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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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reiben und uns zu fragen, wo zum Teufel der Kerl
geblieben ist.«
    Das mochte stimmen oder auch nicht, und es war auf jeden Fall gut
gemeint. Aber es war auch nicht die ganze Wahrheit.
Da war etwas, was er nicht wusste und auch nicht wissen konnte. Und vielleicht
auch nicht wissen sollte. Doch dann erinnerte sie sich daran, was Trausch ihr
gestern geraten hatte.
    Â»He, Kopf hoch!«, sagte Trausch aufmunternd. »Es war nicht Ihre Schuld.«
    Â»Doch«, sagte sie leise. »Das war es. Er ist meinetwegen
heruntergekommen.«
    Â»Unsinn!«, widersprach Trausch. Er klang ein bisschen zornig. »Woher
wollen Sie das wissen?«
    Â»Weil er es mir verraten hat«, antwortete sie. »Dort unten, in diesem … diesem
Heizungsraum, oder was immer es war. Als wir miteinander gekämpft haben. Da hat
er es mir gesagt.«
    Â»Was haben Sie denn erwartet?«, schnaubte Trausch. »Der Kerl hat Sie
erkannt, und er dürfte nicht besonders begeistert gewesen sein. Natürlich
wollte er Sie umbringen! Aber er ist ganz bestimmt nicht
Ihretwegen heruntergekommen! Ende der Diskussion!«
    Das klang sogar noch überzeugender, dachte Conny, und wahrscheinlich
enthielt es auch einen guten Teil Wahrheit. Aber eben nur einen guten Teil. Der
andere, schlechte Teil, war der, dass sie ebenso recht hatte. Er hatte gewusst, dass sie dort unten war, und er war ihretwegen in die Tiefgarage gekommen. Aber sie wusste
auch, wie sinnlos es gewesen wäre, das noch einmal zu wiederholen.
    Â»Wissen Sie schon, wie er aus dem Appartement entkommen konnte?«,
fragte sie stattdessen.
    Â»Nichts leichter als das.« Trausch schnaubte. Es klang fast wie ein
Stöhnen. »Das leer stehende Appartement gleich neben seinem eigenen. Der Kerl
muss geahnt haben, dass wir ihm auf der Spur waren. Er hat sich schlicht und
einfach einen Notausgang nach nebenan gebastelt. Die Wände da oben bestehen nur
aus Gipsbausteinen. Sie brauchen nicht mehr als eine Handsäge und eine
Viertelstunde Zeit.«
    Â»Und wie ist er aus der Wohnung
gekommen?«, fragte sie.
    Â»Daran arbeiten wir noch«, antwortete er ausweichend.
    Â»Das heißt, ihr habt keine Ahnung«, sagte Conny.
    Trausch druckste einen Moment herum, doch dann nickte er
widerstrebend. »Noch nicht«, räumte er ein. »Aber das finden wir heraus, keine
Sorge. Schließlich sind wir die Guten. Und die Polizei. Wir kriegen jeden
Verbrecher … na ja, die meisten.«
    Â»Manche.«
    Â»Ziemlich viele«, widersprach Trausch. »Und in Zukunft werden es
garantiert mehr, mit solchen Mitarbeiterinnen wie Ihnen.« Er wirkte verlegen,
fast unbeholfen, und auch Conny fühlte sich plötzlich … seltsam. Sie musste sich
eingestehen, dass sie nicht nur nichts gegen seine Anwesenheit hatte, sondern
dass ihr seine Nähe sogar … also gut, sie zwang sich, es behagte zu nennen, obwohl es in Wahrheit ein vollkommen anderes Gefühl war.
    Sie erschrak vor ihren eigenen Gedanken, und das offensichtlich so
heftig, dass Trausch ihre Reaktion nicht verborgen blieb und er die Stirn
runzelte. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er, schon wieder besorgt.
    Â»Nein«, antwortete sie hastig. »Ich meine … ja. Mir fehlt nichts,
keine Sorge. Es war nur … alles ein bisschen viel.«
    Trausch sah sie mit schräg gehaltenem Kopf an. Er wirkte nicht
überzeugt.
    Â»Es ist wirklich alles okay«, versicherte sie. »Ich bin ein bisschen
durcheinander, das ist alles. Nehmen Sie mich nicht zu ernst.«
    Â»Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich das jemals getan hätte?«,
fragte Trausch.
    Conny lachte, wich seinem direkten Blick dabei aber aus, wenn auch
aus vollkommen anderen Gründen, als er auch nur ahnen mochte. Für eine Weile
breitete sich ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen aus. Schließlich fragte
sie: »Sitzen Sie … schon lange hier?«
    Â»Die ganze Nacht«, antwortete Trausch ernst. Sie starrte ihn an, und
plötzlich lachte er wieder und schüttelte heftig den Kopf. »Seit ungefähr
zwanzig Minuten. Die Oberschwester hat mir erklärt, dass Sie bald aufwachen,
und weil ich sowieso hier war, habe ich gewartet. Sie waren fast auf die Minute
pünktlich.«
    Â»Das können die?«, fragte Conny überrascht.
    Â»Das können die«, bestätigte Trausch. »Vor allem, wenn sie Sie
vorher in Narkose gelegt haben.«
    Â»Narkose?«, wiederholte Conny

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