Unheil
ihrer Jacke,
zerrissen den Schultergurt der Schutzweste und schlitzten auch noch ihr T -Shirt auf, lieÃen die Haut darunter jedoch wie durch
ein Wunder unversehrt und gruben sich tief in die aluminiumumwickelte
Isolierung eines Heizungsrohres, nur Zentimeter neben ihrer Schläfe. Dampf
zischte in einer brühheiÃen Wolke an ihrem Gesicht vorbei, und die pure Wucht
des Anpralls lieà sie zur Seite taumeln und hätte sie beinahe von den FüÃen
gerissen. Jemand schrie, aber Conny hätte nicht einmal sagen können, ob es
Aislers oder ihre eigene Stimme war.
Verzweifelt um ihr Gleichgewicht wie ebenso darum kämpfend, die
Pistole nicht fallen zu lassen, stolperte sie zurück. Mehr und heiÃerer Dampf
zischte aus dem Loch, das Aislers Vampirkralle in das Rohr geschlagen hatte,
und diesmal war sie nicht nur sicher, dass es seine Stimme war, die sie brüllen
hörte, sondern sie glaubte auch, einen gellenden Schmerzensschrei zu vernehmen.
Aisler taumelte zur Seite, eingehüllt in eine brodelnde Wolke aus kochend
heiÃem Dampf, als wäre direkt unter seinen FüÃen ein Geysir explodiert, und
schrie vor Pein. Kochendes Wasser tropfte von seiner Hand, und seine Haut
färbte sich so schnell rot und begann Blasen zu werfen, dass sie buchstäblich
dabei zusehen konnte. Sie hatte einmal gehört, dass Verbrühungen zu dem
Schlimmsten gehörten, was man einem Menschen antun konnte, und das hysterische
Kreischen seiner Stimme schien diese Behauptung zu unterstreichen. Er musste
halb wahnsinnig vor Schmerzen sein â¦
â¦Â was ihn aber nicht daran hinderte, sich sofort wieder auf sie zu
stürzen.
Conny riss ihre Pistole hoch und schoss, drückte in ihrer Hast aber
einen Sekundenbruchteil zu früh ab. Der Schuss dröhnte in dem winzigen Raum wie
ein Kanonenschlag und lieà ihre Ohren klingeln, die Kugel schlug dicht vor
seinen FüÃen Funken aus dem Beton und heulte als Querschläger davon. Glas
zersplitterte, und es stank nach verschmortem Metall und brennendem Kunststoff.
Zu einem zweiten Schuss kam sie nicht. Aisler trat nach ihrer Waffe
und traf stattdessen ihr Handgelenk, und das mit solcher Wucht, dass sie
glaubte, das Splittern ihrer eigenen Knochen zu spüren. Gleichzeitig hackte
seine Krallenhand nach ihrem Gesicht. Irgendwie gelang es ihr, den Hieb mit dem
Unterarm abzublocken, noch während ihre Waffe in hohem Bogen davonflog, aber
spätestens dieser zweite Treffer war zu viel. Sie stolperte zwei Schritte
rückwärts, fiel hilflos auf den Rücken und blieb halb benommen liegen. Ungefähr
eine halbe Sekunde lang, bis Aisler ihr mit solcher Wucht in die Seite trat,
dass ihr die Luft wegblieb. Ohne die Schutzweste hätte der Tritt ihr vermutlich
mehrere Rippen gebrochen.
Auch so war der Schmerz schlimm genug, um ihr die Tränen in die
Augen zu treiben. Sie versuchte sich herumzuwerfen. Zu spät. Aisler lieà sich
mit beiden Knien auf sie fallen und schlug ihr so kräftig mit dem Handrücken
ins Gesicht, dass ihre Lippen aufplatzten und sie ihr eigenes Blut schmeckte.
»Miststück!«, keuchte er. »Du verdammte Schlampe! Dafür bring ich
dich um! Du bist tot. Tot! «
Das letzte Wort hatte er gekreischt, mit einer Stimme, die kaum noch
etwas Menschliches hatte; so wenig wie der Anblick seines Gesichts. Conny
blinzelte durch einen Schleier aus rot gefärbten Tränen zu ihm hoch, und das
Bild lieà sie noch einmal aufstöhnen; diesmal vor schierem Entsetzen. Nicht nur
seine Krallenhand war verbrüht. Der kochende Dampfstrahl hatte auch sein Gesicht
getroffen. Seine Haut war rot und nass und blasig. An zahllosen Stellen schien
sie einfach ⦠weg zu sein, sodass das rohe, nässende Fleisch darunter zum
Vorschein kam. Das linke Auge hatte sich in eine marmorierte weiÃe Kugel
verwandelt, die nie wieder etwas sehen würde. Conny fragte sich vergeblich,
woher er die Kraft nahm, noch bei Bewusstsein zu bleiben oder auch nur noch zu leben .
Wieder schlug er ihr brutal ins Gesicht, auch jetzt wieder nur mit
dem Handrücken, statt mit seiner tödlichen Stahlkralle, aber so hart, dass ihre
Sonnenbrille davonflog und sie beinahe das Bewusstsein verloren hätte.
»Miststück!«, kreischte er. »Verdammte, dämliche Schlampe. Ich bring dich um,
hörst du? Ich schlitz dich auf und erwürg dich mit deinen eigenen Eingeweiden,
hast du verstanden? Dämliche Sau!«
Seine Vampirklaue
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