Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
Vom Netzwerk:
verbrachten die Nächte und den größten Teil der Tage zusammen. Es war eine schöne Zeit. Viola hielt sich mit Bergwandern und Yoga fit und beweglich und war in sexuellen Dingen erfrischend offen, was mir nach den langweiligen Mädchen aus der Vorstadt, die ich vor ihr kannte, sehr gut gefiel.
    Sie pflegte für mich zu kochen. Ich gewöhnte mich an Körner, Nüsse und viel biologisch angebautes, rohes Gemüse, während sie ihre Diät um Fisch erweiterte. Mit besonderen Messern mit schwarzem Griff zerkleinerte sie kiloweise Grünzeug, beträufelte es mit Sesamöl und würzte es mit Kräutern, die sie auf dem Fensterbrett züchtete. Ich aß Tofu, und sie zeigte sich einverstanden, ab und zu helles Fleisch zu kaufen, vorausgesetzt, es stammte aus biologisch einwandfreier Zucht und wurde so klein geschnitten, dass man es auf dem Teller nicht mehr als totes Tier erkannte.
    Während der Sommerferien holte sie Obst aus Selbst-Pflück-Plantagen und machte es auf die sanfteste Weise ein. Sie kochte es so kurz wie eben möglich und erhielt so den intensiven Fruchtgeschmack. Köstlich! Noch heute erinnere ich mich an Violas Anblick, wie sie sich über Erdbeerpflanzen beugte oder Johannisbeeren pflückte, Lippen und Finger mit rotem oder dunklem Saft befleckt. Mein Schrank war voller Marmeladen und Gelees, die wir mit Toast zum Tee verzehrten. (Manchmal benutzten wir sie auch beim Sex, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie sich in dieser Hinsicht für Details interessieren.)
    Unter Violas Regime bekam ich eine gesunde Gesichtsfarbe. Ich verlor die Pfunde, die ich mir mit der Entdeckung des Biertrinkens eingehandelt hatte. Ich begann, zu joggen und Squash zu spielen und begleitete sie auf Wandertouren durch die walisischen Berge. Außerdem legte ich den Grundstock für die Sonnenbräune, die in späteren Jahren einen guten Teil meiner physischen Anziehungskraft ausmachte.
    » Führt diese Geschichte irgendwohin? So köstlich deine Erfahrung zur damaligen Zeit gewesen sein mag , sie ist durchaus nicht unüblich . Bisher hört es sich so an , als ob einer von euch den anderen verlassen und der übrig gebliebene Partner sich unglücklich und verraten gefühlt hätte . Sollte es tatsächlich so sein , kann ich nur gähnen .«
    » Nur Geduld , die Geschichte nimmt gleich eine überraschende Wendung .«
    Viola und ich schlossen uns gemeinsam der Studentengewerkschaft an, kandidierten für den Vorstand und wurden beide gewählt. Viola als Sekretärin, ich als Schatzmeister.
    Haben Sie eine Vorstellung, über wie viel Kapital eine mittlere Studentengewerkschaft in London verfügt? Studentenbeiträge und die Zuschüsse des Colleges bildeten zusammen ein ordentliches Geldpolster, für das ich verantwortlich war. Natürlich gab es Kontrollen und Beschränkungen, um einer Veruntreuung vorzubeugen. Jeder Scheck musste von zwei Vorstandsmitgliedern unterzeichnet werden.
    Von Viola und mir zum Beispiel.
    Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass sich eine Frau in einer beglückenden sexuellen Beziehung selten für charakterliche Fehler ihres Partners interessiert. Sie will an ihn glauben; vielleicht braucht sie das. Und Viola, so anspruchsvoll sie in bestimmten Dingen auch sein mochte, war manchmal ausgesprochen naiv. Sie entstammte einer unglaublich wohlhabenden Familie und konnte nicht verstehen, dass manche Leute sich abmühen mussten, um an Geld zu kommen. Sie war nicht verwöhnt oder übersättigt, aber immerhin fuhr sie einen kleinen Gebrauchtwagen. Dank ihres unreflektierten Überflusses lernte sie nie wirklich hauszuhalten. Von ihren Eltern bekam sie eine ausreichende Unterstützung, die alle zwei Monate auf ihr Bankkonto überwiesen wurde. Gegen Ende des ersten Monats ging ihr regelmäßig das Geld aus. Ich streckte ihr etwas vor, und sie stellte mir einen Scheck aus, sobald ihre Unterstützung kam. Ihr Auto kam nicht über den TÜV – ich bezahlte die Reparatur. Sie hatte kein Geld für die Miete – ich gab es ihr in bar. Alles, was ich ihr vorstreckte, gab ich ihr in bar. Sie war zu unbewandert in finanziellen Dingen, als dass sie sich gefragt hätte, woher das Geld kam. Vielleicht wollte sie es auch nicht wissen. Allerdings war mein System inzwischen so ausgeklügelt, dass es eines weit intelligenteren Mädchens als Viola bedurft hätte, es zu durchschauen, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    » Ich glaube , ich möchte an dieser Stelle unterbrechen «, sagt Christopher .
    » Warum? Jetzt wird es gerade interessant

Weitere Kostenlose Bücher