Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Elektra.
Wie sollen wir es sonst ausdrücken? sagte ich.
Wir funkten es ‘runter, obwohl wir damit rechneten, die Glückwü n sche nicht zu erhalten, bevor wir auf Omega elf gelandet wären.
Vielleicht, sagte ich zu Elektra, haben sie uns einander abschreckend dargestellt, damit unser Verhältnis um so besser wird. Vielleicht hatten sie unsere Beziehungen, wie sie jetzt sind, schon genau berechnet.
Gewiß nicht, sagte Elektra, sie haben uns höchstens Hoffnungen mit auf den Weg gegeben. Dieser Gedanke gefiel mir besser.
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Daß die Landung auf Omega elf etwas umständlich geschah, wissen Sie vielleicht schon; auch Sonnenblumes Bitte, unsere Landung so zu g e stalten, daß sie von den Erscheinungsformen, vor denen er förmlich zu zittern schien, nicht bemerkt werden könnte, und seine vielen Einwä n de gegen unsere Landevorschläge sind Ihnen möglicherweise bekannt. Ich würde Ihnen nichts Neues erzählen, wenn ich genau schilderte, wie wir uns im Schatten eines der Omega-elf-Monde an das Gestirn hera n schlichen, wie wir es so oft umkreisen mußten, daß unsere Lage fast kritisch wurde, und wie Sonnenblume immer neue Meckereien vo r brachte. Mal war die Witterung zu gefährlich, mal der Winkel falsch, mal das Terrain, das wir ansteuern wollten, ungeeignet, bis ich erklärte, wir würden jetzt einfach landen, und er dann einen Platz mitten in der Lumenstadt zur Landung freigab. Aber was wir über uns ergehen lassen mußten, bis wir überhaupt zum Ziel unserer Reise vordrangen, g e schweige denn die unheimlichen Erscheinungsformen zu sehen bek a men, das wird Ihnen nicht so genau bekannt sein.
Zunächst war ich entsetzt über den gewaltigen leeren Platz, auf dem wir niedergingen. Er war mit bunten Fliesen belegt, die so sauber w a ren, daß wir uns darin spiegeln konnten, als ob noch niemand draufg e treten hätte. Ich glaube, sagte ich zu Elektra, wir müssen unsere Schuhe ausziehen, bevor wir aussteigen.
Ach, sagte sie, den Platz haben sie uns zur Begrüßung so blankpoliert.
Ich fand das unanständig. Wie kann man jemandem gleich zur Begr ü ßung klarmachen, daß er dreckige Füße hat, indem man seine Spuren auf etwas Blankpoliertem festhält? Auch die anderen Sachen, mit denen wir zu tun bekamen, waren so blankpoliert, als ob man von uns zur Ankunft Fingerabdrücke nehmen wollte, die Häuser, Türgriffe und auch die Hände, die Sonnenblume uns sofort entgegenhielt.
Gestatten, Sonnenblume. Er war groß und hatte ein sonniges Gesicht, ich meine rosa, die Augen fischblau und die Haare einschließlich Ba c kenbart echt hellblond. Er strahlte uns an.
Ich fragte, leuchten alle Lumen so?
Er sagte, wir sehen unterschiedlich aus. Ein jeder leuchtet auf seine Art. Es gibt bei uns auch dunkle Typen. Sie wissen, wir Lumen haben ein gemeinsames Schicksal. Er sah nun melancholisch aus. Ich möchte Ihnen nur gleich im Namen aller hier lebenden Lumen versichern, daß wir uns von den Fehlern unserer Väter, die damals in den Raum gega n gen sind, aus vollster Seele distanzieren. Wir haben keinen anderen Wunsch, als wieder zu unserer Mutter Erde zurückzukehren. Wir sind bereit zu schwören, daß wir dort niemals wieder den Fehlern unserer Väter huldigen wollen, daß wir von Reue erfüllt sind, bis zum letzten Mann.
Nun laßt mal, sagte ich, das ist doch alles schon verjährt. Ich kann es nämlich nicht ertragen, wenn sich mir gegenüber jemand Asche auf den Kopf streut. Nun ist doch gut, Herr Sonnenblume. Was machen Ihre unheimlichen Erscheinungsformen? Was ist mit denen, wo treiben die sich herum?
Das muß man alles in einem sehr komplexen Zusammenhang b e trachten, sagte Sonnenblume. Hätten unsere Väter damals nicht ihre verbotene Idee, Menschen nach zweckdienlichen Vorlagen zu züchten, durchsetzen wollen, und sei es unter Preisgabe des Wohnsitzes auf der Erde, existierten jetzt die Probleme dieser bedauerlichen Erscheinung s formen des Lebens für uns nicht. Unsere Väter haben uns da, bei aller Ehrfurcht, die man vor Vätern zu haben gezwungen ist, ein Erbteil hinterlassen, womit wir, offen gesagt, nicht fertig werden.
Ich sagte: Dann wollen wir mal gleich die Probleme auf den Tisch l e gen. Sie haben doch sicher einen Tisch, an den man sich setzen kann, in einem dieser bunten und blanken Häuser da.
Natürlich, sagte er, es ist nur so, daß auch Ihre Ankunft eine kompl e xe Angelegenheit ist. Zunächst wird eine Musikkapelle spielen.
Elektra fragte, ist das nicht leichtsinnig im Hinblick auf
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