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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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sich alles erklären zu lassen . Aber bitte , fahre fort! «
    » Wo war ich stehen geblieben? «
    » Du hast von deinem Vater gesprochen . Dass du ihm sehr ähnlich warst . Wie du seine Freundin vergrault hast , ihn in einem Altenheim hast vor sich hin vegetieren lassen , und wie die Freundin sich gerächt hat . Dann sprachst du von der armen , hinters Licht geführten Viola und wie sie es dir heimgezahlt hat , ohne dir allerdings in Sachen Bösartigkeit das Wasser reichen zu können .«
    » Das habe ich Ihnen erzählt? Mir erschien es ganz anders .«
    » Kommen wir zur nächsten Station – Bartlemas und Briony .«
    » Nach einer gewissen Zeit bei der Wohlfahrt , wo ich lernte , wie man zaudernden Spekulanten Geld aus der Tasche zieht , wurde ich dieser frustrierenden Arbeit müde .«
    » War es die Bürokratie der Wohlfahrt , die dir die Illusionen raubte? «
    » Eher die Art , wie sie den Daumen auf ihre Finanzen hielten . Es gab keinerlei Spielraum für gewisse Manöver , nicht die geringste Möglichkeit , das eigene Einkommen auf kreative Weise aufzubessern . Auch keine Vergünstigungen . Und keinen Dienstwagen . Insgesamt ziemlich trübe Aussichten . Also orientierte ich mich anderweitig .«
    » Oxford? «
    » Oh , zunächst arbeitete ich noch hier und da und perfektionierte meine Kenntnisse in jeglicher Art von Kapitalbeschaffung . Allmählich wurde ich eine bekannte Größe auf meinem Arbeitsgebiet . Als ich etwa dreißig war , warb mich eine Headhunter-Firma für eines der Colleges in Oxford an . Nachdem die Regierung die Zuschüsse für Bildung gekürzt hatte , begannen die Universitäten damit , nach amerikanischem Vorbild ehemalige Absolventen um Geld für ihre laufenden Ausgaben anzugehen . Sie machten mir ein Angebot , dem ich nicht widerstehen konnte .«
    » Und so nahmst du deine letzte Arbeitsstelle an .«
    » In der Finanzverwaltung des Bartlemas College .«
    » Und dort hast du das richtige Betätigungsfeld für deine Bestrebungen gefunden? «
    » Dort erkannte ich , dass Betrug eine Lebensart ist . Ich brauchte eine gewisse Zeit , bis ich die verschiedenen bereits in Benutzung befindlichen Systeme durchschaut hatte und meine eigenen Bemühungen so koordinieren konnte , dass ich niemand anderem ins Gehege geriet – gegen einen gewissen Obolus oder einen bestimmten Prozentsatz natürlich . Und dann kam Briony .«
    » Ich nehme kaum an , dass sie deine Unehrenhaftigkeit guthieß .«
    » Darüber weiß ich nichts . Hingegen weiß ich sehr wohl , dass sie nicht dazu erzogen wurde , ihr Leben in ehrlicher Armut zu verbringen .«
    » Armut? Beim Gehalt eines Verwaltungsbeamten in Oxford? Wohl kaum! «
    » An Ihren oder meinen Maßstäben gemessen vielleicht nicht , an Brionys allerdings durchaus .«
    » Ich glaube , wir kommen den Gründen für dein Ableben allmählich näher . Ich bin ganz Ohr .«
    » Finden Sie nicht , dass unsere heutige Sitzung längst den üblichen Rahmen sprengt? Reden wir nicht schon zu lang? Vielleicht sollten wir mit dem nächsten Teil der Geschichte bis morgen warten .«
    » Ich sagte dir bereits , dass › morgen ‹ für mich keine
    Bedeutung hat .«
    » Schön – also , das nächste Kapitel kann noch ein wenig warten . Kommen Sie damit zurecht? Sind Sie mit diesem Begriff vertraut? «
    » Voll und ganz .«

    Am Donnerstag war es warm und sehr schwül. Graue Wolken hingen über der Stadt und hielten die heiße Luft unter einer bleiernen Schicht fest. Kein Lufthauch bewegte sich. Schon als sie ihre Studentengruppe zum Bus begleitete, fühlte sich Kate überhitzt und schlecht gelaunt. Um drei Uhr verließen sie Oxford und fuhren durch eine Landschaft, über deren dunklen Feldern und düsteren Hecken bläulicher Dunst lag. In der Ferne segelten Möwen wie glänzend weiße Perlen über einen braunen Acker.
    Zu allem Unglück fand sich Kate überdies im Bus auch noch neben Martha Hawkins wieder, die die eineinviertelstündige Fahrt über die Autobahn für eine willkommene Gelegenheit hielt, Kate sämtliche unbeantworteten Fragen ihres Lebens zu unterbreiten. Sie begann mit: »Schreiben Sie mit einem Stift von Hand, oder benutzen Sie ein Textverarbeitungssystem?«, erkundigte sich anschließend, wie ihre Bücher veröffentlicht wurden, und wollte schließlich wissen, ob Kate auf die wahre Inspiration angewiesen war, um gute Texte schreiben zu können.
    »Eher nicht«, antwortete Kate. »Wenn man von der Schriftstellerei leben will, muss man Bücher auf Nachfrage produzieren. Das

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