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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ließ es hastig wieder bleiben, als sie spürte, dass aus dem latenten ein ziemlich heftiges Schwindelgefühl werden würde, wenn sie die Bewegung fortsetzte.
    Â»Das war gar nicht nötig«, antwortete Trausch. »Wussten Sie, dass
sie im Schlaf sprechen?«
    Conny sah ihn erschrocken an. »Wie?«
    Â»Ziemlich viel sogar und gut verständlich. Ich kenne jetzt alle ihre
schmutzigen Geheimnisse. Aber keine Sorge, sie sind gut bei mir aufgehoben. Ich
kann schweigen wie ein Grab.« Immer noch grinsend legte er den Zeigefinger über
die zusammengepressten Lippen, aber das Lächeln in seinen Augen erlosch. Falls
es überhaupt jemals dort gewesen war. »Wie fühlen Sie sich?«
    Conny fand die Frage so überflüssig, dass sie beschloss, nicht
einmal mit einer spitzen Bemerkung darauf zu antworten. Sie versuchte noch
einmal und jetzt sehr vorsichtig, sich aufzurichten, und diesmal wäre es ihr
wahrscheinlich sogar gelungen, ohne dass das Zimmer rings um sie begonnen
hätte, Lambada zu tanzen. Aber Trausch schüttelte rasch den Kopf und machte
eine Bewegung, wie um sie wieder auf das Bett zu drücken.
    Â»Das sollten Sie lieber lassen«, sagte er. »Sie haben eine
Gehirnerschütterung. Wenn Sie sich zu früh bewegen, bekommen Sie höllische
Kopfschmerzen. Ich habe mir sagen lassen, dass sie wochenlang anhalten können.«
    Â»Dann besorgen Sie mir eine Tablette«, nörgelte sie. »Das hier ist
doch ein Krankenhaus, oder?«
    Â»Sie sind Kassenpatientin«, erinnerte Trausch. »Glauben Sie
ernsthaft, Sie bekommen eine Aspirin außer der Reihe?«
    Â»Was habe ich denn im Schlaf gesagt?«, murmelte Conny.
    Â»Eigentlich nicht viel«, antwortete Trausch, nunmehr vollkommen
ernst. »Irgendetwas vom Tod und Sterben und Schatten … aber das ist nur
verständlich, nach dem, was Sie durchgemacht haben. Sie sind zweimal
hintereinander gerade noch so davongekommen. An aufeinanderfolgenden Tagen. Ich
glaube, das ist ein neuer Rekord.«
    Â»Und … Aisler?«, fragte sie zögernd.
    Â»Der hatte nur einmal Glück«, antwortete Trausch. »Gestern. Heute
weniger.«
    Â»Er ist …?«
    Â»Tot«, bestätigte Trausch. Seiner Stimme war keine Spur von Bedauern
anzuhören. »Sie haben ihn sauber erwischt.«
    Â»Ich?« Conny runzelte zweifelnd die Stirn. »Ich war der Meinung, ich
hätte ihn überhaupt nicht getroffen.«
    Â»Haben Sie auch nicht«, antwortete Trausch. »Wenigstens nicht heute.
Aber gestern. Wahrscheinlich wäre er an der Kugel von gestern sowieso
gestorben, spätestens in ein paar Tagen, wenn er eine Sepsis bekommen hätte.
Der Irre hat versucht, sich selbst zu verarzten. Als er weggelaufen ist, ist
die Wunde wieder aufgebrochen. Er wäre so oder so in spätestens ein paar
Stunden gestorben. Er wäre innerlich verblutet.«
    Conny antwortete nicht gleich. Für jemanden, der im Begriff stand,
zu verbluten, hatte sich Aisler noch verdammt schnell bewegt, fand sie. Aber
sie erinnerte sich nicht, was genau passiert war. So angestrengt sie auch
nachdachte: Alles, was ihr einfiel, schien wie ein wirrer Fiebertraum.
    Â»Und … die anderen?«, fragte sie zögernd.
    Â»Der Kollege, den Sie im Aufzug gefunden haben, wird wohl
durchkommen«, antwortete Trausch. »Die beiden Techniker sind tot. Es tut mir
leid.«
    Â»Er hat sie umgebracht«, murmelte Conny. »Wenn ich im Wagen
geblieben wäre …«
    Â»â€¦Â wären Sie jetzt auch tot«, unterbrach sie Trausch in schon fast
grobem Ton. »Die beiden waren ausgebildete Polizeibeamte, und dennoch hatten
sie keine Chance. Seien Sie froh, dass Sie nicht im Wagen waren. Sonst hätten
wir jetzt drei tote Kollegen.« Seine Stimme wurde eine Spur lauter, als er die
Reaktion in ihrem Gesicht las, aber auch hörbar wärmer. »Und bevor Sie jetzt
den Gehirnklempnern in der Psycho-Abteilung etwas liefern, um sich
wichtigzumachen: Es ist nicht Ihre Schuld, dass die beiden tot sind, und Sie
müssen sich auch nicht schuldig fühlen, weil Sie noch am Leben sind. Ganz im
Gegenteil: Wenn Sie nicht zum Aufzug gelaufen wären, dann wäre der Kollege
darin vermutlich auch noch gestorben.«
    Â»Wieso?«
    Â»Ganz einfach, weil Sie dann von nichts gewusst und also auch nicht
um Hilfe gerufen hätten«, antwortete Trausch. »Wir waren alle damit
beschäftigt, uns die Augen zu

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