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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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fertig, Merkur? Bi t te, reich mir schnell das Ergebnis.
    Es war also nicht nur eine langweilige, sondern auch eine niedere A r beit, Merkur Erdenson als Computerknecht.
    Und das steht bestimmt in keiner Enzyklopädie. Als ich es nach drei Tagen satt hatte, warf ich mich aufs Bett, Bauch nach unten. Bis wir das alles ausgerechnet haben, sind die Prudenten an Vitamin-P-Mangel ei n gegangen. Das ist doch Wahnsinn, was wir hier betreiben. Das kann Jahre dauern, bis wir überhaupt wissen, wo die Alge schwimmt. Das konnte auch nur dir einfallen, Elektra, das alles pinselig zu berechnen, streng wissenschaftlich; aber ich will dir sagen, die einzige Wissenschaft, die ich im Moment kenne, ist die Wissenschaft darüber, wie man einen Vorteil, den man besitzt, praktisch nutzt. Wir haben die Lumen doch in der Hand. Bitte, wenn ihr wollt, daß wir euch mitnehmen, gebt die Alge ‘raus. Dann hätten wir auch ein Argument für die Erde, wenn wir da plötzlich mit siebenundfünfzig Lumen ankommen, denn vor Freude werden sie denen bestimmt kein Kalb schlachten, wie es in grauen Vo r zeiten üblich gewesen sein soll, wenn abgehauene und vergammelte Söhne zurückkamen. Wir hätten dann die moralische Unterlage, daß wir im Austausch – diplomatisch, verstehst du – das Leben der Prudenten gerettet haben, und ich schlage vor, daß wir den Rechenkram hi n schmeißen und Fuks zum Tee einladen. Da legen wir die Karten auf den Tisch. Darauf hätten wir gleich kommen sollen. Mich packte wi e der der alte Abscheu vor Elektras Meteoritenkörnchensucherei. Nein, sagte ich, das kann ich nicht verantworten, was hier geschieht. Nicht alles läßt sich wissenschaftlich erfassen, nicht alles, Elektra, nicht alles läßt sich berechnen. Und ich dachte, du wirst zum Beispiel auch mit den scharfsinnigsten Annahmen und Schlußfolgerungen nicht ermi t teln, wie es dazu gekommen ist, daß Ludana und ich uns sympathisch wurden. Trotz deiner Scharfsinnigkeit weißt du es ja noch nicht einmal.
    Elektra hörte überhaupt nicht auf meine Worte. Sie las mit zusa m mengekniffenen Augen.
    Du wirst von deiner verdammten Rechnerei noch kurzsichtig werden, sagte ich.
    Da sagte sie, also das Bassin liegt eins-Komma-dreifünfsieben Kil o meter von hier.
    Unter den ollen Baracken etwa?
    Es ist anzunehmen, aber für unsere Berechnungen unwichtig, sagte sie.
    Wie sie das hinsprach, als ob es keine besondere Leistung wäre, das ausgerechnet zu haben, nur am Tisch, hören Sie mal, nur durch geistige Spekulation, nur mit einem kleinen Computer, einfachste Taschenau s gabe. Das fegte mich doch vom Bett. Ich fragte mich, ob Elektra nicht Anlage zur Prudentin hätte, eine Gemeinsamkeit war da vorhanden, keine großen Dankesbezeigungen für wissenschaftliche Erkenntnisse, kein Heldenrummel, aber ganz gefiel mir das nicht.
    Mädchen, Elektra, sagte ich, das ist historisch, was wir da geleistet h a ben, und wie wir geschuftet haben. Du sagst das so gleichgültig hin. In diesem Ergebnis steckt unser Schweiß.
    Hast du geschwitzt, Merkur? fragte sie.
    Und ob.
    Dann wirst du noch mehr schwitzen. Jetzt fängt die Arbeit erst an. Und zwar ist folgende Aufgabe zu lösen:
    a) Wie kommen wir unbemerkt an die Alge heran?
    b) Wie erhalten wir einen Teil der Alge?
    Als sie das so nüchtern sagte, fing ich an zu glauben, daß wir auch das herausbekommen würden, obwohl mir graute und ich nur Zahlen vor mir schwimmen sah.
    Ich blickte sie an. Ihr Gesicht war wieder so ähnlich wie in der Ka p sel, als sie dauernd Berichte zur Erde schickte, aber jetzt kam mir das pinselige Registrieren der Meteoritenkörnchen so vor, als ob es eine Übung für den Notfall gewesen war, wie die Spiele, die Medea Twin mit den Möglichkeiten betrieb.
    Ich sagte, vielleicht sollten wir uns die Alge jetzt mal ganz genau vo r stellen und auch den Weg, der zu ihr führt. Jetzt sollten wir etwas ko n kreter werden, dann fallen uns auch Möglichkeiten ein. Kannst du mir folgen, Elektra?
     
     
    24
    Unter irdischen Umständen ist es heute schwer, die wahre Qualität e i nes Chefs zu erkennen. Ob einer wirklich ein Chef ist, stellt sich erst heraus, wenn man mit ihm zusammen in einer Gefahr schwebt. Gefa h ren, in denen man sich ohne Chef nicht zu helfen weiß, sind auf der Erde und auch im kosmischen Nah- und Fernverkehr selten geworden. Es ist so geworden, daß jeder auf seinem Fachgebiet eine Art Chef ist, ohne den der Chef oder Kommandant oder Kapitän nichts anfangen kann. Daher muß man sich fragen, was ist

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