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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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haarscharf beobachten? Sehen wir denn so furchtbar aus?
    Es sieht sicher furchtbar aus, sagte ich, wenn jemand einen ausgestel l ten Menschen begafft. Noch nie in meinem ganzen Leben, noch nicht einmal, als ich mir vorwarf, Alberna allein gelassen zu haben, war mir so hundedreckig elend zumute gewesen. So etwas war mir auch noch nie vorgekommen, daß Menschen, denn diese Prudenten sahen ja wie Menschen aus und waren in meinen Augen auch welche, hinter Glas zur Begaffung freigegeben wurden. Das machte man ja nicht mal mit Tieren. In unseren Zoos gab es keine Glasscheiben und Eisengitter mehr, die Tiere lebten in ihrer natürlichen Umwelt. Wenn sich wirklich mal ein Tier schlecht benahm, beispielsweise Besucher mit Kot bewarf, hätte man ja nicht so dicht heranzugehen brauchen. Was sollte ich vor diesen Prudenten machen? Sollte ich sie angrinsen, vielleicht an die Scheibe ticken, gut Freund, liebe Leute, du verstehen irdisch language? Ich wagte nicht, genauer hinzusehen.
    Aber die beiden schlängelten sich von selbst aus dem Glasgeschlinge der chemischen Anlage und setzten sich auf kleinen spinnenbeinigen Hockern dicht an die Scheibe, verschränkten die Arme und betracht e ten uns.
    Siehst du, sagte Elektra, beide Seiten sind eigentlich in der gleichen S i tuation. Beschauen wir uns also beiderseits. Es ist eigentlich ganz natü r lich und denen da hinter Glas vielleicht gar nicht so peinlich, wie wir mit unseren irdischen Vorstellungen annehmen. Sie setzte sich bequem auf einen Lederwürfel und studierte in ihrer pflichtbewußten Art jedes Haar und jedes Knöpfchen an den beiden Prudenten, so daß ich sie schon anstieß.
    Das ist doch provinziell, so zu gucken, Elektra. Ich ging mehr auf den Gesamteindruck aus. Die Prudenten waren nicht 1,80 wie ich, sondern höchstens 1,60 m groß, und ich schätzte, sie hatten ein paar Kilo wen i ger als ihr Normalgewicht, wogen also nicht ganz fünfzig Kilo. Fett bemerkte ich kaum an ihnen. Ihre Knochen schienen nicht besonders schwer zu sein. Sie hatten sich sehr elegant aus dem Glasgeschlinge herausgewunden und waren wie nebenbei nach vorn gekommen. Die spinnenbeinigen Stühlchen hatten sie über den Köpfen vor die Scheibe balanciert. Ihre Köpfe wirkten verhältnismäßig groß. Fast sah es aus, als ob sie die auch balancierten. Vielleicht lag es an ihrem starken Haa r wuchs. Die Haare standen bürstenartig gesträubt von den Köpfen ab, der eine trug einen kleinen, eckig geschnittenen Kinnbart. Er war ro t haarig. Der ohne Bart war schwarz. Alt waren sie etwa wie ich, Brillen hatten sie keine. Nur der mit dem Bart holte nach einer Weile eine Stielbrille, so ein Lorgnon aus der Tasche, durch das er uns begutacht e te. Sie trugen auch nicht die für wissenschaftlich Beschäftigte traditi o nellen weißen Overalls. Ihre Overalls waren farblos und transparent. Die nackten Füße der Prudenten steckten in farblosen transparenten Sandalen. Solche kannte ich von der Erde noch nicht.
    Es durfte nicht brennbar sein, nicht aus Plast, sie haben sich das selbst erfunden, sagte Sonnenblume, dumm sind sie ja nicht.
    Und was machen sie jetzt gerade an dieser Apparatur?
    Ja, sagte Sonnenblume, wenn ich da ins einzelne gehen wollte. Es ist eine komplizierte Sache, zu kompliziert, um sie einem klardenkenden Menschen erklären zu können. Typisch für diese Prudenten ist, daß sie daran schon lange experimentieren und die Sache noch mehr kompl i zieren werden. Möglicherweise komplizieren sie sie aus Bosheit.
    Ich frage überhaupt nicht gerne jemand: Woran arbeiten Sie? – E r stens setzt man damit den Befragten unter moralischen Druck, weil er nicht wagt zu sagen, daß er an nichts arbeitet, obwohl das besser und moralischer sein kann, als an etwas zu arbeiten.
    Sagt er nun, daß er an etwas arbeitet und auch woran, dann bringt man ihn in die Gefahr, daß er das, was er machen will, erzählt. Und erzählte Absichten leiden an Kraftschwund. Manchmal werden sie gar nicht mehr ausgeführt, und er wird vielleicht auf mich wütend werden.
    Und drittens, warum sollte ich nicht abwarten können, bis das, woran einer arbeitet, fertig ist? Niemand fragt, woran haben Sie gearbeitet?
    Ich fragte also die Prudenten nichts, aber ich hielt es nach einer Weile doch für notwendig, daß wir uns vorstellten.
    Würden Sie uns bitte bekannt machen, sagte ich zu Sonnenblume. Selbstverständlich, gern. Er schaltete eine Verstärkeranlage ein, durch die wir uns verständigen konnten.
    Ich möchte, sagte ich, daß

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