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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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die sich kaum für die Kapelle interessierte, jedoch die Tür zum Tower of Grace anstarrte.
    »Wo der Mann gestorben ist?«, fügte Curtis hinzu, für den Fall, dass Kate die Andeutung nicht verstanden hätte.
    »Ich glaube schon«, sagte Kate leichthin. »Allerdings vermute ich, dass es nicht da oben passiert ist, sondern auf den Steinen draußen.« Sie hoffte, dass die beiden sich dadurch ablenken ließen.
    Doch sie irrte sich. »Können wir hinaufsteigen und es uns ansehen?«, bettelten Curtis und Martha unisono.
    »Bleibt uns denn noch genügend Zeit?«
    »Klar«, sagte Martha. »Bis jetzt haben wir schließlich mit Ihnen Schritt gehalten. Gehen Sie voraus!«
    Und Kate biss in den sauren Apfel.
    Oben gefiel es Martha ausnehmend gut, stellte sie fest. Ein unangenehmer Wind zerrte an ihren Haaren.
    »Was ist das dort drüben für ein Gebäude?«, wollten ihre Gäste wissen. Kaum hatte Kate geantwortet, als sie sich schon nach dem nächsten erkundigten. Kate konnte sich gut vorstellen, dass jemand, der dieser Fragerei irgendwann müde wurde, Martha liebend gern einen Schubs versetzt, sie vom Turm gestoßen und Curtis gleich hinterhergeschickt hätte. Sie erwog die praktischen Probleme. Martha war ungefähr so groß wie sie selbst, allerdings ein gutes Stück leichter und nicht sehr muskulös gebaut. Es wäre wohl nicht allzu schwierig, sie über die Brüstung zu bekommen. Man müsste sie nur ablenken. Ohne weiter nachzudenken, zeigte Kate auf ein Gebäude zu ihrer Linken und rief:
    »He, Martha, könnte das da drüben nicht All Souls sein?«
    »Wo? Das da drüben mit den beiden Türmen? Sind Sie sicher?« Martha beugte sich über die Brüstung.
    Durchaus möglich. Man müsste sie nur an der Schulter und dem entgegengesetzten Fuß packen und sie diagonal hinüberhieven. Sie hätte nicht die geringste Chance. Und wenn die Frau ein paar Zentimeter größer und etwas korpulenter wäre? Es ginge vielleicht trotzdem. Allerdings müsste man ein gutes Stück größer und stärker sein als Kate Ivory. Hingegen fiel es ihr schwer, sich vorzustellen, dass Martha einfach Übergewicht bekommen und zufällig vom Turm stürzen könnte. Auch nicht, wenn sie oder Curtis betrunken wären und auf der Plattform herumalbern würden. Sie würden vielleicht ausgleiten und hinfallen, aber keinesfalls über die Balustrade kippen. Es musste also …
    »Nein, auf keinen Fall«, stellte Martha fest. »All Souls ist da drüben, gleich neben der Radcliffe Camera.«
    »Stimmt nicht«, behauptete Kate. »Leute, wenn wir um Viertel nach zehn fertig sein wollen, müssen wir jetzt hinuntersteigen.« Und so schnell es eben ging, eilte sie den beiden voraus die steinerne Wendeltreppe hinunter.
    »Pesant-Hof«, sagte sie, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. »Dort drüben ist die Bibliothek. Wir haben gerade noch Zeit, einen kurzen Blick hineinzuwerfen.« Kate war selbst auch noch nicht in der Bibliothek gewesen und hielt die Besichtigungstour für eine willkommene Gelegenheit, diesem Manko abzuhelfen. Für Recherchen zu ihren Büchern gab es kaum eine bessere Quelle als eine Universitätsbibliothek, und diese hier eignete sich hervorragend. Sie musste sich nur gut mit dem Bibliothekar stellen.
    »Wow!«, entfuhr es ihr beim Eintreten.
    Es handelte sich durchaus nicht um eine der üblichen, schäbigen College-Bibliotheken, die von einem überarbeiteten Teilzeit-Bibliothekar geleitet wurden. In dieser Bücherei steckte eine Menge Geld; alles sah neu und gepflegt aus und zeigte, dass hier nicht gespart werden musste. Auf den Schreibtischen standen nagelneue Computerterminals samt CD-ROM-Playern. Eine Tafel neben dem Ausgabeschalter zeigte die beeindruckende Liste der verfügbaren CD-ROMs. Das hat sicher einige tausend Pfund gekostet, dachte Kate, ganz abgesehen von der teuren Hardware. Ein langes Regal unmittelbar vor ihr trug die Aufschrift »Neuerwerbungen« und war bis oben hin mit interessant aussehenden, nagelneuen Büchern voll gestopft.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Das musste der Bibliothekar sein, auch wenn er nicht so aussah: viel zu schick, adrett geschnittenes Haar, glänzende Schuhe, Seidenkrawatte und ein rundes, sattes Gesicht.
    »Ich zeige zweien unserer amerikanischen Besucher das College«, sagte Kate. »Mein Name ist Kate Ivory. Ich helfe in der Verwaltung aus und gebe ein paar Seminare.«
    »Ach wirklich?«, erkundigte sich Curtis. »Ich habe noch keine Ankündigung für eines Ihrer Seminare gesehen.«
    »Nächste

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