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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nichts liegt mir ferner, als Ihre Worte anzuzweifeln, aber … ganz
so, wie Sie es gerade berichtet haben, kann es nicht gewesen sein.«
    Â Â»Was soll das heißen?«,
fragte Conny verwirrt.
    Â Levèvre tauschte abermals
einen raschen Blick mit Eichholz, bevor er weitersprach. »Selbstverständlich
hätten wir es gleich bemerken müssen, doch der Kollege, der die Obduktion
vorgenommen hat, ist noch relativ jung, und möglicherweise fehlt es ihm noch
ein wenig an Erfahrung. Ein guter Mann, nur eben noch neu im Geschäft.
Verstehen Sie mich nicht falsch – wenn überhaupt, dann war es mein Fehler,
nicht einen erfahrenen Kollegen eingesetzt zu haben.«
    Â Â»Worauf wollen Sie eigentlich
hinaus?« Conny warf einen fast Hilfe suchenden Blick zu Trausch hin, aber sie
erntete nur ein verwirrtes Schulterzucken. Trausch sah beunruhigt aus. Ungefähr
so, wie sie sich fühlte.
    Â Â»Wie gesagt, wir haben
Aislers Leichnam natürlich obduziert. Und auf den ersten Blick schien auch
alles mit Ihren Angaben übereinzustimmen.«
    Â»Auf den ersten Blick?«, fragte Trausch.
    Levèvre machte ein übertrieben verlegenes Gesicht. »Die unmittelbare
Todesursache schien tatsächlich ein Schock zu sein, ausgelöst durch die
Verbrühungen und seinen angegriffenen Allgemeinzustand. Wenn es Sie beruhigt,
Frau Feisst: Ganz genau genommen hat er sich selbst umgebracht. Seine
Schusswunde hatte sich bereits entzündet, und sein Kreislauf muss so niedrig
gewesen sein, dass ihn wahrscheinlich die nächste Tasse Kaffee getötet hätte.
Er wäre so oder so gestorben, nehme ich an … auch wenn ich zugeben muss, dass
mein Spezialgebiet nicht unbedingt die Lebenden sind. Aber das ist nicht der
Punkt.«
    Â»Welcher dann?«
    Levèvre tauschte erneut einen kurzen, fragenden Blick mit Eichholz,
bevor er antwortete: »Sie sind ganz sicher, dass er Sie angegriffen hat?«
    Â»Natürlich bin ich sicher«, erwiderte Conny empört. »Was soll das?«
    Diesmal brachte Eichholz den Professor mit einer Geste zum
Schweigen, als er antworten wollte. »Was Professor Levèvre sagen will,
Kommissarin Feisst«, sagte er, und nicht nur sein Lächeln erlosch, seine Stimme
klang plötzlich auch hörbar kühler, offizieller, »ist, dass Ihre Schilderung
eigentlich nicht den Tatsachen entsprechen kann.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Conny wirklich begriff,
was sie gerade gehört hatte. »Sie meinen, dass ich lüge?«, erwiderte sie
spröde. Eichholz schwieg, und Levèvre wich ihrem Blick aus und fühlte sich
sichtlich immer unwohler in seiner Haut.
    Â»Sprechen Sie es ruhig aus«, fuhr Conny fort. »Sie glauben, ich
hätte mir das alles nur ausgedacht, um mich interessant zu machen? Um weiter
als die große Heldin dazustehen?« Wütend schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß,
dass Sie mich nicht leiden können, Eichholz. Aber Sie sollten mich wenigstens
besser kennen.«
    Â»Darum geht es nicht«, gab Eichholz ruhig zurück. Er tat ihr nicht
den Gefallen, sich provozieren zu lassen.
    Â»Worum dann?« Conny musste sich beherrschen, um nicht zu schreien.
»Glauben Sie wirklich, ich hätte mir die ganze Geschichte aus den Fingern
gesogen?« Aufgebracht deutete sie auf ihr Gesicht und ihren bandagierten Arm.
»Dann habe ich mir das hier wohl auch selbst beigebracht, nehme ich an? Nur, um
noch ein bisschen interessanter zu werden?«
    Â»Das weiß ich nicht«, erwiderte Eichholz ruhig. Er hatte eindeutig
mit genau dieser Reaktion gerechnet und sich darauf vorbereitet. »Ich
unterstelle Ihnen gar nichts, wenn es das ist, was Sie befürchten. Wie gesagt:
Sie waren in einer Ausnahmesituation. Sie haben unter enormem Stress gestanden,
und ich vermute, Sie hatten große Angst– woran absolut nichts Unehrenhaftes
ist. Mir an Ihrer Stelle wäre es dort unten nicht anders ergangen. Vielleicht … trügen
Sie Ihre Erinnerungen.«
    Â»In welchem Punkt?«, fragte sie.
    Â»Wie gesagt«, wiederholte Levèvre mit einem neuerlichen, noch
tieferen Seufzen und noch immer, ohne ihr direkt in die Augen zu sehen, »als
unmittelbare Todesursache sind wir zuerst von einem Schock ausgegangen, der zu
einem Kreislaufzusammenbruch und einem daraus resultierenden Herzstillstand
geführt hat.«
    Â»Und das war es nicht?«
    Â»Nein«, antwortete Levèvre. »Doch selbst wenn es so

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