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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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misstrauisch. »Wozu?«
    Trausch deutete stumm auf ihren rechten Arm und dann auf das Bein,
und erst, als ihr Blick der Kopfbewegung folgte, bemerkte sie, dass beides dick
bandagiert war und dass sie diese Körperteile überhaupt noch hatte.
Seltsamerweise spürte sie immer noch keinen Schmerz – aber auch sonst nichts.
In ihrem Körpergefühl schienen ihr Unterarm und das Bein nicht mehr zu
existieren.
    Â»Keine Angst, es ist nichts gebrochen«, beantwortete Trausch ihre
unausgesprochene Frage. »Aber Sie haben ein paar hübsche Schrammen abbekommen.
Nicht weiter schlimm, wenn man diesem Metzger von Chirurgen glauben darf, aber
vermutlich sehr schmerzhaft. In ein paar Tagen können Sie die Hand wieder
völlig normal bewegen und sogar fast ohne Schmerzen laufen, wenn keine
unvorhersehbaren Komplikationen auftreten.«
    Â»Unvorhersehbare Komplikationen?«
    Trausch machte eine beruhigende Geste. »Das sagen sie immer, dass
wissen Sie doch. Oder haben Sie jemals einen Arzt getroffen, der Ihnen eine
eindeutige und klare Prognose gegeben hätte? Die sind doch nicht verrückt und
lassen sich auf etwas festnageln.«
    Conny blieb ernst. »Ich kann mich an …« Nichts
erinnern? Das stimmte nicht. Sie erinnerte sich – nur hatte sie es
bisher für die Erinnerung an einen verrückten Traum gehalten. Sollte das etwa
heißen, dass auch alles andere …?
    Â»Das ist schade«, sagte Trausch. »Ich hatte mich auf eine spannende
Geschichte gefreut. Es muss ein höllischer Kampf gewesen sein.«
    Â»So, wie der Kerl mich zugerichtet hat?«
    Â»Ich würde eher sagen, so wie Sie ihn zugerichtet haben«, erwiderte Trausch lächelnd. »Allzu viel war nicht mehr von
ihm übrig.« Er seufzte. »Aber das gibt sich bestimmt bald. Die Oberschwester
hat mich gewarnt, dass vorübergehende Gedächtnislücken nach einer Vollnarkose
vorkommen. Wie gesagt: Ich freue mich auf eine spannende Geschichte.« Er
zögerte. »Eichholz übrigens auch«, fügte er dann hinzu.
    Â»Was für eine Überraschung«, seufzte Conny. »Ich wusste doch die
ganze Zeit, dass mir etwas fehlt. Wo ist er überhaupt?«
    Â»Oh, der kommt schon noch, keine Sorge«, antwortete Trausch. »Er
wäre längst hier, wenn der Arzt ihm nicht gesagt hätte, dass Sie nicht
vernehmungsfähig sind.«
    Â»Bin ich nicht?«, fragte Conny. »Sie sind doch auch hier.«
    Â»Vernehme ich Sie etwa?«, erkundigte sich Trausch.
    Â»Tun Sie das nicht?«
    Â»Nein«, antwortete er, zu schnell und zu überzeugend, als dass
irgendein Zweifel an der Ehrlichkeit dieser Antwort aufkommen konnte. »Ich habe
mir Sorgen um Sie gemacht, das ist alles. Und Eichholz wird Sie auch nicht
verhören.«
    Â»Da wäre ich nicht so sicher«, seufzte sie. »Wenn ich mich richtig
erinnere, hatte er vorher schon eine Stinkwut auf mich. In diesem Punkt
funktioniert mein Gedächtnis leider schon wieder ganz ausgezeichnet.«
    Â»Eichholz hat eine Stinkwut auf jeden, und das immer«, sagte Trausch
ernst. »Und dabei ist es natürlich richtig: Auf Sie ist er im Moment ganz besonders sauer. Aber das nützt ihm nichts.«
    Â»Wieso?«
    Â»Weil Sie so etwas wie eine Persona non grata sind«, antwortete er und grinste plötzlich wieder. Er sah eindeutig schadenfroh
aus. »Und das werden Sie auch noch eine ganze Weile bleiben. Verstehen Sie
eigentlich nicht?«
    Â»Was?«, fragte Conny lahm, und Trausch verdrehte in übertrieben
gespielter Verzweiflung die Augen.
    Â»Sie sind die Heldin des Tages, Conny«, antwortete er. »Die Frau,
die den Vampir erledigt hat, in einem verzweifelten Kampf auf Leben und Tod!
Das ist großes Hollywood-Kino, und das hier bei uns! Die Leute lieben so was!
Sie haben den Kerl durch den Fleischwolf gedreht, nach allen Regeln der Kunst,
und absolut niemand nimmt Ihnen das übel – nicht einmal Eichholz, auch wenn er
das niemals zugeben würde. Was immer er Ihnen androhen wird, glauben Sie ihm
kein Wort. Wahrscheinlich werden Sie befördert, wenn Sie mich fragen.«
    Â»Dann wird er mich noch mehr hassen«, seufzte Conny.
    Â»Ja, wahrscheinlich«, seufzte Trausch. »Und? Sie bleiben die
nächsten zwei oder drei Tage auf den Titelblättern der Zeitungen und mindestens
eine Woche hier im Krankenhaus. Und bis Sie wieder diensttauglich geschrieben
sind, ist die SOKO wahrscheinlich

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