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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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sparte unseretwegen nicht. Zum Beispiel die sanitären Anlagen besaßen die Eigenschaft zu leuchten, damit man sie nicht ve r fehlte, wenn man als Fremder den Lichtknopf nicht gleich fand. Und die Geräusche, die sich solche Anlagen nicht verkneifen können, wu r den von melodischen Tönen übertönt, die mit dem Einsetzen des G e räuschs begannen und langsam versickerten. An allen Wänden und in allen Ecken gab es Geräte, die einem praktischen Zweck dienten, Ro l len mit weichen und harten Papierstreifen jeder Dicke und Breite, mit Kleberücken und ohne. Aus allen möglichen Löchern konnte man Wa t tebäusche und -bälle ziehen, mit denen irgend etwas abgetupft werden sollte.
    Bevor ich mich hinlegte, mußte ich eine Plastdecke aufreißen, die mein Bett staubsicher eingehüllt hatte. Original garantierte Erstbenu t zung stand daran. Einen solchen Service kannten wir von der Erde nicht. Da war zwar auch alles ganz praktisch eingerichtet, aber am Bett zum Beispiel waren keine Knöpfe angebracht, mit denen man eine Frischluftsprühanlage bedienen konnte, und zwar für Zitrone, Apfels i ne, Fichte oder Meeresluft. Und es standen nicht überall Pantoffeln umher, in Plasthüllen natürlich, noch unaufgerissen, und die Sessel in den Hotels (und ich benutze vor einem Start immer das modernste und luxuriöseste) waren nicht so gewaltig aufgeblasen und nicht so weich und vor Schaum knisternd. Die leben hier, dachte ich.
    Am meisten verschlug es mir den Atem, als ich hinter einem Vorhang aus einer Art Silberfrottee ein kleines Bad entdeckte, nicht nur so eine Badewanne, wie wir sie im Superhotel Lunaria haben. Dabei ist die schon so groß, daß zwei Leute von eins achtzig bequem drin Platz h a ben. Dies hier war fast ein Schwimmbad. Es war stufenförmig angelegt, so daß man mal im Tiefen und mal im Flachen liegen konnte, wie man gerade wollte. Man konnte sich auch verschiedene Farben einstellen und verschiedene Wärmegrade und verschiedene Duftnuancen des Wassers. Das ganze Becken war mit silbrigen Fischmäulern und M u scheln verziert, aus denen Düfte und Farbzusätze ins Wasser tropften. Man konnte sich auch eine Sauna machen, indem man das Becken durch Schleusen teilte und in dem einen Teil Dampf erzeugte, in den anderen kaltes Wasser ließ, in dem man schwitzend untertauchen kon n te. Ich hatte immer gedacht, unsere irdische Badehalle würde nicht i h resgleichen kennen, aber mit diesem kleinen Hotelzimmerbad kam sie nicht mit. Ich legte mich anstatt ins Bett sofort erst mal in die dufte n den bunten Wässer. Ich probierte alles aus. Man konnte sogar während des Badens Springbrunnen erzeugen. Entschuldigen Sie, daß ich es so genau schildere, aber ich bin jetzt noch hingerissen, wenn ich an mein erstes Bad bei den Lumen denke.
    Allerdings kam mir, während ich genießerisch im Wasser lag, ein G e danke. Wenn die Lumen hier so gut leben, dann können sie unmöglich bedroht sein. Vielleicht geht es ihnen einfach zu gut, und es gibt hier irgendwelche komischen Erscheinungsformen, vielleicht Krabbeltiere, die ein bißchen unförmig und ekelhaft aussehen und ab und zu ein paar Lumen erschrecken, vielleicht auch Krabbeltiere mit Flügeln, die öfter mal den Himmel verdunkeln, Ergebnisse dieser blöden Zuchtversuche, mit denen sich die Vorfahren der Lumen beschäftigt hatten. Aber wenn sie sich hier schon in Hotels einen solchen Luxus erlauben können, und Freund Sonnenblume sah ja auch nicht gerade verhungert oder ve r lumpt aus – sein Anzug, vielleicht nicht unser Geschmack, lag ein bi ß chen im Stil des Mittelalters, wo man zu gewissen Zeiten Ärmel und Hosen aufschlitzte, damit jeder sehen konnte, was für ein teurer Stoff darunter war –, also wenn die Lumen solch einen Standard haben, ve r stehe ich nicht, warum sie überhaupt zur Erde zurückkehren wollen. Von den Fehlern ihrer Vorväter können sie sich auch auf Omega elf distanzieren.
    Da stimmt was nicht, sagte ich mir. Oder sie sind im Kopf nicht mehr ganz richtig; notwendigerweise mußten sie hier oben Inzucht betreiben. Aber ganz blöde konnten sie wiederum auch nicht sein, wenn sie so einen Luxus produzierten. Dann wunderte mich aber, daß sie, was den gegenständlichen Wohlstand betraf, so ausschweifend waren, und was den persönlichen anging, so kleinlich, wie das Verlangen nach der He i ratsurkunde bewies.
    Ich wollte mit Elektra über meine Eindrücke sprechen, konnte aber die Tür nicht aufkriegen. Ich drückte auf den Knopf: BEI EVENTUELLEM

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