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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Entweder wir beide fliegen oder keiner.
    Wieso denn, fragte sie, besser einer als gar keiner.
    Aber ich muß mit dieser ordentlichen Elektra fliegen.
    Das ist schrecklich, gab sie zu, aber von mir wirst du nicht hören, daß du hierbleiben sollst. Ich könnte es nicht aushalten, immer daran zu denken, wenn du hier liegst und wir aus dem Funk die Meldungen über die Reise nach Omega elf hören, daß du gern da oben wärst. Du kannst zehnmal sagen, daß du lieber bei mir bist, ich habe keinen Spaß mehr. Ich denke dann immer, ich habe dich von etwas abgehalten, was deine große Sehnsucht war, denn das ist es. Gib es zu, Merkur. So etwas darf man sich nicht verkneifen. Du mußt fahren, Merkur. Und daran, daß du mir die Entscheidung überläßt, merke ich, daß du sehr gern fahren möchtest.
    Ich möchte gerne hierbleiben und möchte gerne fahren, sagte ich, und die Entscheidung fällt mir schwer, denn deine Erscheinungsform ist mir sehr sympathisch, aber was ich auf Omega elf für Erscheinung s formen antreffe, weiß ich nicht. Vielleicht bereue ich es, aufgestiegen zu sein, vielleicht wird mich ein Grauen vor diesen Erscheinungsformen des Lebens packen, und ich werde denken, wäre ich bloß bei der E r scheinungsform Alberna mit ihrem niedlichen kleinen Busen und ihren unregelmäßigen Augen geblieben. Vielleicht sind diese Erscheinung s formen Vampire, die einem das Blut aussaugen. Vielleicht haben sie lila Krallen, und ihr Atem stinkt wie die Pest.
    Trotzdem mußt du dahin, sagte Alberna, es wäre sonst nicht mehr das Wahre mit uns.
    Ich würde dich aber genauso lieben.
    Aber ich könnte das nicht, sagte sie, ich würde immer denken, ich bin schuld, daß er sich etwas verkniffen hat. Dann würde ich auf dich w ü tend sein, daß du nicht einfach weggegangen bist, ohne mich zu fragen, denn auf jemand, dem man etwas schuldet, wird man schließlich w ü tend.
    Vielleicht hast du recht, sagte ich, und wenn alles gut geht, könnte ich nach sechs Jahren wieder hier vorsprechen, und dann besorge ich den aufblasbaren Luftbungalow.
    Sie sagte darauf: So weit voraus wollen wir noch nicht planen. Jetzt müssen wir erst mal unsere Abschiedsfeier vorbereiten. Gefällt dir mein Haar, oder soll ich es fuchsienrot machen? Und wollen wir hier oder auf dem Tanzzeppelin feiern und hinterher in die Badehalle und dann im Lukulluspalast eine Naschtour machen und zum Schluß hier landen?
    Wir wollen hier feiern, sagte ich, eine bessere Feier gibt es nicht, und wir wollen alles noch mal durchspielen, was wir zusammen gespielt haben, alle unsere Erfindungen, damit ich sie nicht vergesse, bis ich zurückkomme.
    Es geschah auch so, und ich sagte mehrmals: Wenn ich zurückko m me, werden wir noch viel Neues erfinden.
    Alberna tat so, als ob sie es nicht hörte, aber als wir den letzten Sekt ausgetrunken hatten und sie mich im Fahrstuhl nach unten brachte, sagte sie, ich warte natürlich nicht auf dich, Merkur, wie eine treue P e nelope, das würde ich gar nicht aushaken, man soll sich nichts verkne i fen, Merkur. Wenn du wiederkommst, und es sollte sich so ergeben, feiern wir deine Rückkehr, aber ich warte nicht, und ich halte mich nicht in Reserve.
    Zuerst war ich über ihre Worte erschrocken. Ich war leider in dieser Hinsicht so verkitscht, daß ich Treueschwüre erwartet hatte, aber dann war ich froh, und mich packte eine fürchterliche Liebe zu ihr, weil sie nicht warten wollte und ich nicht dauernd da oben würde denken mü s sen: Sie wartet – schämst du dich nicht, du Lump, es jetzt mit Elektra oder einem Raumweib zu treiben, dessen Erscheinungsform noch im dunkeln lag.
     
     

7
    Vielleicht sind Sie noch nie längere Zeit in einer Kapsel, also im wah r sten Sinne des Wortes abgekapselt von der übrigen Menschheit gew e sen, vielleicht nur anläßlich eines Vergnügungsfluges rund um die Erde. Aber wenn man eingekapselt jahrelang durch den schwarzen langweil i gen Raum fliegt und weder die einzelnen Stationen, weil man sie au s wendig singen kann, noch die Raumlaboratorien und noch nicht einmal die Planeten und deren diverse Monde als Abwechslung empfindet, höchstens als Zeichen, daß man wieder einen Monat oder ein Jahr a b gerissen hat, kann man entweder resignieren, sich stumpf und dumpf den Verhältnissen in der Kapsel ergeben, oder man sagt sich, mache das Beste aus deiner Einkapselung.
    Ich wollte das Beste daraus machen. Das hatten sich die Leute, die uns hochschickten, auch überlegt, denn sie hatten uns komplette Leh r

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