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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Sadie.
    »Sie alle sind sicher noch sehr mitgenommen«, meinte Kate, wobei sie die Flecken auf Sadies Wangen registrierte und beobachtete, wie sie mit den Händen ihre Knie umklammerte. Als Sadie Kates Blick spürte, lockerte sie ihre Haltung und versuchte ein entspanntes Lächeln aufzusetzen.
    »Einige von uns ganz bestimmt«, erwiderte sie leichthin. »Ich weiß, ich sollte mich von Annette nicht nerven lassen, aber wir befinden uns in einer angespannten Situation. Ohne Chris’ Hilfe die finanzielle Lage zu meistern ist wirklich nicht leicht. Er war immer so optimistisch, so voller Vertrauen. Für ihn schien es ein Kinderspiel zu sein, Geld aufzutreiben, und das färbte ab.«
    Schweigend tranken sie ihren Kaffee. Kate dachte über einen großen, gutaussehenden Mann mit gewinnendem Lächeln und eine umwerfend hübsche, junge Frau mit kastanienbraunem Haar und roten Lippen nach. War es ein Wunder, dass man sich fragte, was sie hinter verschlossenen Türen taten?

    Den Rest des Tages verbrachte Kate damit, die Akten zu lesen und sich in Chris’ Computer die Dateien anzusehen, die ihr wichtig erschienen. Sie erfuhr, dass zweihundertvierzehn Teilnehmer registriert waren, die zwei Wochen im College verbringen sollten. Bartlemas pflegte eine Partnerschaft mit einer Universität an der amerikanischen Ostküste, die sich um den administrativen Teil in den Staaten kümmerte. Kate sah, dass sich eine beeindruckende Anzahl amerikanischer Buchhändler und Lehrer trotz bereits vorhandener akademischer Titel fortbilden wollte. Die meisten von ihnen waren zwischen vierzig und sechzig. Vielleicht hofften sie auch auf verträumte Herbstnachmittage in einem Boot oder auf ein Rendezvous unter gotischen Torbögen mit einem aufregenden Partner – doch Kate hatte eher die Befürchtung, dass sie sich um Massen höchst ernsthafter Menschen mittleren Alters würde kümmern müssen, die alles erfahren wollten, was ihnen Oxford über Gattungsromane beibringen konnte, und die Kates Auffassung von Leben und Geschlecht bestenfalls als frivol empfanden.
    Oje, seufzte sie innerlich, als sie eine Akte durchlas, in der die Korrespondenz mit potenziellen Workshop-Teilnehmern abgeheftet war. Einige Briefe waren dabei, die jetzt schon nach Ärger klangen. Jede Menge Fragen über die Verfügbarkeit von Bädern oder Duschen. War Bartlemas in der Lage ihre jeweilige Diät zu gewährleisten? Gab es Fitness-Räume? Befanden sich Jogging-Strecken in der Nähe? Ihre eigene Jogging-Strecke würde Kate bestimmt niemandem verraten. Sie bevorzugte es, allein zu laufen, auch wenn die anfragenden Studenten eher reiferen Alters waren und sich für die Art Romane interessierten, die sie selbst schrieb.
    Kate griff nach dem nächsten Brief. Er war mit grüner Tinte geschrieben. Noch mehr Ärger. Kate hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die mit grüner Tinte schrieben, immer ein wenig merkwürdig waren. Der Verfasser – ein gewisser Curtis Skinner, wie sie der Unterschrift entnahm – erwähnte unter anderem, dass er Schwierigkeiten hatte, Freunde zu finden, und sich darauf freute, während seiner Zeit in Bartlemas neue soziale Kontakte zu knüpfen. Sie klappte die Akte zu und legte sie zurück in die Schublade. Es war Zeit, sich ernsthafteren Dingen zu widmen. Zum Beispiel musste sie die Unterlagen für die Druckerei überprüfen, denn sie brauchte Stadtpläne und Faltblätter, um die Begrüßungsmappen zu erstellen. Kate holte eine knallblaue Dokumentenmappe aus dem Schreibtisch, entleerte den Inhalt auf die Arbeitsfläche und suchte nach Kostenangeboten und Lieferterminen. Wie es schien, hatte Chris im letzten Augenblick den Text geändert und damit die Produktion der Faltblätter verzögert.
    Komisch, dachte sie, als sie auf eine Rechnung stieß, die in Rot einen Vermerk in Chris’ Handschrift trug und nichts mit den anderen Papieren zu tun zu haben schien. Und dann fand sie die an eine Ecke geheftete, mit grünem Filzstift geschriebene Notiz:

    Neugier ist der Katze Tod

    Sie hatte das Gefühl, als ob jemand ihr einen leichten Stromschlag versetzt hätte. Ihre Hände kribbelten. Hier handelte es sich um eine Warnung, so viel war gewiss. Vielleicht sogar um eine Drohung. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, dachte Kate. Die Arbeitsatmosphäre in der Quästur, die Art und Weise, wie Sadie ihre wahren Gefühle verbarg, der tödliche Unfall auf dem Turm – alles hatte miteinander zu tun, dessen war sie fast sicher. Ihre mühsam zurückgedrängte

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