Unheil ueber Oxford
.«
» Mir gefällt das Gefühl der Macht , das ich verspüre , wenn ich das Ende der Geschichte hinauszögere . Den Rest erzähle ich Ihnen morgen . Und fangen Sie mir bloß nicht wieder damit an , dass die Vorstellung von Zeit Ihnen fremd ist . Ich bin sicher , allmählich gewöhnen Sie sich daran . Genau wie ich mich an die Vorstellung von Ewigkeit gewöhne .«
Kate saß in der Kaffeeküche hinter dem Büro und trank Kaffee, als Annette Paige und John Clay eintraten. Sadie war allein zurückgeblieben und damit beschäftigt, den Leuten für das nächste Projekt, die Erweiterung der Bibliothek, Geld aus der Tasche zu leiern. Die Kaffeeküche war so klein, dass man zwangsläufig vertraulich miteinander umgehen musste.
»Wie ich sehe, gönnen Sie sich ab und zu eine Pause von Ihrer Schriftstellerei«, begann John Clay.
Kate fühlte sich in die Defensive gedrängt und antwortete munter: »Richtig, das muss sein.« Dabei schenkte sie ihm ein strahlend unehrliches Lächeln.
»Und wie geht es mit den Vorbereitungen für die Landung des Heuschreckenschwarms voran?«, fragte er.
»Meinen Sie die Teilnehmer an unserem Workshop? Oh, ich glaube, dass alles ziemlich gut klappt«, erklärte Kate voller Vertrauen.
»Ich hoffe, Sie haben mit der Druckerei telefoniert. Die bekommen die Faltblätter nie und nimmer fertig, wenn man ihnen nicht auf die Füße tritt«, sagte John.
»Interessant, wie genau hier alle so wissen, was ich zu tun habe«, meinte Kate.
»Sie sollten das beobachten«, bemerkte John. »In dieser Abteilung ist es nicht unbedingt angebracht, sich in die Karten schauen zu lassen. Behalten Sie Ihre Arbeitsbereiche lieber für sich.«
»Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es viel Geheimniskrämerei um unsere Studenten gibt«, gab Kate zurück.
»Studenten! Heuschrecken! Sind doch alles nur Parasiten«, knurrte Annette, nippte geziert an ihrem Kaffee und knabberte an einem fettfreien Keks.
Kate biss herzhaft in einen Schokoladenriegel. »Denken Sie doch nur an das Geld, das sie dem College einbringen!« Sie krümelte Schokoladensplitter auf ihre schwarzen Jeans und wischte sie achtlos weg. Annette starrte sie an. »Zweihundertvierzehn Studenten, die zwei Wochen lang Tag für Tag hundertfünfundneunzig Pfund abdrücken, das macht … na ja, jedenfalls eine ganze Menge.«
»Genau das gehört zu den Dingen, die ich an Ihrer Stelle besser für mich behalten würde«, sagte John. »Geld ist in diesem College eine heikle Angelegenheit.«
»Ganz davon abgesehen – wir haben schließlich auch Ausgaben. Außerdem stören die Leute den normalen Betriebsablauf«, schimpfte Annette. »Und dann die Mehrarbeit! Normalerweise ist es in der Finanzverwaltung um diese Jahreszeit eher ruhig, jetzt müssen wir das Doppelte bewältigen. Man mutet uns eine ganze Menge zu!«
Kate brachte es fertig, nicht darauf hinzuweisen, dass Annette wahrscheinlich einen festen Vertrag und damit ein normales Anrecht auf Urlaub hatte. »Die Teilnahmegebühr deckt sämtliche Ausgaben«, sagte sie stattdessen. »Und da ich mich während ihrer Anwesenheit im College um sie kümmere, dürften Sie sich in diesem Jahr nicht sonderlich gestört fühlen.«
»Seien Sie nicht zu voreilig. Die Sache ist längst nicht so leicht, wie Sie glauben«, unkte Annette. »Warten Sie nur, bis die Leute erst da sind, dann werden Sie schon sehen! Außerdem sollten Sie sich mit Ihrem Benehmen vorsehen. Einige dieser Typen sind ziemlich kleinlich. Und wenn zu viele Klagen über Sie kommen, sind Sie Ihren Job im Handumdrehen los.« Die Aussicht darauf schien ihr zu gefallen.
»Ich werde das Kind schon schaukeln«, behauptete Kate forsch. »Ich bin ziemlich anpassungsfähig. Und außerdem glaube ich, dass am Ende des Workshops ein ziemlicher Profit für das College herausspringen wird; ich rechne also eher mit einem dicken Dankeschön.«
»Es ist ja nicht so, als ob das Geld wirklich gebraucht würde«, erklärte Annette und veränderte damit den Gesprächsverlauf. »Das College ist in Wirklichkeit ungeheuer reich.«
»Ich bin sicher, auch hier muss um jeden Penny gekämpft werden – wie in allen anderen Colleges auch«, protestierte Kate.
»Schauen Sie sich doch nur an, wofür hier Geld ausgegeben wird«, warf John ein.
»Meinst du den neuen Tafelaufsatz, oder wie das Ding heißt, im Aufenthaltsraum der Professoren?«, fragte Annette.
»Es ist ein Tafelaufsatz aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, und zwar aus Goldbronze«, klärte John sie
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