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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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wieviel. Er kramte in seinen Taschen. Leider hab ich den Zettel nicht bei mir, aber die Zahl war alarmierend.
    Ich glaube Ihnen, sagte Elektra. Wollen Sie eine Abschiedsfeier mit Blaskapelle arrangieren?
    Nein, sagte Fuks, wir machen das ganz schlicht.
    Sie müssen verstehen, sagte Elektra und legte Fuks sogar die Hand auf den Arm, bei siebenundfünfzig zusätzlichen Reisenden ergeben sich ganz andere Werte als auf der Herfahrt. Das muß in Betracht gezogen werden.
    Ja, sagte Fuks; fast kam es mir so vor, als ob er echt geknickt war. Ja, aber auch Sie verstehen, daß uns Lumen, wenn wir nicht baldigst reisen, nichts als der Freitod bleibt.
    So düster dürfen Sie die Dinge doch nicht sehen, sagte Elektra, für Sie kann alles noch zu einem guten Ende kommen.
    Kann, sagte Fuks, muß, soll, wird. Aber kann ist nichts.
    Doch, sagte Elektra, in kann liegt alles drin, ich bin sehr zuversich t lich.
     
     
    25
    Ich vergleiche Elektra mit den Chefs auf den beiden Raumschiffen, die ich rettete. Phobos, der Alte, der niemals ohne Haferflocken und ohne Rettichsaft aufstieg, verzichtete in der prekären Situation auf seinen Rettichsaft. Der Chef des ändern Raumschiffs, Krösos, lief, als die Lage angespannt war, im offenen Netzhemd umher; wir konnten seine ge l ben Brusthaare bewundern, die vor Schweiß trieften; also ein Ko m mandant, der sich vor Sorgen aufrieb. Aber Elektra verzichtete nicht auf den Tee, sie saß auch nicht schlampig da, sie zog ihre Augenbrauen genauso schwungvoll und genauso sauber nach wie immer, so daß ich heute denke, sie wollte mir damit beweisen, daß ihre Hand nicht zitte r te.
    Gleichzeitig sagte sie: Alles Unwesentliche lassen wir fallen. Und das bezog sich auf die Arbeitsgänge, die auf der Erde für so ein Unterne h men wie unseres nötig gewesen wären.
    Weißt du, sagte sie, auf der Erde liegt es daran, daß es zuwenig zu tun gibt. Daher machen sich die meisten unnötige Arbeit. Wir haben so viel zeitsparende Einrichtungen, daß wir Zeit vertun. Mancher wird nicht gerade erfreut sein, wenn wir hier in kürzerer Zeit fertig werden. Also, Merkur, hier sind die Daten für den Umbau. Geh gleich mal ‘ran. Denk auch daran, daß du hier nicht in deiner Reparaturwerkstätte bist. Also, ein bißchen Tempo kannst du ruhig vorlegen. Als ich mal meinen Computer in euern Betrieb gab, hat es ein halbes Jahr gedauert.
    Wenn es nicht dauert, nimmt einen ja keiner für voll, sagte ich, dann denkt gleich jeder, man hätte gepfuscht.
    Wir sind hier nicht auf der Erde, sagte Elektra, du darfst also aus dir herausgehen.
    Das mache ich auch, aber wahr ist, daß man, um etwas zu reparieren oder umzufunktionieren, nicht jedesmal in einer prekären Situation sein sollte. Das wäre nervlich doch etwas aufreibend, und ich würde meine Mache bei dem Computerreparaturbetrieb dann aufgeben.
    Als ich den Schwimmer fertig hatte, zitterten mir die Hände; ich hatte es in einem halben Tag hingekriegt. Ein halber Tag war bei der Prüfung im Raumschiff vergangen.
    Nun stellte sich bei mir der Feierabendreflex ein. Ich sagte, jetzt leg ich mich erst mal ins Wasser.
    Noch nicht, sagte Elektra, zuerst lassen wir unsern kleinen Kollegen schwimmen.
    Weißt du, sagte ich, damals, als ich die beiden Raumschiffe rettete, hatte ich immerhin Rettichsaft. Ich kann mich ärgern, daß ich ihn nicht mitgenommen habe, als wir heute im Schiff waren. Hast du nicht noch ein paar Tropfen?
    Noch eine halbe Ampulle, sagte Elektra. Die teilen wir uns, wenn das Ding angekommen ist. Oder meinst du, wir sollten erst trinken, wenn es die Alge mitbringt?
    Sie war sich ganz sicher, daß wir den Saft erst bei Erscheinen der Alge trinken sollten, aber sie überließ es mir zu entscheiden.
    Wie sie wahrscheinlich nicht anders erwartet hatte, sagte ich, wenn die Alge kommt, trinken wir, gut.
    Es waren nachher wirklich nur ein paar Tröpfchen, und das ist g e messen an dem Ereignis, daß wirklich die Alge bei uns erschien, Alge n fetzen natürlich, aber grün, wenn auch nicht so hellgrün wie der Saft der Prudenten, sondern kaviargrün – an diesem Ereignis gemessen, sind ein paar Tröpfchen alter Hennessy nichts. Es war eine Schande, daß wir das Ereignis nicht besser würdigen konnten.
    Ich seh noch Elektra. Prost, Merkur, und nun zum letzten Teil.
    Ein Chef muß auch feiern können, und wenn es bloß ein paar Tröp f chen sind, die schon auf der Zunge einsickern und gar nicht erst die Speiseröhre runterlaufen, und nur eine halbe Minute, wie Elektra feie

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