Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
Wirkung.
Frauen
»In Europa wurde die Hälfte aller weiblichen Mordopfer von Familienmitgliedern getötet. Die überwiegende Mehrheit der Opfer von Gewalt in der Familie oder durch einen Partner waren Frauen. 80 Prozent aller Menschen in Europa, die von einem aktuellen oder ehemaligen Partner umgebracht wurden, waren Frauen«, berichtete die UNO .
Da Frauen die größte Opfergruppe bei den Beziehungstaten bilden, ist der Rückgang hier am höchsten. Erfreulicherweise bleiben immer weniger Frauen so lange bei ihren Peinigern, bis sie eines Tages doch noch erstochen, erschlagen oder erwürgt werden. Insofern hat sich einiges verändert. Anders als früher – ich kann mich noch sehr gut an die Zeiten erinnern, als wir Polizisten relativ machtlos waren bei häuslicher Gewalt – gibt es endlich ein Gewaltschutzgesetz, das die Möglichkeit einräumt, gewalttätige Ehemänner unverzüglich und vor allem dauerhaft aus den Wohnungen zu entfernen und ein sofortiges Kontaktverbot auszusprechen. Damit wird zumindest verhindert, dass sich Eskalationen bis zum Äußersten zuspitzen. Das Grundproblem ist zwar nicht gelöst, aber es können wenigstens akute Gefahrenlagen entschärft werden, wenn der Aggressor sofort aus dem Verkehr gezogen wird.
Ausschlaggebend für die positive Entwicklung sind zweifelsfrei Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen, einhergehend mit gestiegener Eigenständigkeit und größerem Selbstbewusstsein: raus aus der Opferrolle, weg von Fremdbestimmung, hin zu mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, weg von gewalttätigen Männern – und zwar schon beim allerersten Versuch von Gewaltanwendung und ein für alle Mal. Es ist für mich als Mann schwer nachzuvollziehen, warum Frauen immer wieder zu Lebenspartnern zurückkehren, von denen sie geschlagen, vergewaltigt oder gedemütigt wurden. Erfreulicherweise gibt es inzwischen zahlreiche staatliche und private Hilfsangebote wie Frauenhäuser und andere Institutionen, die auch reichlich in Anspruch genommen werden. Jährlich flüchten rund 45 000 Frauen – offensichtlich rechtzeitig – in solche Einrichtungen. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum trotz nach wie vor weitverbreiteter Gewalt gegen Frauen wenigstens die Tötungsdelikte rückläufig sind. Vielleicht hat auch die steigende Zahl alleinerziehender Mütter zu dieser Entwick lung beigetragen. Wo kein gewalttätiger Mann, da auch keine Gewalt. Gleichberechtigung und Emanzipation haben vermutlich mehr Menschenleben gerettet, als man ahnt. Das ist auch kämpferischen Leuten wie Alice Schwar zer zu verdanken, mag man zu ihr stehen, wie man will.
Eine kleine Anmerkung: Immer wenn ich es mit einem machomäßigen Brutalo zu tun hatte, die es übrigens in allen gesellschaftlichen Schichten gibt, konnte ich mir einen stets wirkungsvollen Spruch nicht verkneifen, auch wenn er zugegebenermaßen ebenso machohaft klingt: »Männer, die eine Frau oder Kinder schlagen, sind keine Männer, sondern feige Schlappschwänze.«
Dunkelziffer
Auch wenn dank vielfältiger Entwicklungen die Zahl der Tötungsdelikte zurückgegangen ist, darf man bei aller Euphorie die Dunkelziffer nicht vernachlässigen, die vor allem bei älteren Menschen besonders hoch sein soll. Einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Münster zufolge kommt auf ein entdecktes Tötungsdelikt mindestens ein unentdecktes. Manche Fachleute halten sogar höhere Zahlen für wahrscheinlich. Von der Richtigkeit dieser Studie bin ich als Praktiker schon deshalb überzeugt, weil ich selbst mehrmals miterlebt habe, dass Tötungsdelikte erst nach träglich als solche erkannt wurden.
Der siebenfache Frauenmörder Horst David beispielsweise, der in seiner Heimatstadt Regensburg fünf ältere, alleinstehende Frauen tötete, hatte seine Opfer jeweils so drapiert, dass es wie plötzliches Ableben bei irgendwelchen häuslichen Verrichtungen aussah. In drei von fünf Fällen war diese Täuschung erfolgreich, während die beiden anderen ihm nicht nachzuweisen waren, oder er gar nicht erst in Verdacht geraten war. Symptomatisch für diesen Deliktbereich ist auch ein Fall aus dem Kapitel »Der Todesengel«.
Um das Bild abzurunden, sollte man aber nicht nur das private Umfeld der Opfer betrachten, sondern auch die schlimmen Zustände in manchen Altenheimen nicht aussparen, wie nachfolgender, schier unglaublicher Fall verdeutlicht:
Luise war 87 Jahre alt, geistig verwirrt, jedoch körperlich noch erstaunlich agil. Sie war in einem
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