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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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VORHANDENSEIN EINER GEFAHR ZU BEDIENEN. Schön langatmig drückten sich die verehrten Lumen aus. Da erfuhr ich durchs Haustelefon, daß Tür und Fenster wegen der a u genblicklichen Wetterlage nicht geöffnet werden dürften. Sie waren tatsächlich hermetisch abgeschlossen. Gedulden Sie sich bis zum näc h sten Wetterumschwung.
    Das war hier die gängige Formel. Man teilte anscheinend die Zeit nicht in Stunden und Tage, sondern in die Räume zwischen den We t terumschwüngen ein.
    Also, sagte ich mir, müssen die Umschwünge in festen Abständen aufeinanderfolgen. Es beängstigte mich nicht weiter.
    Allerdings hatte ich das Gefühl, sehr lange geschlafen zu haben, als mich symphonisches Getön weckte. Die Luft im Zimmer roch muffig, und ich mußte ein bißchen husten. Aber die Fenster ließen sich jetzt leicht öffnen.
    Draußen war schönes Wetter, es zog ein Ozon herein, von dem wir auf der Erde vergebens träumten, obwohl wir dort neuerdings sehr ozonreich geworden waren.
    Unten vor dem Haus bemerkte ich zwei große Containerwagen, für irdische Begriffe oldtimerisch. Ich hatte solche in Kleinformat zum Spielen.
    Gerade wurden gewaltige Sessel entladen, Betten, Teppiche und Mo n tageteile von Badekabinen, alles strahlend neu.
    Als ich, noch halb angezogen, auf den Korridor ging, kam der Hote l chef und sagte: Es wäre sehr zuvorkommend, Herr Erdenson, wenn Sie sich mit Ihrer Toilette beeilen würden, wir müssen zur Demontage schreiten.
    Ich kapierte erst, als ein paar Männer mit Reißmaschinen ins Zimmer kamen und die Sessel, das Bett und das ganze wundervolle Badebassin herausrissen. Die Sessel flogen in Fetzen auseinander, das Bett brach mitten durch, und die Fischmäuler und Muscheln, aus denen Farbe und Duft getropft waren, splitterten.
    Ich faßte schnell meine Hose und mein Hemd.
    Aber der Chef sagte: Das lassen Sie natürlich auch gleich mitgehen. Es ist was Neues für Sie da. Das klappt bei uns zuverlässig. Unten st e hen ja schon die Container. Es ist die Sache von höchstens einer halben Stunde. Dann finden Sie wieder alles bestens.
    Aber das war doch, abgesehen von meinen Klamotten, noch alles vollkommen neu, das hätte noch Jahre gehalten, sagte ich.
    Er sah mich ironisch an. Meinen Sie, Herr Erdenson!
    Ich dachte, da nähern wir uns schon den unheimlichen Erscheinung s formen, und sagte, man könnte wenigstens die Sachen etwas vorsicht i ger demontieren. Die schönen Fischmünder und Muscheln brauchten nicht gleich zerstört zu werden.
    Wozu? fragte er.
    Wird das denn nie wieder benutzt?
    Nein, sagte er, nie wieder. Sehen Sie denn nicht, wie verschmutzt das alles ist.
    Ich sah nichts. Ich sagte, entweder bin ich blind, oder der Schmutz ist so fein.
    Er ist allerdings sehr fein, mein Herr. Hier sind übrigens Ihre neuen Sachen.
    Es war eine Pluderhose wie von den alten Türken, aber stinkneu, eine Pluderhose und Unterwäsche in Halblang.
    Na ja, sagte ich, der Landessitte gemäß.
    Es steht Ihnen ausgezeichnet, mein Herr.
    Ich sagte: Ihr Herr bin ich allerdings nicht, ich bin hier nur zu Besuch.
    Sehr wohl, sagte er. Die gnädige Frau befindet sich bereits im Frü h stückssalon. Da ist bereits neu montiert.
    Ich kam mir vor wie behämmert, als ich, den Reißmaschinen entga n gen, in meinem Pluderzeug das Zimmer betrat, wo Elektra in einem langen, inkonsequenten Kleid auf mich wartete. Denn ich finde es i n konsequent, wenn ein Kleid einen Ausschnitt hat, der durch eine Spi t zengardine verhängt wird.
    Das ist eben ihr Stil, sagte Elektra, sie können nichts dafür.
    Natürlich kann jemand für seinen Stil, sagte ich ziemlich verärgert.
    Sei doch nicht so, sagte Elektra, wir haben hier einen Auftrag zu e r füllen und keine Geschmacksfragen zu klären. Das ist eben unsere A r beitskleidung.
    Auch bei der Arbeit sollte man hübsch aussehen, sagte ich.
    Wir werden uns auf der Erde dafür entschädigen, als erstes kaufen wir uns da etwas ganz nach unserem Geschmack. Sie streichelte meinen benommenen Kopf. Morgen haben wir vielleicht schon ein gemeins a mes Zimmer.
     
     
    10
    Was auch später in den Schulen Nachteiliges über Sonnenblume gelehrt werden wird, eins muß ich ihm bescheinigen: Die Formalitäten für u n sere Heirat nahm er zügig in die Hand. Schon nach dem Frühstück, das uns beinah überwältigte, es gab achtunddreißig Sorten Käse und fün f undsechzig verschiedene Salate, kam Sonnenblume in einem neuen Pluderanzug auf uns zu, das Gesicht rosig geschrubbt, die Augen tre u herzig,

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