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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Verdauung könntest du ruhig nehmen.
    Nein, sagte ich und blieb ganz hart.
    So kam es, daß Elektra mir den Hennessy geradezu aufdrängte, daß ich ihr einen gewaltigen Gefallen tat, wenn ich mal einen kleinen Schluck davon nahm, natürlich nur unter der Bedingung, daß sie mi t trank.
    Nach dem Alkoholgenuß war sie sehr nett. Leider kam aber am näc h sten Tag eine Art Reuezustand: Sie verfiel in Arbeitswut.
    Wir müssen noch detailliertere Berichte machen. Merkur, hilf mir bi t te. Sie berichtete über das kleinste Meteoritenkörnchen.
    Als ich sie darauf aufmerksam machte, daß es der Unerheblichkeit wegen noch nicht mal automatisch nach unten gegeben würde, sagte sie: Ich weiß, es wird eben von mir durchgegeben. Ich dachte, es wäre da etwas Urhaftes in ihr ausgebrochen, ein Relikt aus der Zeit, als die Menschen noch keine Maschinen hatten und bis ins kleinste alles mit der Hand machten und sich umständlich ausdrückten. Wahrhaftige und genaue Beschreibung der unerhörten Begebenheiten und Abenteuer, so uns auf der Reise am Sternenzelt zugestoßen.
    Vielleicht geht es nicht, daß der Mensch immer alles von Maschinen machen läßt, vielleicht ist er so angelegt, daß er eines Tages alle M a schinen zerstört, um sich voller Genuß wieder der Umständlichkeit hinzugeben, alles von Hand ausrechnet, vielleicht sogar mit Bohnen und Knöpfen zählt.
    Bei Elektra zeigten sich solche Tendenzen. Sie deckte die arme Erde mit Daten ein, die dort nie jemand lesen, geschweige denn auswerten würde. Sie funkte alles in einen leeren schwarzen Raum.
    Und als ich sie eines Abends sitzen sah und Daten abschießen, trat ich leise an sie heran und betrachtete ihr Gesicht. Im Profil, das Haar hatte sie hinten zusammengebunden, wirkte es durch die lange linealg e rade Nase streng, nein, eher verzweifelt, und als sie mich bemerkte, sah sie mich an. Sehr traurig, muß ich sagen, als ob sie selber wußte, daß sie diese Daten eigentlich sinnlos in den Raum beförderte, daß niemals jemand darauf eingehen würde. Aber anstatt es nun aufzugeben, vertie f te sie sich noch mehr in das sinnlose Geschäft. Sie sah mich auch nicht mehr an.
    Elektra, sagte ich, wollen wir uns nicht einen kleinen Teeabend m a chen? Ich möchte deine Teerosen noch mal sehen, ich habe überhaupt noch nicht dran gerochen.
    Sie riechen nicht, sagte Elektra. Ich habe jetzt auch gar keine Zeit, das mußt du verstehen, Merkur. Unser Flug ist kein dauerndes Teetrinken.
    Mir lag überhaupt nichts an der Teesüffelei, zumal der Tee, den Ele k tra brühte, dünn war, aber ich hatte das Gefühl, Elektras Verhalten sei nicht ganz echt. Sie hat zwar für alles eine Goldmedaille erhalten, aber sie ist trotzdem eine kluge Frau. Es kann nicht sein, daß sie nicht weiß, wie sinnlos ihre Datenwirtschaft eigentlich ist, ihr kleinliches Festhalten von Meteoritenkörnchen und auch ihre blöde Buchführung über den Verbrauch oder Nichtverbrauch von Körperspray.
    Warum machst du das, Elektra?
    Es muß gemacht werden, sagte sie verbissen, einer muß es ja machen.
    Nein, sagte ich, keiner muß das machen, das weißt du, und da sah ich, wie bitter ihr Mund war, wie hoffnungslos, aber auch voller Trotz.
    Ja, sag mal, Elektra, sind dir deine Pflichten als Kommandant eine Last? Dein Mund kommt mir fast so vor, als ob er das ausdrücken wol l te. Vielleicht fühlst du dich überfordert? Ich meine nicht direkt a r beitsmäßig, aber du hast vielleicht so ein dunkles Gefühl von Veran t wortlichkeit hier in die Kapsel mitgenommen, und weil es jetzt nichts Besonderes mehr zu tun gibt, machst du dir was zu tun, bloß um zu beweisen, daß du nicht tatenlos durch den Raum schlitterst.
    Sie sah mich wieder sehr traurig an. Ich muß jetzt arbeiten, Merkur, du siehst, wie beschäftigt ich bin.
    Ich nahm meinen letzten Anlauf. Ich glaube, du möchtest am liebsten nicht Kommandant sein. Cäsar Brynn hat mir gesagt, du wärst es nur formal. Einer muß die Planstelle besetzen, ist doch klar, und das bist eben du, wegen deiner besseren Quotienten, aber wenn dir der Geda n ke, Chef zu sein, lästig ist, laß mich es doch sein. Ich meine, das bleibt unter uns. Du kannst dein Kommandantengeld ruhig beziehen. Wir teilen uns in den Posten. Wir sind einfach beide Kommandant, oder wir verzichten ganz darauf. Wozu brauchen zwei erwachsene Leute, deren Quotienten nicht die allerschlechtesten sind, überhaupt einen Ko m mandanten? Wir würden ohne viel besser zurechtkommen.
    Sie sagte, das würde heißen, daß

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