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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ungeduldig herum und wartete auf eine Gelegenheit, etwas zu dem Thema zu sagen. Mit ziemlicher Sicherheit würde man Briony in der Quästur unterbringen – vermutlich ohne Gehalt –, und wenn Kate sich jetzt nicht auf die Hinterbeine stellte, würde sie vermutlich gnadenlos hinausgekegelt.
    »Die Arbeit erfordert aber eine gewisse Qualifikation«, rief sie schließlich.
    »Was haben denn Sie damit zu tun?«, fragte Honor grob. Kate überlegte, was an einem Oxford-College wohl Besonderes sein mochte, dass jemand sich das Recht nahm, derart unhöflich zu sein.
    »Keine Sorge, Kate«, sagte Rob Grailing und legte Kate die Hand auf den Arm. Die Geste mochte beruhigend gemeint sein, vielleicht aber wollte er sie auch zurückhalten. »Ihr Job ist sicher. Und für Briony werden wir auch noch etwas zu tun finden. Zum Beispiel müssen die Faltblätter sortiert und die Rundbriefe für unsere nächste Werbemaßnahme vorbereitet werden.«
    Kate atmete auf. Wenn Briony solch langweilige Aufgaben bekam, sollte sie das nicht stören.
    »Richtig«, stimmte sie zu. »Vielleicht könnte sie auch die Bücherei verwalten. Dazu braucht man doch sicher keine Erfahrung oder höhere Qualifikation, nicht wahr?«
    »Sie sind ein recht ungezogenes Mädchen«, flüsterte Rob Grailing ihr kaum hörbar zu. »Warum versuchen Sie nicht, uns noch etwas zu essen zu organisieren, während der Rektor und ich die Einzelheiten von Brionys Einsatz besprechen?«
    Der Räucherlachs war anscheinend alle. Kate schlenderte auf der Suche nach etwas Essbarem an Tischen und Fensterbänken entlang. Schließlich fand sie einen Teller mit Kräckern, die mit Frischkäse bestrichen waren, auf denen ein erbarmungswürdiger Schnitz Olive ein kümmerliches Dasein fristete. (Wer um alles in der Welt zeichnete verantwortlich für diesen Imbiss? Sicher nicht der hervorragende Küchenchef des Bartlemas!) Als sie gerade die Hand ausstreckte, um den Teller fachmännisch zu ergattern, ohne die Leute ringsum zu stören, schnappte ihr jemand die Schnittchen weg. Sie blickte auf und gab sich sofort geschlagen. Der Mann war fast zwei Meter groß, vermutlich annähernd genauso breit und hatte ein flaches Pfannkuchengesicht unter spärlichem, grauem Haar. Er trug keinen Sakko, sondern eine graue Strickjacke.
    »Harry Bickerstaff«, stellte er sich vor und stopfte sich die Kräcker, ohne ihr auch nur einen anzubieten, in den Mund. »Ich glaube, wir haben beide mit dem Workshop zu tun.«
    »Ich habe Ihre Bücher gelesen«, sagte Kate und hätte beinahe hinzugefügt: »vor langer Zeit«, besann sich aber eines Besseren. »Sie haben mir sehr gut gefallen.« Das entsprach durchaus der Wahrheit. Mit zwölf hatte sie seine Hau-drauf-Geschichten geradezu verschlungen. Allerdings bezweifelte sie, dass sich seine Bücher bei der anspruchsvollen Jugend von heute noch gut verkauften; die jungen Leute verbrachten inzwischen ihre Zeit lieber im Internet auf der Suche nach interaktiver Pornografie.
    »Nett, dass Sie das sagen«, erwiderte er. »Von Ihnen habe ich, glaube ich, noch nichts gelesen. Schreiben Sie unter Ihrem eigenen Namen?«
    »Ja«, gab Kate knapp zurück.
    »Tatsächlich? Nun, mit dem modernen Zeug komme ich nicht gut zurecht. Jetzt halten Sie mich bestimmt für hoffnungslos altmodisch.«
    »Aber natürlich nicht«, erklärte sie automatisch. »Vermutlich sehen wir uns in der Quästur«, fügte sie hinzu und zog sich vorsichtig aus der Ecke zurück, die er mit seinem massigen Körper versperrte.
    »Schön, dass ich Sie beide hier finde!« Annette Paiges Nase glänzte immer noch rosa, und ihre hellblaue Baskenmütze saß einen Tick verwegener.
    »Ich wollte ebenfalls noch ein paar wichtige Dinge mit Ihnen besprechen«, sagte Harry zu Annette. »Es geht um diese Anthologie.« Er wandte sich an Kate: »Wissen Sie, was mit der Anthologie passieren soll?«
    »Tut mir Leid«, gab Kate zurück. »Was gibt es Wichtiges, Annette?«
    »Das Komitee trifft sich morgen um zehn Uhr dreißig im Hörsaal Vier im Pesant-Hof«, sagte Annette. »Ich habe Kopien der Tagesordnung in Ihre Postfächer gelegt und möchte Sie bitten, sie vor dem Termin durchzulesen.« Damit ließ sie Kate und Harry stehen. Beide kramten nach ihren Kalendern, um den Termin zu notieren.
    »Ich hatte vorgeschlagen, die Anthologie herauszugeben«, erzählte Harry, während er Kalender und Stift wieder einsteckte. »Doch man hat mir gesagt, dass sich bereits jemand anders darum kümmert. Wissen Sie nichts davon? Fallen diese

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