Unheil
was geschehen war; sie hatten den Sergeanten überwältigt.
Er war jetzt in völliger, beängstigender Dunkelheit, nach seiner Schätzung etwa in der Mitte des Tunnels, aber die Krümmung der Tunnelröhre brachte es mit sich, daß er keinen Schimmer von Helligkeit sehen konnte. Wie sehnte er sich nach dem Flecken grauen Lichts, der den Tunnelausgang anzeigen würde, denn die Schwärze wirkte desorientierend und vermittelte ihm ein Gefühl, in völliger Leere und körperlos zu sein. Seine Angst steigerte sich immer mehr. Als er das erste Mal an diesem Tag (Gott, war es derselbe Tag gewesen? Es schien eine Ewigkeit zurückzuliegen) in den Tunnel eingedrungen war, hatte er wenigstens eine Lampe gehabt und war zudem nicht allein gewesen, aber jetzt hatte er nur die rauhe Betonwand an seiner Seite und den Straßenbelag unter den Füßen, die ihm sagten, daß er noch als lebendiger Mensch existierte. Er wagte die tastenden Finger kaum von der Wand zu lösen, da er fürchtete, sie könne nicht mehr da sein, wenn er wieder danach suchte. Zugleich bewegte er sich im Laufschritt, verließ sich ganz auf den Zufall und hoffte, daß er in der Dunkelheit nicht auf ein unerwartetes Hindernis stoßen würde. Ryker hatte gesagt, der Tunnel sei frei, aber da war er mit dem Fahrzeug durchgefahren.
Hinter ihm tobte die rasende Menge, und in der hallenden Tunnelröhre schienen sie ihm viel näher zu sein, als sie es in Wirklichkeit waren. Er beschleunigte seine Schritte, als er merkte, wie die Straße unter seinen Füßen allmählich anzusteigen begann. Täuschte er sich, oder war es um ihn wirklich etwas weniger dunkel? Er zwinkerte. Ja, dort zeichnete sich deutlich ein Grau ab. Bald würde er die Biegung hinter sich haben, die Steigung würde zunehmen, und dort, an ihrem Ende, würde der helle Tag winken! Er atmete schwer, und die Muskeln seiner Oberschenkel schmerzten vom ungewohnten Lauf, aber die Erwartung der Tageshelligkeit verlieh ihm neue Kraft. Seine Erschöpfung jedoch war nicht überwunden; sie wurde nur zurückgedrängt.
Minuten später kam er aus dem Tunnel, aber die Schreie des verrückten Mobs hinter ihm sorgten dafür, daß er in seinen Anstrengungen nicht nachließ. Die frische Luft, so neblig sie auch war, belebte ihn ein wenig, was ein Glück für ihn war, denn die letzte steile Strecke der Einfahrt war die anstrengendste. An ihrem oberen Ende angelangt, hörte er, wie das von seiner Schulter hängende Funksprechgerät zu knistern begann. Im Tunnel war er mehrere Male versucht gewesen, es als lästige und hinderliche Belastung wegzuwerfen, doch nun war er froh, daß er es nicht getan hatte.
»Können Sie mich hören, können Sie mich hören?« fragte eine Stimme in dringlichem Ton.
Er drückte den Sendeknopf. »Hallo, ja«, keuchte er. »Hier Holman! Ich höre Sie. Ryker? Peters?«
»Gott sei Dank«, sagte die Stimme. »Hier Hauptmann Peters.«
Er ließ sich gegen die Betonwand der Rampe sinken und holte einige Male tief Luft, um seine keuchenden Worte verständlich zu machen. »Haben Sie die Sprengladungen schon angebracht?« fragte er.
»Ja, das habe ich getan. Eine gehörige Menge unter jedem der beiden Gasometer. Die Dinger sind aus Stahl, aber bei der Menge Gelignit, die ich verwendet habe, werden sie wie Eier aufplatzen. Ich habe die Zeituhr auf fünf Minuten eingestellt, das wird uns ausreichend Zeit geben, wieder im Tunnel zu verschwinden. In diesem Fall werden wir sichere Deckung brauchen.« Bevor Holman ihm von der Menschenmenge im Tunnel berichten konnte, fuhr der Hauptmann fort: »Gerade kommt Ryker zurück. Er hat sich das verdammte Ding noch einmal angesehen, während ich hier die Kabel verlegte. Ich habe den Eindruck, daß er immer noch unter einem Schock steht, wissen Sie. Eine Minute ist er ganz vernünftig, in der nächsten scheint er... Mein Gott. Er trägt seinen Helm nicht!«
Holman hörte, wie der Hauptmann Professor Ryker beim Namen rief, dann war die Funkverbindung unterbrochen. Holman richtete sich auf und blickte über die keilförmige Betonwand, die an diesem Ende niedrig, am Tunneleingang jedoch an die zehn Meter hoch war. Er konnte die gigantischen Bauten der Gaswerke schemenhaft durch den Nebel sehen, der sich erheblich gelichtet hatte.
»Hauptmann Peters!« rief er ins Mikrofon. »Was ist geschehen? Um Himmels willen, antworten Sie!«
Er rief noch immer in das Funksprechgerät, als er merkte, daß die Antwort schon kam. Wieder hörte er den Hauptmann, der offenbar in höchster
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