Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Boden.
„Nein!“, rief Kyra. „Es muss doch klappen!“
Sie ließ ihr Blut in Seth's offenen Mund laufen, obwohl sie schon ahnte, dass es nichts bringen würde. Aber sie konnte die schreckliche Wahrheit einfach nicht hinnehmen.
„Du kannst nichts mehr für ihn tun“, sagte Joe leise. „Dein Blut macht die Toten nicht wieder lebendig.“
„Er kann nicht tot sein, das ist unmöglich!“, weinte Kyra verzweifelt. „Er wird wieder gesund, du wirst es sehen...“
Doch im Grunde wusste sie selbst, dass sie sich etwas vormachte. Seth's Herz schlug nicht mehr und sein Körper begann allmählich zu erkalten. Schlaff lag er in Kyras Armen, regungslos und des Lebens beraubt. Sie konnte sich einfach nicht eingestehen, dass er tot war. Es war nicht möglich, es musste einen Weg geben, ihn wieder zurückzuholen!
Die Verzweiflung begann sie zu überwältigen, Tränen nahmen ihr die Sicht und sie zitterte haltlos. Wie konnte das alles nur geschehen? Seth hatte gewusst, dass er das Siegel nicht berühren durfte und doch hatte er es getan, um sie alle zu retten. Sie empfand grenzenlose Dankbarkeit für ihn, doch sein tapferes und selbstloses Handeln hatte einen hohen Tribut gefordert. Nichts schien ihr in diesem Augenblick ungerechter zu sein, als Seth's grausamer Tod, die Gewissheit, dass er nie mehr zurückkommen würde, nie wieder mit ihr sprach und sich kein Mensch daran erinnern würde, was er für die Menschheit bereit gewesen war zu tun. Niemand würde es wissen.
„Daniel ist bewusstlos“, sagte Joe.
Kyra wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und wand ihren Kopf. Joe war vor Daniel auf die Knie gegangen und untersuchte ihn.
„Er hat sich einen Arm gebrochen und ist ziemlich schwer verletzt.“
Auch Joe schnitt sich in die Hand und ließ ein dünnes Blutrinnsal in Daniels Mund laufen.
„Es wird seine Wunden heilen, aber es werden Narben zurückbleiben. Er ist nun mal ein Mensch und kein Vampir.“
Kyra freute sich zu hören, dass Daniel wieder auf die Beine kommen würde, dennoch schluchzte sie weiter.
„Michael ist auch tot“, sagte sie zittrig. „Ich hab ihn gesehen. Das ist alles meine Schuld, ich hätte mich nie auf Marius' Seite stellen sollen! Wegen mir sind Michael und Seth gestorben!“
„Du hast es nicht gewusst“, sagte Joe. „Jeder macht einmal Fehler, das ist menschlich. Und Michael und Seth wussten, worauf sie sich einlassen. Es war ihnen bewusst, dass diese Mission gefährlich werden könnte. Gib nicht dir die Schuld an diesem Desaster. Wir haben heute Großes geleistet, auch wenn es viele Opfer gefordert hat.“
Kyra schniefte und schloss behutsam Seth's Augen.
„Ich werde das niemals wieder gut machen können“, weinte sie.
„Du hast es bereits getan. Du hast Marius und Amelie vernichtet.“
Kyra wollte nichts davon hören. Sie konnte Seth's Tod nicht ungeschehen machen, egal was sie tat. Nichts würde ihn je wieder ins Leben zurückrufen. Und auch wenn sie Amelie und Marius getötet hatte, so konnte sie Seth's Tod damit nicht vergelten. Sie hatte alles falsch gemacht, sich den falschen Leuten anvertraut und dies war der Preis, den sie alle zahlen mussten.
„Was passiert mit dem Siegel?“, fragte sie, nur um nicht weiter an Seth denken zu müssen.
„Wir bringen es weg“, antwortete Joe. „Marius wollte es vielleicht zerstören, aber ihm hätte klar sein müssen, dass der Schlüssel des Salomon nicht zerstört werden kann. Samael hat ihn mit diesem Fluch belegt, doch nun, wo er vernichtet ist, müsste der Fluch aufgehoben sein.“
Er ging in die Mitte der Kammer und hob das Siegel auf.
„Wir nehmen es mit und verstecken es irgendwo, wo es niemand findet. Zu viel schreckliche Magie steckt in diesem Ding. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei hier aufkreuzt und dann werden sie den Weg in diese Kammer entdecken. Wir können das Siegel nicht hier lassen.“
„Und Amelie und Marius?“, fragte Kyra weiter. „Wir können sie auch nicht einfach liegen lassen! Jeder würde von uns Vampiren erfahren!“
„Mach dir keine Gedanken. Wir verbrennen die Leichen und kein Mensch wird jemals unser Geheimnis erfahren.“
Joe half Kyra auf, die immer noch fürchterlich schluchzte.
„Es tut mir leid“, sagte
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