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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vielleicht ist das ja das wahre Erbe?«
    Â»Um mich über die zwei bis drei kleinen Vermögen zu ärgern, die ich
schon ahnungslos in mich hineingekippt habe?« Er schüttelte erneut den Kopf.
»Ich bin doch nicht verrückt!«
    Conny lachte zwar, obwohl sie nicht ganz sicher war, ob diese
Bemerkung tatsächlich nur ein Scherz gewesen war. Neben einigen anderen Dingen
hatte sie sich von diesem Abend vor allem erhofft, Trausch ein wenig besser
kennenzulernen; nicht den Trausch, den sie und alle anderen kannten und
respektierten, sondern den Menschen dahinter. Doch wie es schien, entfernte sie
sich immer weiter von ihm, statt sich ihm zu nähern.
    Â»Und jetzt essen Sie«, sagte Trausch. »Es schmeckt besser, solange
es warm ist.«
    Was wie ein Gemeinplatz klang, entpuppte sich schon nach den ersten
Bissen als weitere angenehme Überraschung: Obwohl sie mitgeholfen hatte, das
Essen zuzubereiten (oder zumindest dabei zuzusehen und ihm nach Kräften im Weg
zu stehen, um der Wahrheit die Ehre zu geben), wusste sie nicht wirklich, was
sie da aß … und nach den ersten zwei oder drei Gabeln interessierte es sie auch
nicht mehr. Natürlich war ihr bewusst, dass sie sich noch immer in einer Art
Ausnahmezustand befand, sowohl seelischer als auch körperlicher Natur. Sie war
am Ende ihrer Kräfte und auf ihre eigene, stille Art noch immer völlig
überdreht; und so ganz nebenbei hatte sie seit annähernd vierundzwanzig Stunden
nichts mehr gegessen.
    Trotzdem war sie sicher, dass ihr selten zuvor etwas Köstlicheres
untergekommen war. Vielleicht nie. Sie musste sich beherrschen, um nicht zu
schlingen, und vertilgte die reichliche Portion, die Trausch ihr aufgetan
hatte, bis auf den allerletzten Krümel, selbst als sie das Gefühl hatte, schon
lange satt zu sein. Schließlich spülte sie mit einem winzigen Schluck des
köstlichen roten Weins nach und ließ sich rundum zufrieden in ihrem Stuhl
zurücksinken. Sie musste sich beherrschen, um nicht ein wenig damenhaftes
Geräusch von sich zu geben. Trausch grinste, als hätte sie es getan.
    Â»Und das haben Sie tatsächlich selbst zubereitet?«, fragte sie
zufrieden.
    Â»Ich glaube, Sie waren dabei,« antwortete Trausch lächelnd. »Es sei
denn, Sie haben eine Zwillingsschwester, die Sie vertreten hat, ohne dass es
mir aufgefallen ist.«
    Â»Ich war kurz im Bad«, entgegnete Conny ernst. »Sie könnten die
Chance genutzt und es gegen etwas ausgetauscht haben, das Sie in einem Viersternerestaurant
bestellt haben.«
    Trausch lachte. »Danke für das Kompliment, aber Kochen war schon
immer mein Hobby. Leider habe ich nie genug Zeit gefunden, um mich wirklich
darum zu kümmern.«
    Â»Gott sei Dank«, antwortete Conny ernst. »Sonst wäre der Stadt vielleicht
ein ausgezeichneter Polizist verloren gegangen.« Sie maß ihren blank geputzten
Teller mit einem langen, nachdenklichen Blick und einem Kopfschütteln. »Ich
weiß ja nicht, was sonst noch zwischen Ihnen vorgefallen ist, und es geht mich
auch nichts an, aber Ihre Frau muss vollkommen verrückt gewesen sein, sich das
entgehen zu lassen.«
    Â»Sie brauchen keine Skrupel zu haben«, antwortete Trausch. »Es macht
mir nichts aus, darüber zu sprechen. Dieser Teil ist vorbei, gottlob.«
    Â»So schlimm?«, fragte Conny. Ein Teil von ihr wusste sehr wohl, dass
sie das alles nichts anging, nicht einmal jetzt und hier und obwohl sie spürte,
dass es ihm tatsächlich nicht nur nichts ausmachte, sondern er ganz
offensichtlich darüber reden wollte.
    Â»Schlimmer«, antwortete er. »Sie ist mein einziger ungelöster Fall,
wissen Sie?« Conny blickte fragend, und Trausch fuhr todernst fort: »Ich habe
nie herausgefunden, warum ich sie eigentlich geheiratet habe. Sie war ein
Miststück, vom ersten Tag an.«
    Conny lachte zwar, aber sie fuhr trotzdem leicht zusammen und spürte
selbst, wie ihr Lächeln nach einer oder zwei Sekunden endgültig entgleiste.
    Â»Entschuldigung«, sagte Trausch. »Ich belästige Sie mit Dingen, die
nun wirklich nicht Ihr Problem sind.«
    Â»Das ist es nicht«, antwortete Conny hastig. »Es wäre mir nur
lieber, wenn wir uns auf ein … anderes Wort einigen können.«
    Â»Ein anderes Wort? Wofür?«
    Â»Wie wäre es mit dumme Kuh oder Zicke? Miststück ist …«
    Â»Ich verstehe«, sagte Trausch, als sie nicht

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