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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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der mich in die Stadt gefahren hatte. Ich wollte die Tür öffnen, aber sie ging nicht auf, und als ich ein bißchen daran rackelte, strich plötzlich ein langer Schatten vorbei.
    Ich fing also an, die Treppen hinaufzusteigen, wie Elektra es gesagt hatte, und als ich um die erste Ecke kam, hörte ich jemanden schwer atmen. Ich dachte zuerst, das wäre ich selbst, aber dann schien mir der Atem sehr dem stöhnenden Luftablaß von Leuten mit Völlegefühl zu ähneln. Brauchte hier jemand erste Hilfe? Aber ich sah keinen Me n schen.
    Auf den Treppen begegnete ich keinem, aber mir kam es so vor, als ob sich seit meiner Rückkehr in diesem Hotel die Zahl der Spiegel ve r mehrt hatte. Vorher hatte ich nur im Vestibül welche gesehen, zwei oder drei, jetzt hingen auf jedem Gang und auf jedem Treppenabsatz mindestens drei, dazu noch solche, die oben schräg angebracht waren. Man konnte also alle meine Bewegungen verfolgen. Ich stieg sehr schnell.
    Jetzt konnte ich mich nicht mehr entsinnen, hatte das Hotel Treppe n läufer gehabt oder nicht. Es hatte jetzt keine. Meine Schritte knallten auf steinernen Stufen. Ich zog die Schuhe aus und schlich bis vor unser Zimmer, aber die Nummern stimmten auch nicht mehr ganz; entweder hatte ich vorher unsere Nummer nicht richtig gewußt und mich von meinem Ortsgedächtnis hinführen lassen, oder ich wußte sie jetzt nicht mehr richtig. Ein Spiegel hatte ganz bestimmt nicht auf unserem Flur gehangen.
    Als ich da reinsah, guckte der finstere Lume ‘raus, der mich gefahren hatte, sein Teiggesicht floß beinah bis an die Ränder. Ich klopfte an die Tür, die nach meinem Gefühl unsere Zimmertür war.
    Ich fiel Elektra um den Hals. Wir werden bewacht, sagte ich.
    Es scheint allerdings so, sagte Elektra.
    Trotzdem müssen wir versuchen, hier rauszukommen, sagte ich, denn ausweglosen Lagen möchte ich am liebsten immer die Kenntnisnahme verweigern. Wir kommen hier ‘raus, das kannst du mir glauben.
    Sieh doch mal aus dem Fenster, sagte Elektra.
    Ich konnte nichts sehen.
    Es ist dunkel, sagte ich.
    Aber Elektra fragte, siehst du die Leuchtpunkte da unten auf und ab ziehen? Das ist die geschmackvolle Kette, die unser Freund Sonne n blume um dieses Haus legen ließ. Ich beobachte sie schon seit zwei Stunden. Das scheinen Wachposten zu sein.
    Posten mit Leuchtpunkten? Ich zweifelte. Das ist in den historischen Gangsterfilmen nie üblich gewesen. Einen Posten darf man von weitem nicht sehen.
    Wir sind nicht in einem Gangsterfilm, und diese Leute scheinen sich mit den Punkten untereinander Nachricht zu geben. Manchmal verl ö schen die Punkte auch und leuchten an einer unerwarteten Stelle auf. Du wirst, wenn du draußen bist, wahrscheinlich erst bemerken, wo ein Posten steht, wenn du gegen ihn stößt.
    Wir sitzen also drin, sagte ich.
    In solch einer Lage kann man verschiedenes machen. Sich aneinander festhalten wie im Zustand der Allphobie, man kann Ermutigungspillen schlucken, sich in Teppiche rollen oder auch einfach fluchen.
    Elektra wiederholte: Im Augenblick sitzen wir drin.
    Wir müssen bei Fuks protestieren, sagte ich, wir kommen her, um ihm zu helfen, und er sperrt uns ein.
    Ach, Proteste, sagte Elektra, damit machen wir uns nur lächerlich. Wir werden jetzt überschlagen, wieviel Zeit uns noch bleibt. Ich rechne mit höchstens zwei Tagen, in denen müssen wir die Alge beschaffen und den Prudenten weitergeben. Am dritten Tag wollen wir starten, ohne die Lumen natürlich.
    Mir kam, was Elektra plante, ungeheuerlich vor. Ich dachte, sollten wir nicht ein bißchen real bleiben? Ich fragte, wie stellst du dir das e i gentlich vor? Ich meine, man kann sich ja vorreden, wir müssen, wir müssen, wir müssen, oder sogar, wir wollen, aber der Geist ist schon öfter willig gewesen, und das Fleisch war dann schwach.
    Es gibt noch die Möglichkeit, hier zu sitzen und abzuwarten, was die Lumen uns noch bieten werden, sagte Elektra, oder wir nehmen sie eben mit. Wir haben den guten Willen gezeigt, den Prudenten zu he l fen, aber die Verhältnisse waren stärker. Darüber läßt sich nachher auf der Erde sehr gut eine Abhandlung schreiben, ob man als irdisches Wesen überhaupt ein Recht hat, in die gesellschaftliche Struktur eines fremden Gestirns verändernd, natürlich möglichst vorwärtsentwickelnd einzugreifen. Also machen läßt sich das alles.
    Aber da traf sie bei mir einen wunden Punkt. Ich hatte zwar, als ich, von Kälte begossen, bei den Prudenten lag, daran gedacht, einen form a len Bericht

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