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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Dinge nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich?«
    »Ich fürchte, meine Zuständigkeit reicht nicht bemerkenswert über die Anhörung einiger Klagen von Studenten und der Organisation eines Ausflugs nach Birmingham hinaus«, sagte Kate und bemühte sich, an vielen Quadratmetern wolliger Strickjacke vorbeizukommen. »Aber ich hoffe, dass wir morgen bei der Besprechung einiges klären können.« Sie schnappte sich eine Schüssel mit Krabbenchips und floh.
    Als sie versuchte, ihre Beute unbeschadet durch eine Menschenansammlung zu manövrieren, erhaschte sie einen Hauch des Duftes, neben dem sie in der Kapelle gesessen hatte.
    »Geben Sie mir ein paar von Ihren Krabbenchips ab?«, sagte eine Stimme hinter ihr. Kate drehte sich um und bot die Schüssel an. Ihr Gegenüber trug die weinrote Hose und den cremefarbenen Blazer, die sie schon aus dem Gottesdienst kannte: Faith Beeton. Dr. Beeton hatte eine wirklich schöne Stimme – merkwürdig, dass sie so falsch sang. Während sie sich aus der Schüssel bediente und eine Hand voll Chips knabberte, sah sie Kate aus kleinen, dunklen Augen an.
    »Wir haben uns schon einmal getroffen, nicht wahr?«, sagte sie schließlich. »Noch ein Glas Wein?« Geübt griff sie sich eine halb volle Flasche vom Nebentisch und füllte ihre beiden Gläser auf. »Aber wo war das?«
    »Unten im Tower of Grace«, half Kate ihr auf die Sprünge.
    »Stimmt! Sie haben sich die Versuchung angeschaut und darüber nachgedacht, wer oder was die Gnostiker sind.«
    »Genau. Wir wurden einander vorgestellt. Ich bin Kate Ivory.«
    »Mein Name ist Faith Beeton«, sagte die andere Frau. »Ich bin hier Dozentin. Und Sie haben Chris Townsends Aufgaben bei der Organisation des Workshops übernommen, nicht wahr?«
    »Richtig. Außerdem soll ich ein paar Seminare leiten und einen Schreibkurs anbieten«, fügte Kate hinzu.
    »Mit anderen Worten, Sie kennen sich mit Genreliteratur aus?«
    »Ich schreibe sie«, sagte Kate. »Historische Romane.«
    »Oh!« Faith’ Kommentar hielt Kate davon ab, sich weiter über das Thema auszulassen. »Ich soll die Sparte Kriminalromane übernehmen.«
    »Da gibt es doch angeblich durchaus Lesenswertes«, erklärte Kate großzügig. »Ich persönlich kann Krimis nicht viel abgewinnen, aber es muss Leute geben, die sie mögen.«
    »Sind noch Kräcker da?«
    »Ich fürchte nein. Es gibt nur noch leere Teller. Wahrscheinlich will man uns bedeuten, dass man uns loswerden möchte.«
    »Dann muss ich mir wohl selbst ein Mittagessen machen. Dabei hatte ich gehofft, dank diesem Leichenschmaus darum herumzukommen. Haben Sie Lust, mitzukommen? Ich wohne nur fünf Minuten von hier.«
    »Danke«, sagte Kate gelinde überrascht. Sie sah zu, wie Faith Beeton sich einer vollen Weinflasche bemächtigte, ehe der Kellner sie abräumen konnte, und warf einen sehnsüchtigen Blick zu der kleinen Gruppe um Rob Grailing hinüber. Er und der Rektor schienen sich noch immer ernsthaft zu unterhalten, während Honor auf eine lustlose Briony einredete. Die arme Frau, dachte Kate. Wahrscheinlich sehnt sie sich danach, heimzugehen, ihre Schuhe auszuziehen und in aller Ruhe unglücklich zu sein.
    In einer unvermittelten Schweigesekunde, wie sie manchmal in zusammengewürfelten Gruppen entsteht, drang Annettes Stimme zu ihr herüber. »Ich fände es wirklich gut, wenn Briony bei uns mitarbeiten würde. Diese Kate brauchen wir doch nicht wirklich. Sie ist viel zu …«
    Doch an dieser Stelle setzte das allgemeine Gemurmel wieder ein, und Kate konnte den Rest von Annettes sicherlich unschmeichelhafter Bemerkung nicht mehr hören. Sie fragte sich, mit wem die Sekretärin gerade sprach. Dabei hoffte sie, dass es niemand war, der die Macht hatte, zu heuern oder zu feuern.
    »Ja, ja«, sagte Faith. »Sie scheinen sich ziemlich schnell unbeliebt gemacht zu haben. Was haben Sie dem Personal der Finanzverwaltung denn getan?«
    Doch ehe Kate auf die Frage eingehen konnte, kam jemand auf sie zu. Ein weißhaariger Mann mit krebsrotem Gesicht und gelbem Sakko.
    »Wer war das noch?«, wandte sie sich leise an Faith.
    »Steven Charleston, der Buchhalter.«
    »Stimmt, ich erinnere mich.«
    »Dem würde ich nicht einmal mein Sparschwein anvertrauen«, raunte Faith.
    »Tatsächlich? Warum nicht?«
    »Vergessen Sie es«, sagte Faith. »Kommen Sie, wir gehen.« Und sie eilten zur Tür, ehe Steven Charleston sie ansprechen konnte.

KAPITEL 6
    Die Schlange aber war listiger als alle Tiere,
    die Gott der Herr gemacht hatte …
    Genesis 3,

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