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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete Conny.
    Â»Wir haben auch kein solches Foto bei ihm gefunden«, sagte Eichholz.
Conny überlegte, ob der Ausdruck in seiner Stimme nur wie gewohnt leicht
vorwurfsvoll oder auch ein bisschen misstrauisch war.
    Â»Dann hat er es vielleicht unterwegs weggeworfen. Und? Das Bild muss
noch auf der Festplatte im Wagen sein«, sagte sie, seinen letzten Satz ganz
bewusst ignorierend. »Es ist wirklich nur eine einzelne Aufnahme. Man kann sie
leicht übersehen, wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss. Aber ich weiß
ungefähr, an welcher Stelle sie steht. Ich bin sicher, ich finde sie wieder.«
    Â»Er hat auch Kleinholz aus dem Computer gemacht«, sagte Eichholz.
Nun war seine Stimme beinahe vollkommen ausdruckslos, aber sein Blick wurde … bohrend? »Die Kollegen aus der EDV -Abteilung
versuchen zu retten, was zu retten ist, doch es sieht nicht gut aus. Der Kerl
hat gewusst, was er tut. Sämtliche Aufnahmen des Einsatzes sind gelöscht
worden.«
    So viel Zeit hatte er nie und nimmer gehabt!, dachte Conny verwirrt.
Sie war allerhöchstens eine Minute lang fort gewesen. Selbst, wenn er
tatsächlich unmittelbar hinter ihr in den Wagen geschlüpft war, hätte er in
diesen wenigen Sekunden nicht nur die beiden Polizeibeamten umbringen und den
Videoprint an sich nehmen, sondern auch noch den richtigen Computer und die
richtige Datei finden und löschen müssen – samt der automatischen
Sicherheitskopie, die das System anlegte. Conny verstand nicht allzu viel von
Computern. Ihre Kenntnisse beschränkten sich auf den Umgang mit einem
Textverarbeitungssystem und den diversen Datenbanken, auf die sie Zugriff hatte – aber ihr war dennoch klar, dass das in der Kürze der Zeit, die Aisler zur
Verfügung gestanden hatte, eigentlich unmöglich war.
    Eichholz seufzte. »Gut, das klären wir später, wenn ich Ihren
Bericht vorliegen habe.« Das winzige Diktiergerät in seiner Hand flackerte
zustimmend. »Im Augenblick haben wir ein anderes Problem, fürchte ich. Sagen
wir, ein paar Fragen, auf die wir noch keine eindeutigen Antworten gefunden
haben.« Er seufzte erneut und warf Professor Levèvre einen auffordernden Blick
zu. »Professor?«
    Levèvre nickte und wandte sich direkt in ihre Richtung, und auf
seinen ohnehin väterlich anmutenden Zügen erschien ein durchaus ehrlich
wirkendes, freundliches Lächeln. Sie sah ihm jedoch an, dass es ihm nicht
wirklich leichtfiel, zu sprechen, und sie wusste, dass ihr das, was er ihr zu
sagen hatte, vermutlich nicht gefallen würde. »Ich kann mir vorstellen, dass es
Ihnen nicht leichtfällt, noch einmal über diese schrecklichen Momente zu
sprechen, Frau Feisst«, begann er. »Aber Sie sind …«, er suchte nach den
passenden Worten, »… ganz sicher, dass es sich tatsächlich so abgespielt hat?«
    Â»Was meinen Sie damit?« Conny sah nicht hin, doch sie spürte, wie
sich Trausch neben ihr in seinem Stuhl aufrichtete, und auch Eichholz wirkte
angespannter als noch vor einem Augenblick, auch, wenn er sich alle Mühe gab,
es zu überspielen.
    Â»Ihr Kampf mit Aisler«, antwortete er an Levèvres Stelle. Er hob
rasch und beruhigend die Hand, als sie auffahren wollte. »Bitte, verstehen Sie
das nicht falsch, Kollegin. Uns ist allen klar, was Sie durchgemacht haben.
Dieser Kerl hat zweimal hintereinander versucht, Sie umzubringen. Sie waren
verletzt und in Lebensgefahr. Niemand erwartet, dass Sie sich akribisch an jede
einzelne Sekunde erinnern.«
    Â»Sie glauben mir nicht?«, fragte Conny geradeheraus. Sie war nicht
einmal wirklich zornig, und wenn sie überrascht war, dann allerhöchstens
darüber, diese Entwicklung nicht vorhergesehen zu haben. Eichholz’ scheinbare
Freundlichkeit hätte sie warnen müssen. Sie war kein Zufall gewesen, so wenig
wie Levèvres angebliche Unpünktlichkeit – von der sie inzwischen überzeugt war,
dass er allerhöchstens zu früh gekommen war, und ganz
bestimmt nicht zu spät.
    Â»Es ist leider ein wenig komplizierter, Frau Feisst.« Levèvre
lächelte immer noch so gutmütig und herzlich wie ein Vater, der mit seinem Kind
spricht, was Conny allmählich wirklich wütend zu machen begann. »Sehen Sie, ich
freue mich wirklich, dass es Ihnen gut geht und Sie diese schreckliche
Geschichte offenbar so gut überstanden haben. Sie sind wirklich eine sehr
tapfere Frau, und

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