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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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aber mit scharfer Klinge. Als er sich zum Gehen wandte, fiel sein Blick auf einen Kasten mit dreizölligen Nägeln, wie sie zum Ausbessern von Zäunen verwendet wurden. Er nahm eine Hand voll heraus und steckte sie in die Tasche.
    Darauf ging er in gerader Linie durch den Wirtschaftsgarten zurück zum Haus, ohne sich weiter zu verstecken. Als er die rückwärtige Tür erreichte, sperrte die Köchin der Merediths gerade auf, um Küchenkräuter aus dem Garten zu holen. Sie hatte das Frühstück für den Oberst und seine Frau bereitet, und das Dienstmädchen hatte es auf einem Tablett hinaufgetragen. Nun mußte sie an die Vorbereitungen zum Mittagessen denken. Viele Gäste wurden erwartet, und es gab eine Menge zu tun. Sie hatte sich kaum Zeit für ihren Morgentee genommen.
    Sie hatte keine Gelegenheit zu schreien, bevor die Axt sie traf, nur zu einem flüchtigen Blick in die Augen eines Verrückten, und im nächsten Augenblick war sie tot.
    Tom Abbot ging durch die Küche und stieg die Stufen hoch, die zur Eingangshalle führten. Er war nie zuvor im Herrenhaus gewesen, und nur der Klang der Stimmen führte ihn zum Speisezimmer. Er öffnete die erstbeste Tür, zu der er kam, und ging ohne Aufenthalt in ein großes Wohnzimmer, größer als die gesamte Grundfläche seiner Kate. In der Mitte dieses Raumes blieb er stehen und sah sich um.
    Das Geräusch von Schritten, die an der offenen Tür vor- beigingen, veranlaßte ihn, umzukehren. Wieder hörte er die Stimmen und ging auf eine andere Tür zu.
    Das Dienstmädchen kam summend die Treppe herab, in den Händen ein Tablett mit halb gegessenen Pampelmusen und Resten von Toastscheiben auf den Tellern. Sie hielt das Tablett hoch, um die Stufen vor ihren Füßen zu sehen.
    »Stellen Sie den Kessel auf, Mrs. Peabody«, rief sie zur Küche, als sie den Fuß der Treppe erreichte. »Trinken wir ei- ne Tasse Tee zusammen, solange die Herrschaften mit Schinken und Eiern beschäftigt sind.«
    Die Küche war leer, und das Mädchen hielt neugierig Umschau. Der Kessel dampfte bereits. Sie stellte das Tablett ab und ging an den Gasherd, um ihn auszuschalten. Die Tür zum Gemüsegarten stand offen, und sie vermutete, daß die Köchin hinausgegangen sei, Essensreste in die Abfalltonnen zu tun oder Gemüse zu schneiden. Sie ging um den großen Mitteltisch zur Tür, um die Köchin hereinzurufen. Ein Schrei brach von ihren Lippen, als sie den Leichnam vor der Schwelle liegen sah, den Schädel bis zur Nasenwurzel gespalten. Ehe sie ohnmächtig wurde, begriff sie, daß es die Köchin war, nur kenntlich an ihren Kleidern und ihrer Statur, denn das Gesicht war blutbedeckt, die Züge eine er- starrte Grimasse des Entsetzens, ohne eine Ähnlichkeit mit dem Gesicht, das sie kannte. Bevor es ihm schwarz vor den Augen wurde, vernahm das Dienstmädchen noch den an- deren Schrei, den Schrei aus dem Obergeschoß, der die Morgenstille zerriß.
    Als sie das Bewußtsein wiedererlangte, konnte sie sich nicht gleich besinnen, was geschehen war. Mit der Erinnerung kehrte das Entsetzen wieder, und sie sah die Tote, die sie beinahe mit dem Fuß berührte, und kroch schaudernd davon. Sie wollte um Hilfe rufen, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Irgendwie kam sie auf die Beine und wankte zur Treppe, zog sich am Geländer hinauf, brach schluchzend in die Knie und zog sich weiter, nur beseelt von dem Wunsch, von der Küche wegzukommen. Sie erreichte den Korridor und lief um Atem ringend zum Speisezimmer, wollte rufen und brachte doch nur ein heiseres Keuchen hervor.
    Sie stolperte durch die offene Tür und prallte vor dem An- blick zurück, der sich ihr bot.
    Ihre Herrin lag ausgestreckt in einer Blutlache am Boden, und nur wenige Sehnen und Fasern ihres Halses hielten ihren Kopf am Körper. Er lag bewegungslos neben ihrer linken Schulter. Der Oberst war mit langen Nägeln durch die Handflächen und das Fleisch seiner Waden auf die Platte des großen Eßtischs genagelt. Über ihm stand ein Mann mit einer bluttriefenden Axt in den Händen.
    Starr vor Schrecken, mußte das Dienstmädchen mit ansehen, wie der Mann seine Axt ausholend über den Kopf hob und mit aller Kraft zuschlug. Sie trennte eine Hand ab und fuhr in das splitternde Holz darunter. Der Mann riß sie mit einiger Anstrengung heraus und holte wieder aus. Als er die andere Hand abgehackt hatte, wurde der Oberst ohnmächtig. Als er beide Füße abgehackt hatte, war der Oberst tot.
    Der Mann mit der Axt wandte den Kopf und sah das Dienstmädchen an,

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