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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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dunklen Kreisen und verdunsten innerhalb weniger Minuten. Die Menschen laufen mit großen Regenschirmen durch die Straßen, riesigen Baldachinen in Schwarz, Weiß oder Smaragdgrün. Es scheint, als wollten sie das Gewitter anlocken, nach dem sich alle sehnen. Die Schirme verhelfen den Menschen zur Anonymität, denkt Kate. Jeder könnte sich unter den Halbkugeln verbergen, die Haar, Gesicht und Schultern unsichtbar machen.
    Sie überquerte den Cornmarket. Wieder fielen einige Tropfen aus den dunklen Wolken, und wieder wurden Schirme über Köpfe und Schultern gespannt.
    Kate ging allein. Ihr helles Haar war nicht bedeckt. Sie trug ein kurzes, ärmelloses Kleid, und ihre nackten Füße steckten in Ledersandalen. Schimmernde Ohrringe blitzten und glitzerten vom Ohrläppchen bis zur Schulter. Genau so habe ich an jenem Montag ausgesehen, dachte sie. Und genau hier bin ich entlanggegangen. Sie bog in die Market Street ab. Genau wie damals blieb sie an einem Stand stehen, kaufte Äpfel und verstaute sie in der Jutetasche, die über ihre Schulter hing. Sie fühlte sich wie eine Schauspielerin, die bei einer dieser Rekonstruktionen mitmacht, die manchmal im Fernsehen ausgestrahlt wurden, um die Erinnerung von Zeugen aufzufrischen. Das reicht, dachte sie und wandte sich in Richtung Golden Cross und der hell erleuchteten Durchgangsstraße Cornmarket zu.
    Jemand folgte ihr. Sie spürte es, als würde ein Finger ihr Rückgrat berühren. Sie beschleunigte ihren Schritt. Der Mörder hatte, ebenso wie sie, die Idee gehabt, jenen Montagnachmittag noch einmal nachzustellen. Es gab nur einen Unterschied: Dieses Mal sollte sie das Opfer sein. Kate blickte sich um, sah jedoch nur Regenschirme. Aber ihr Verfolger war hinter ihr, das fühlte sie. Sie wandte sich nach rechts, dann bog sie links ab. Durch die schmalen Gässchen des Covered Market rannte sie bereits.
    Vielleicht wäre es das Beste, einfach stehen zu bleiben und ihrem Verfolger die Stirn zu bieten. Hier waren Menschen, die sie schützen konnten. Doch eine Angst, die tiefer saß als jede Vernunft, zwang Kate, weiterzufliehen.
    Sie lief an den Metzgereien vorbei und schlug einen Haken nach links in die nächste Gasse. Hastig warf sie einen Blick hinter sich. Hier, auf dem durch ein gewölbtes Dach geschützten Markt, waren alle Regenschirme geschlossen. Kate erhaschte einen Blick auf ein Paar Jeans, auf kastanienbraune Stiefel, auf einen unter einer voluminösen Tweedkappe versteckten Kopf. Das konnte jeder Beliebige sein. Eilig ging sie an den Blumenständen vorüber und fiel erneut in ihren Laufschritt.
    Nachdem sie die High Street wieder erreicht hatte, wandte sie sich zur Magdalen Brücke. Sie überquerte die High Street, blieb vor dem Schreibwarengeschäft stehen, genau wie an dem bewussten Tag, und wartete. Die Auslage im Schaufenster war inzwischen verändert worden. Kate registrierte neue Muster auf Einbänden und neue Füllfederhalter auf schwarzer Samtunterlage. Sie hörte ihr Herz pochen und atmete flach. Es gab noch einen anderen Unterschied zu jenem Montag: Heute würde Chris Townsend nicht über ihre Füße stolpern.
    »Kommen Sie mit!«, zischte ihr eine Stimme ins Ohr. »Mir nach!«
    Und Kate folgte der Gestalt in Jeans, Stiefeln und Kappe die Straße hinauf auf das Bartlemas College zu.
    »Wo gehen wir hin?«, rief sie, erhielt jedoch keine Antwort.
    Sie gingen an der Pförtnerloge vorbei, überquerten den Haupthof, passierten einen Torbogen, wandten sich nach rechts und standen vor dem Tor zum Dozentengarten.
    »Kommen Sie?«
    Und Kate folgte. Es ging grüne Gartenpfade entlang, vorbei an hohen Bäumen, von deren Zweigen Kletterpflanzen baumelten, und durch das Tor am anderen Ende des Gartens. Schließlich blieben Sie vor dem Tower of Grace stehen.
    »Sie werden mich doch nicht etwa zwingen, da hinaufzuklettern?«, fragte Kate. »Das würde ich nämlich gar nicht gern tun.«
    »Nein. Aber dort drinnen ist es schön kühl. Und wir haben ein Dach über dem Kopf, falls das Gewitter losbricht. Außerdem sind wir hier ungestört.«
    Sie setzten sich auf eine Bank gegenüber dem Gemälde, das die Versuchung darstellte.
    »Ich fürchtete schon, Sie hätten eine Pistole und würden mich zwingen, auf den Turm zu steigen«, sagte Kate.
    »Wo um alles in der Welt sollte ich eine Pistole herbekommen?«
    »Leute in Krimis haben immer Schusswaffen.«
    »Könnte es sein, dass Sie Ihre Seminare ein wenig zu wörtlich nehmen?«
    »Mir ist schon beim ersten Mal aufgefallen,

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