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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Atem angehalten hatten. Unglücklicherweise hatte der viele Wein Kate ein wenig zugesetzt; sie fühlte sich zu benommen für eine klare Antwort. »Mord vielleicht?«, sagte sie aufs Geratewohl. »Veruntreuung? Diebstahl?« Im Nachhinein erschien ihr das Wort Veruntreuung als Fehler.
    »Ich verstehe Ihren Verdacht, es könne ein Mord geschehen sein, sehr gut«, nickte Faith, die sehr trinkfest zu sein schien. »Aber wie kommen Sie auf Veruntreuung?« Sie sprach das Wort bemerkenswert deutlich aus und schenkte Kate noch einen Schluck Wein nach.
    »Habe ich das gesagt? Das war wohl nur eine verrückte Idee. Nichts Konkretes jedenfalls.«
    »Also keine Anhaltspunkte?« Faith klang enttäuscht, als hätte Kate sie irgendwie im Stich gelassen.
    »Nur ein kleiner Drohbrief«, entfuhr es Kate. »Ich habe ihn in einer Akte über Faltblätter gefunden. Er war an eine Rechnung geheftet.«
    »Wirklich interessant«, sagte Faith. »Erinnern Sie sich an den Inhalt der Rechnung?«
    »Kaum«, sagte Kate, die sich, um der Wahrheit die Ehre zu geben, im Augenblick an kaum etwas erinnerte.
    »Und was stand in dem Drohbrief?« Wieso klang Faith Beeton plötzlich wie ein Polizist?
    »So etwas wie ›Neugier ist der Katze Tod‹. Das kann natürlich alles Mögliche bedeuten, finden Sie nicht?«
    »Vielleicht«, sagte Faith. »Vielleicht weist es aber auch auf etwas ganz Spezifisches hin.«
    »Glauben Sie, es war auf mich gemünzt?«
    »Oh, ganz bestimmt nicht.«
    »Das erleichtert mich.«
    Selbst in ihrem benommenen Zustand merkte Kate, dass die Atmosphäre auf der Terrasse sich wieder entspannt hatte.
    »Der Gedanke an ein bestimmtes ›Genre‹ missfällt mir zutiefst«, sinnierte Faith, lehnte sich zurück und starrte in ihr Weinglas. Sie redete, als hätten sie das Thema Literatur keine Sekunde lang verlassen. Vielleicht war es ja auch so, dachte Kate. »Man sollte über Literatur im Allgemeinen oder über ein bestimmtes Werk schreiben. Mehrere Werke zu einer Gruppe zusammenzufassen, halte ich für entwertend.«
    »Da haben Sie sicherlich Recht«, sagte Kate, die keine Ahnung hatte, worüber Faith redete. »Warum trinken wir nicht unseren Wein aus und gehen ins College zurück? Ich könnte mir vorstellen, dass man es gerne sähe, wenn wir noch ein oder zwei Stündchen arbeiteten, ehe wir unseren Kram packen und nach Hause gehen.«

    Offensichtlich hatte man im College nicht mehr mit ihr gerechnet. Kate bemühte sich, ihr Büro möglichst ungesehen zu erreichen. Als sie jedoch die Tür öffnete, sah sie einen breiten gelben Tweedrücken, der sich über die geöffneten Schubladen ihres Schreibtischs beugte. Sadie war nicht anwesend; der Eindringling befand sich allein im Raum. Zwar fühlte Kate sich immer noch ein wenig angesäuselt, trotzdem hatte sie den Eindruck, dass hier etwas nicht richtig war.
    Sie ließ die Tür ins Schloss fallen. Der gelbe Tweed richtete sich erschrocken auf. Er drehte sich um, und Kate erkannte Steven Charleston. Sein Gesicht war röter denn je. Rötliche Augenbrauen hoben sich über blassblauen Augen.
    »Ja bitte?«, sagte sie, bemüht, die Situation trotz ihres nicht ganz nüchternen Zustands unter Kontrolle zu behalten. Sie blieb in der Nähe der Tür und hoffte, dass er ihre Fahne nicht bemerkte. Falls es ihm außerdem einfallen sollte, sie anzugreifen, war die Nähe der Tür nicht der schlechteste Platz.
    »Kate Ivory?«
    »Richtig. Gut geraten. Schließlich handelt es sich hier um mein Büro und meinen Schreibtisch.« Sie blickte ihn forschend an.
    »Mein Name ist Steven Charleston. Ich kümmere mich um die Buchführung des Colleges.«
    »Ja.« Sie fand es das Beste, nicht zu viele Worte zu machen, und die nach Möglichkeit mit geschlossenem Mund.
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht etwas gefunden haben, das nicht in Chris’ Akten gehört. Etwas aus einem gänzlich anderen Bereich.«
    »Nein.«
    »Er war nicht der Ordentlichste. Manchmal heftete er versehentlich die Papiere von Mitarbeitern in seinen Akten ab.«
    »Sie hätten wenigstens vorher fragen können …« Kate zeigte auf die immer noch offen stehende Schublade.
    »Sie waren nicht da«, sagte er. »Und der Schreibtisch ist der von Chris, wenn ich mich recht entsinne.«
    Kate blickte ihn finster an und wünschte sich sehnlichst, sich hinsetzen zu dürfen.
    »Also, Kate – so darf ich Sie doch nennen? –, Sie haben also nichts … sagen wir Merkwürdiges oder Unpassendes gefunden?« Der Mann ließ einfach nicht locker.
    »Nur eine

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