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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hackte nach ihrer Brust, wie um diese Ankündigung
sofort in die Tat umzusetzen, vermochte den zähen Stoff ihrer Schutzweste aber
nicht zu durchdringen, und Conny revanchierte sich mit einem ungelenken Hieb
nach seinem Gesicht, dem er mit einer ärgerlichen Kopfbewegung auswich, sodass
sie stattdessen nur seine Schulter traf.
    Das Ergebnis war verblüffend. Aisler brüllte, als hätte sie ihm
einen rot glühenden Speer durch den Leib gerammt, griff sich an die Schulter
und kippte rücklings von ihr herunter. Blut lief in Strömen an seinem Arm hinab
und bildete eine rasch größer werdende Lache unter ihm.
    Stöhnend und der Bewusstlosigkeit noch immer gefährlich nahe, wälzte
sie sich herum und auf Hände und Knie und versuchte blindlings davonzukriechen.
Irgendwo hier lag ihre Waffe. Sie musste sie finden, wenn sie die nächsten
Sekunden überleben wollte.
    Eine Hand schloss sich um ihren Knöchel und riss sie zurück. Conny
trat blindlings aus, und es gelang ihr, sich loszureißen, aber sie stürzte, und
bevor sie sich wieder aufrappeln konnte, gruben sich drei weißglühende Krallen
in ihre Wade und hielten sie unbarmherzig fest. Conny schrie vor Schmerz, und
dann noch einmal und noch lauter, als Aisler sich herumwarf und seine Vampirkralle
benutzte, um sich an ihrem Bein entlangzuhangeln.
    Â»Miststück!«, wimmerte er. »Dich nehm ich noch mit, das schwör ich.
Das hat er nicht umsonst getan! Damit kommt … er nicht … durch!«
    Der Schmerz wurde für einen Moment noch schlimmer, als er die Krallen
aus ihrem Bein riss, und sie konnte spüren, wie sie an ihrem Oberschenkel
hinauf nach ihren Nieren tasteten, und biss die Zähne in Erwartung der
kommenden Agonie zusammen.
    Der stechende Schmerz blieb aus. Stattdessen verschwand Aislers
Gesicht plötzlich von ihren Beinen, und sie hörte ein überraschtes Keuchen,
gefolgt von einem schrecklichen, schmatzenden Laut
und einem Geräusch, als würde ein Dutzend trockener dünner Äste rasch
hintereinander zerbrochen.
    Aisler stand hoch aufgerichtet und in fast unmöglich erscheinender,
verdrehter Haltung über ihr, als sie sich auf den Rücken wälzte, und aus ihrer
verzweifelten Erleichterung wurde das genaue Gegenteil, als sie begriff, dass
sie dabei war, das Bewusstsein zu verlieren, und bereits halluzinierte, denn sie
glaubte einen Schatten hinter ihm zu erkennen, riesig und wogend und mehr der
einer gigantischen Fledermaus als der eines Menschen, ein albtraumhaftes Ding , das den Vampir mit rauchigen Armen umschlungen hielt
und seinen Kopf zurückriss.
    Â»Es ist wirklich wahr, was man sagt«, sagte eine fast amüsiert
klingende Stimme. »Wenn du sicher sein willst, dass etwas erledigt wird, dann
tu es selbst.«
    Conny wurde schwarz vor Augen, und sie verlor endgültig das
Bewusstsein.

Kapitel 4
    Sie erwachte im Krankenhaus. Sie wusste es
schon, bevor sie die Augen aufschlug, und einen Sekundenbruchteil, nachdem ihr
erster Gedanke ein sachtes Erstaunen gewesen war, überhaupt zu erwachen; und dann die ganz ernsthafte Frage, ob sie vielleicht tot und das
hier die Antwort auf die Frage war, die sich die Menschen seit Anbeginn der
Zeit stellten. Aber dann drang mildes, weißes Licht durch ihre geschlossenen
Lider, und sie spürte den typischen Krankenhausgeruch, und als sie die Augen
aufschlug, wurde aus ihrer Vermutung Gewissheit. Das hier war ganz gewiss nicht
der Himmel, aber auch noch nicht ganz die Hölle, sondern ein anonymes
Krankenhauszimmer.
    Â»Sie sind nicht tot, keine Sorge.«
    Conny drehte so schnell den Kopf in den Kissen, dass ihr schwindelig
wurde. Trausch saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett und grinste so unverschämt
breit auf sie herab, dass sie eigentlich schon wieder wütend werden sollte.
Stattdessen blinzelte sie nur verwirrt und wiederholte mit leiser, kratziger
Stimme: »Tot?«
    Â»Das hier ist allerhöchstens das Fegefeuer«, fuhr Trausch fort, noch
immer mit diesem dämlichen Grinsen auf dem Gesicht und in unangemessen
fröhlichem Ton. »Das aber ganz bestimmt. Die Städtische Unfallklinik.
Kassenpatientin, mit dem Anspruch auf eine warme Mahlzeit am Tag und der
Behandlung durch einen vollkommen übermüdeten Assistenzarzt. Sie wissen doch,
wie gut Vater Staat für seine Beamten sorgt.«
    Â»Und Sie lesen meine Gedanken?«, vermutete Conny. Sie versuchte sich
aufzusetzen und

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