Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Elektras feinen Charakter wirklich kennen. Als sie mer k te, daß mir die Sache mit Alberna an die Nieren ging, hätte sie ja nun, falls sie mich liebte, vor Freude in die Luft springen können, weil die Konkurrentin sich selbst ausgeschaltet hatte. Aber Elektra nutzte es nicht aus. Sie drängte sich nicht mit Einladungen zum Tee auf, sie brachte mir auch kein Essen in die Koje. Sie ließ mich ganz allein.
Na, sagte ich, allzusehr mußt du mich nicht als trauernden Hinte r bliebenen behandeln, wir könnten uns ruhig mal zusammensetzen.
Aber nur, wenn du es wirklich möchtest.
Natürlich, sagte ich, wenn du den Tee ein bißchen stärker machst. Und ich fing an, ihr mein Herz auszuschütten. Ich ließ Alberna noch mal in den schönsten Farben, türkis- und fuchsienfarben, auferstehen. Ich erzählte auch von dem gewaltigen Sturm, den wir in ihrer Woh n gondel erlebt hatten. Ich sparte nicht mit positiven Beschreibungen von Albernas Charakter. Es war meine Schuld, daß sie jetzt den Kerl von der Badehalle hat. Sie liebt ihn garantiert nicht. Aber was sollte sie m a chen?
Sie wird ihn sicher lieben, sagte Elektra. So wie du sie mir schilderst, kann ich mir gar nicht vorstellen, daß sie einen Mann einfach so heir a ten könnte.
Vielleicht nur, um Merkur Erdenson zu demonstrieren, daß sie über seine Abreise nicht traurig ist.
Ich bin sicher, sagte Elektra, sie war sehr traurig. Aber du wolltest doch selbst nicht, daß sie immer traurig dasitzt. Ich glaube auch nicht, daß du dich gegen sie schlecht benommen hast. Ich bin überzeugt, sie war der Meinung, daß du unbedingt fliegen müßtest.
Aber so schnell ließ ich mich nicht trösten. Ich hätte sagen müssen, ich fliege zu den Lumen. Meine Neugier ist zu groß, ich muß dahin, du kannst es nicht verhindern. Das wäre ehrlich gewesen.
Aber nein, sagte Elektra, damit hättest du sie in die Lage des alleing e lassenen Opfers versetzt. Sie ist jetzt sicherlich heiter und denkt auch heiter an dich zurück, weil sie dich losgeschickt hat auf dieses Unte r nehmen, das doch wirklich kein Routinetrip ist. Beachte, sie selbst hat dich geschickt. Du hast richtig gehandelt.
Ich habe einfach ein Gefühl befolgt, ohne Überlegung.
Du bist ja auch ein Meister der Improvisation, darin liegt ja deine Stärke. Weißt du übrigens, sagte sie, ich habe es mir überlegt, wir heben für uns hier den Reiseleiter auf. Wir versuchen einer dem anderen zu helfen. Du meinetwegen mir mit deinen spontanen Einfallen und de i nen spielerischen Neigungen und ich meinetwegen dir mit meiner Schwäche für Ordnung, Sauberkeit, Ehrlichkeit, Bildung und diese S a chen, die dir so sehr auf die Nerven gehen.
So sehr nun auch wieder nicht, sagte ich.
Wir nahmen unsere Teestunden also wieder auf. Öfter noch schilde r te ich Alberna in den feurigsten Farben.
Elektra hörte mir aufmerksam zu. Sie fuhr keineswegs aus der Haut, wenn sie den Namen Alberna hörte.
Ich zweifelte schon daran, daß sie mich überhaupt liebte.
Mich interessierte bald, wie sie über mich dachte, und ich hörte al l mählich auf, von Alberna zu reden. Die Farben wurden milder. Dann verblaßten sie. Der Tee schmeckte eigentlich phantastisch. Elektra hatte wahrscheinlich erst die richtige Mischung ausprobieren müssen, und die zusammenlegbaren Teerosen dufteten immer besser, obwohl sie eigen t lich geruchlos waren. Ich fühlte mich manchmal wie in der Badehalle mit den bunten duftenden warmen Wässern. Ich fand es ungeheuer gemütlich in unserer Kapsel. Die Arbeit erledigten wir mit der linken Hand, wir fingen auch an, uns ein bißchen zu bilden. Elektra bildete sich noch theoretisch im Selbstgestalten und Selbstreinigen industriell vorgefertigter aufblasbarer Innenräume aus.
Wenn wir zurückkommen, sagte ich, besorge ich uns einen Bungalow, der sich beliebig aufblasen läßt.
Bei dieser Gelegenheit rutschte es mir von den Lippen, daß ich Ele k tra liebte. Das entsprach meiner wahren Überzeugung. Sie konnte nicht so albern wie Alberna sein. Bei ihr war alles ernster, sie war eben ein Engel, sanft und weich und nicht so laut wie manche Frauen, die bei jeder Gelegenheit ohrenbetäubend juchen müssen. Sie war die Frau. Man hätte mich mit keiner besseren in die Kapsel stecken können. Ich lachte über Cäsar Brynn und über Medea Twin, die mir Elektra in so schlimmen Farben gemalt hatten.
Wir werden denen runterfunken, sagte ich, Elektra und Merkur haben sich verlobt.
Verlobt man sich denn überhaupt noch? fragte
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