln, lieà den Motor an und
fuhr los, ohne auch nur in den Rückspiegel zu sehen. Das Ergebnis war ein heftiges
Bremsenquietschen und ein mehrstimmiges Hupkonzert hinter ihnen, dem er ebenso
wenig Beachtung schenkte.
»Wenn Sie einen Unfall bauen, werden Sie Eichholz erklären müssen,
wieso ich in Ihrem Wagen gesessen habe«, sagte sie nervös.
Trausch schenkte ihr einen giftigen Blick und schwieg verbissen
weiter, aber er nahm immerhin den Fuà vom Gas und hielt vor der nächsten Ampel
sogar an, obwohl sie gerade erst auf Gelb umgesprungen war.
»Ich möchte mir noch einmal Aislers Wohnung ansehen«, sagte Conny.
»Noch einmal?« Trausch tat so, als würde er sich ganz auf die Ampel
konzentrieren und darauf warten, dass sie endlich wieder auf Grün umsprang,
aber immerhin antwortete er. »Wieso noch einmal? Soweit ich weiÃ, waren Sie
noch nie dort.«
»Eben«, antwortete sie. »Dann wird es Zeit, das nachzuholen.«
»Und was erwarten Sie dort zu finden?
»Das sage ich Ihnen, wenn ich es gefunden habe«, antwortete Conny.
Trausch sah sie nun
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