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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Weltraumpaßfoto.
    Mich malten sie als bequeme Gestalt, die fast gar keine Muskeln hat. Der Mund war eine weiche Wellenlinie, so einen Mund hat kein Mensch.
    Elektra sagte nachher, es wäre genau mein Mund gewesen. Ich stand da, als wollte ich hinter Elektra hertrotten, ein bißchen gebückt wie einer, der ihr ein Gepäckstück nachschleppt, eine energielose Pfeife.
    Das traf ja nun nicht auf mich zu. Wenn es auch stimmte, daß ich mich in der letzten Zeit nicht mehr an manchen Eigenheiten von Ele k tra gestoßen hatte. Es war einfach Freude an unserem harmonischen Zusammenleben in der Kapsel gewesen, daß ich auf Streit verzichtete, denn es wäre immer nur um sehr kleine Fälle gegangen, praktisch ob man sich vor oder nach dem Teetrinken die Hände waschen sollte. Daß ausgerechnet Elektra sagen mußte, dieser schlappe Mund wäre mein Mund, ärgerte mich doch etwas.
    Ich möchte mich sehr für das Benehmen der beiden Prudenten en t schuldigen, sagte Sonnenblume, ich hatte Sie ja gewarnt.
    Porträtieren Sie doch auch ihn, sagte ich. Vielleicht käme da ein Ch a rakter heraus, den Sonnenblume vor uns verbarg.
    Nein, sagte Hironimus, Fuks haben wir schon zu oft gezeichnet. Wir haben von ihm eine ganze Porträtgalerie. Er langweilt uns.
    Dann wollen wir uns jetzt verabschieden, sagte Sonnenblume.
    Herzlich gern, sagten die beiden. Sie griffen seitlich an den Rand der Scheibe und schoben sie wie eine Tür.
    Ich dachte, sie würden rauskommen, aber die Scheibe war an einer grauen Wand befestigt, die die beiden vor die gläserne Apparatur, dieses lebende Bild eines Naturvorgangs, schoben. Wir drei standen ein bi ß chen dämlich da und guckten uns an. Das beste, wir verschwinden schnell, sagte Sonnenblume. Und passen Sie auf, sonst stoßen Sie sich, wenn Sie eine Tür aufmachen, den Kopf an einer Wand, oder sie treten anstatt auf den Flur in ein Wasserbassin.
    Aber es geschah nichts.
    Unsere Sauerstoffanzüge waren auch noch intakt. Wir fuhren, da schon der nächste Modderwind aufkam, in einem Höllentempo in die Lumenstadt zurück.
     
     
    13
    Wenigstens durften wir unser gemeinsames Zimmer beziehen. Es war nicht nur mein erstes Zimmer doppelt, es war noch viel phantastischer eingerichtet.
    Das Ehebett war eine schaumgepolsterte Torte, aus der man Segme n te verschiedener Größe entfernen und als Einzelliegen in einer anderen Zimmerecke aufstellen konnte. Man konnte zwei Schaumtortenstücke umgekehrt gegeneinanderpassen und hatte ein bequemes Einzelbett.
    Als ob wir uns hier durch Zellteilung vermehren sollten, sagte ich. Aus dieser Torte kann man mindestens zwölf Betten machen.
    Eigentlich unsinnig, sagte Elektra.
    Wieso? fragte ich. Die Grundidee ist gar nicht so schlecht. Man kann variabel sein. Variable Betten im Baukastenstil, das würde ich auf der Erde auch vorschlagen. In unseren aufgeblasenen Bungalow würde ich mir so was reinkonstruieren. Das sind doch die einzig möglichen Betten für Ehepaare.
    Aber Elektra war nicht bei der Sache. Sie schrieb in ein Notizbuch und schrieb und schrieb.
    Ich sah, wie ihr schöner langer weißer Zeigefinger krampfhaft ei n knickte. Wirf doch die Schreibe hin, sagte ich.
    Aber sie sagte, ich muß alles festhalten.
    Du mußt mich jetzt mal ein bißchen festhalten, sagte ich.
    Gleich, sagte sie, erst muß ich das niederlegen.
    Wir wollen uns lieber beide niederlegen, sagte ich.
    Aber ich muß es doch fixieren.
    Was denn? fragte ich.
    Sie sagte ganz aufgeregt, denkst du denn, wir sind zum Spaß zu diesen Prudenten hingefahren, und meinst du, es wird keinen geben, der eines Tages von uns Rechenschaft über unsere Beobachtungen fordern wird?
    Wer soll denn Rechenschaft fordern? Und wer soll beurteilen können, ob die Beobachtungen richtig fixiert sind oder nicht, wenn er nicht selbst dabei war?
    Das spielt keine Rolle, sagte sie, wir sind der Wissenschaft gegenüber verpflichtet, ganz gleich, ob es nur uns gibt, die bestimmte Vorgänge beobachtet haben. Gerade weil es nur uns gibt, sind wir zu genauester Berichterstattung verpflichtet. Es wäre geradezu Schlendrian, wie er eigentlich auf der Erde längst ausgestorben ist und nur rezessiv ab und zu wieder vorkommt, wenn wir hier, weil niemand uns beobachten und kontrollieren kann, unsere Pflicht vernachlässigten.
    Übrigens, einer kann uns beobachten und kontrollieren, sagte ich. Sonnenblume, der Fuks.
    Ach, sagte Elektra, der zählt doch nicht, den rechne ich zu uns. Schön, sagte ich, rechne ihn, wozu du willst, aber leg die

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